Eine Schutzmaske liegt auf einem Bahnstreig.
Inzwischen sind die meisten Corona-Regeln aufgehoben. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Gottfried Czepluch

Drei Jahre seit erster Infektion Zahlen, Fakten, Schicksale: So war die Corona-Pandemie in Sachsen-Anhalt

09. März 2023, 18:40 Uhr

Zum dritten Mal jährt sich am Freitag der erste bekannte Corona-Ausbruch in Sachsen-Anhalt. In dieser Zeit hat sich das Land stark verändert. Nicht nur, weil zeitweise auf noch nie dagewesene Weise das öffentliche Leben zum Erliegen kam. Immerhin: Inzwischen hat die Krankheit deutlich an Gefährlichkeit eingebüßt.

Es dauert lange, bis das Coronavirus Sachsen-Anhalt erreicht. Bereits Ende Dezember berichtet die Tagesschau über eine neuartige Lungenkrankheit, die in der chinesischen Stadt Wuhan ausgebrochen ist – in Sachsen-Anhalt wird der erste Fall erst am 10. März 2020 nachgewiesen. Doch dazu später mehr. Das Problem: In diesem Moment gibt es weder eine schützende Impfung noch eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung Covid-19.

Die Corona-Pandemie: Ein kurzer Überblick in Zahlen

Klar ist aber auch: Die drei Jahre seit dem ersten Corona-Fall in Sachsen-Anhalt haben dramatische Auswirkungen. Das zeigen allein die Zahlen. Fast jeder zweite Mensch im Land wird sich mit dem Virus infizieren. Hinzu kommen die Infektionen, die nicht in der Statistik auftauchen. Doch auch so melden die Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) seit Ausbruch der Pandemie knapp eine Million Infektionen (Gesamtbevölkerung: 2,18 Millionen) im Land. Zusätzlich werden knapp 6.300 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus erfasst.

Schnell bekommen bis dahin unbekannte Werte eine entscheidende Bedeutung: R-Wert, Positivrate oder Inzidenzwert. Damit wird die Zahl der Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage und pro 100.000 Einwohner angegeben. Sie wurde von Bund und Ländern mit Blick auf Kreise und kreisfreie Städte als maßgeblich für neue Einschränkungen in der Corona-Pandemie festgelegt.

Aussagekraft der Messwerte inzwischen gesunken

Nachdem jahrelang diese Messwerte – gesammelt und veröffentlicht vom RKI – rund um die Corona-Pandemie den Alltag bestimmt haben, hat die Aussagekraft der Zahlen zuletzt stark nachgelassen. Fachleute gehen inzwischen wieder von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus. Der Grund: Nicht alle Infizierten machen auch einen PCR-Test. Aber: Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Außerdem führen Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme regelmäßig zur Verzerrung einzelner Tageswerte.

Wann die Corona-Pandemie Sachsen-Anhalt erreicht hat

Am 27. Januar wird die erste Infektion in Deutschland registriert. Der Patient im bayerischen Kreis Starnberg hat sich wohl bei einer chinesischen Mitarbeiterin seines Unternehmens angesteckt, bei der nach ihrer Rückkehr aus China das Virus festgestellt wurde.

Es dauert aber noch über einen Monat, bis auch eine Infektion in Sachsen-Anhalt nachgewiesen wird. Am 10. März 2020 ist es dann so weit: Sachsen-Anhalt meldet den ersten Fall, damit sind nun alle Bundesländer betroffen. Bei einem Mann aus Halle sei Sars-CoV-2 nachgewiesen worden. Er sei kurz vorher aus Norditalien wiedergekommen, teilte das Gesundheitsministerium mit. Damals ist dort ein Schwerpunkt der Infektion in Europa.

Corona schränkt Leben weitgehend ein

Sofort werden in Sachsen-Anhalt eine Reihe von Maßnahmen angeschoben: Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) ruft außerplanmäßig seine Ministerinnen und Minister für den Folgetag zusammen, um Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu beraten.

Schnell werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Alltag spürbar: Unter anderem dürfen Schüler vorerst keine mehrtägigen Klassenfahrten antreten. Als erste Großstadt in Deutschland kündigt Halle an, alle Kindertagesstätten und Schulen zu schließen. Zudem werden alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt.

Kurz darauf stellt der Bundestag eine "epidemische Lage von nationaler Tragweite" fest. Diese erlaubt der Regierung, ohne Zustimmung des Parlaments Verordnungen zu erlassen. Auch in den Bundesländern gelten entsprechende Regeln. In der Folge werden in Sachsen-Anhalt 43 Corona-Eindämmungsverordnungen und Änderungsverordnungen erlassen, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.

Ziel: Überlastung des Gesundheitssystems vermeiden

Von Anfang an geht es auch darum, die Krankenhäuser im Land vor einer Überlastung zu schützen. Denn klar ist: Erkranken zu viele Menschen gleichzeitig, reichen die Betten in Kliniken und Krankenhäusern nicht aus, um alle zu behandeln. Knapp 15.800 Menschen sind 2021 mit einer nachgewiesenen Coronavirus-Infektion in einem Krankenhaus in Sachsen-Anhalt stationär behandelt worden. Das waren im Vergleich zu 2020 mehr als vier Mal so viele Patientinnen und Patienten mit knapp 3.700 nachgewiesenen Fällen, wie das Statistische Landesamt mitteilte.

Entlastung für die Pflegerinnen und Pfleger in den Krankenhäusern hat die Corona-Impfung gebracht. Sie senkt das Risiko, schwer an einer Infektion zu erkranken. Am 27. Dezember 2020 beginnen offiziell die Impfungen, zuerst für Menschen über 80 Jahren, Pflegeheimbewohner sowie Pflegekräfte und besonders gefährdetes Krankenhauspersonal. Inzwischen sind in Sachsen-Anhalt rund 75 Prozent der Menschen mindestens einmal geimpft.

Trotzdem mahnt das RKI auch weiterhin, die Corona-Impfung ernst zu nehmen. Die Impfung habe wegen ihrer hohen Schutzwirkung vor einem schweren Verlauf nicht an Bedeutung verloren.

Gesundheitsschäden und neue Krankheiten durch Corona

In Sachsen-Anhalt sind inzwischen mehr als 1,6 Millionen Menschen gegen Corona geimpft. In vier Fällen hat das Land bislang Gesundheitsschäden infolge von Corona-Impfungen anerkannt, teilte das Landesverwaltungsamt in Halle im Januar dieses Jahres mit. Demnach gingen bis zum 3. Januar 200 Anträge auf Anerkennung von Impfschäden ein, die sich auf 196 geimpfte Personen beziehen. Die Differenz zwischen den Zahlen erklärt sich dadurch, dass in Einzelfällen mehr als ein Antrag pro betroffener Person gestellt wurde.

Neue Krankheiten: Long Covid und Post Covid

Doch auch nach überstandener Corona-Infektion drohen weitere Gefahren. Menschen berichten immer wieder über Beschwerden, die länger als vier Wochen nach der akuten Erkrankung bestehen. Diese werden als "Long Covid" bezeichnet, bei der Unterform "Post Covid" dauern sie länger als zwölf Wochen an.

Bei der medizinischen Betreuung von Long-Covid-Patienten sind nach Einschätzung von Fachleuten mehr und besser abgestimmte Versorgungskapazitäten notwendig. Sinnvoll seien regionale Netzwerke zwischen spezialisierten Ambulanzen und niedergelassenen Ärzten, sagte die Ärztin Claudia Ellert von der Betroffeneninitiative Long Covid Deutschland auf dem ersten Kongress des Ärzte- und Ärztinnenverbandes Long Covid in Jena im Dezember 2022. An den rund 90 Spezialambulanzen bundesweit müssten Erkrankte zwischen sechs und neun Monate auf einen Termin warten.

Land macht Schulden für die Bewältigung der Pandemie

Mit dem Corona-Sondervermögen – also zusätzlichen Krediten – wollte Sachsen-Anhalts Koalition die Folgen der Pandemie abfedern. Das Paket in Höhe von 1,997 Milliarden Euro umfasst 63 Einzelmaßnahmen in Bereichen Gesundheit, Bildung, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.

Ausblick: Corona in Sachsen-Anhalt

Fachleute gehen davon aus, dass aus der Corona-Pandemie nicht nur in Sachsen-Anhalt eine Endemie geworden ist. So wird eine Krankheit bezeichnet, wenn sie in einer Region immer wieder in gewisser Häufung auftritt. Das trifft auf viele in saisonalen Wellen auftretende Infekte zu, zum Beispiel die Grippe.

Mit Blick auf Corona ist damit gemeint, dass Infektionswellen verglichen zur pandemischen Phase abflachen und für einen Großteil der Bevölkerung die Auswirkungen des Infektionsgeschehens weniger gravierend sind, weil es eine breit vorhandene Immunität durch Impfungen und/oder überstandene Infektionen gibt. Das Immunsystem ist nicht mehr mit einem neuartigen Erreger konfrontiert, es reagiert schneller und besser auf eine Infektion.

Corona: Keine Entwarnung

Es bedeutet aber nicht automatisch, dass eine Krankheit keine Probleme mehr bereitet – siehe Grippe, bei der es saisonal heftige Wellen mit Tausenden Toten geben kann. Zudem sind weitere überraschende Sprünge in der Virus-Entwicklung nicht ausgeschlossen. Über Covid-19 schreibt das Robert Koch-Institut (RKI), dass etwa bei Älteren und Vorerkrankten auch in Zukunft mit schweren Verläufen gerechnet werden müsse – daher könnten insbesondere in diesen Gruppen wiederholte Impfungen nötig werden.

Mehr zum Thema: Drei Jahre Corona in Sachsen-Anhalt

MDR (Hannes Leonard), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. März 2023 | 06:00 Uhr

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