Exklusive Zahlen für Sachsen-Anhalt Barmer: Pflegeheime waren Corona-Hotspots – und können es noch immer sein

24. Januar 2023, 13:59 Uhr

Pflegeheime sind Corona-Hotspots: Das war seit Ausbruch der Pandemie immer wieder zu lesen. Zahlen für Sachsen-Anhalt, die MDR SACHSEN-ANHALT exklusiv vorliegen, untermauern das. Danach haben sich auch Beschäftigte im Pflegeheim sehr viel öfter mit dem Virus infiziert als Menschen in anderen Jobs. Die Krankenkasse Barmer fordert, Konsequenzen zu ziehen.

In Sachsen-Anhalt sind Pflegeheime noch immer potenzielle Corona-Hotspots. Darauf hat die Krankenkasse Barmer aufmerksam gemacht. Landesgeschäftsführer Axel Wiedemann sagte MDR SACHSEN-ANHALT, in den Heimen befänden sich die besonders vulnerablen Gruppen. Sie bräuchten auch weiter Schutzkonzepte "mit Augenmaß".

Zahl der Corona-Infizierten im Pflegeheim im Januar 2021 besonders hoch

Zahlen, die die Kasse für ihren alljährlichen Pflegereport erhoben hat und die dem MDR exklusiv für Sachsen-Anhalt vorliegen, belegen das: Wer vollstationär gepflegt wird, hat sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie überdurchschnittlich oft mit dem Virus angesteckt. Einen besonders hohen Peak verzeichnete die Krankenkasse eigenen Angaben zufolge im Januar 2021, als der Anteil der Infizierten in vollstationärer Pflege deutlich höher war als im Rest der Bevölkerung.

Hat sich jemand erst einmal infiziert, so zeigen die Zahlen: Menschen mit Pflegegrad 5 sind besonders von Covid-19 gefährdet. Laut Barmer-Pflegereport war der Anteil der verstorbenen Infizierten, die Pflegegrad 5 haben, sehr viel höher als noch bei Pflegegrad 4. Die Krankenkasse führt das auf die höhere Vulnerabilität dieser Menschen zurück.

Dass die Zahlen für Pflegegrad 5 schon 2019 – also vor Ausbruch der Pandemie – auf einem ähnlichen Niveau wie 2020 und 2021 liegen, begründet die Barmer unter anderem mit Umstellungen in der Zählweise. Eine Sprecherin sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Pflegestufen seien 2017 in Pflegegrade umgewandelt worden. Das habe tendenziell zu höheren Einstufungen Pflegebedürftiger in den Jahren 2018 und 2019 geführt, hieß es. Wer dagegen neu in einen Pflegegrad eingestuft worden sei, sei vergleichsweise geringer eingestuft worden.

Weiter teilte die Sprecherin mit, dass mit der Umwandlung der Pflegestufen in Pflegegrade mehr Menschen Zugang zur Pflegeversorgung gefunden hätten, die nicht an unmittelbar tödlichen Erkrankungen leiden. Dadurch sei die Sterberate insgesamt gesunken, was sich vor allem in den Zahlen ab dem Jahr 2020 widerspiegele.

Die Zahlen untermauern außerdem, was viele Pflegefachkräfte seit Ausbruch der Pandemie geschildert haben: Für das Personal in den Heimen war die Pandemie eine große Herausforderung. Maßgeblich dafür verantwortlich sind die vielen Ausfälle, die in Heimen geschultert werden mussten. Für Sachsen-Anhalt zeigt der Pflegereport: Seit Ausbruch der Pandemie war der Anteil der krankgeschriebenen Pflegefachkräfte mehrfach deutlich höher als der aller anderen Beschäftigten. Allein auf dem Höhepunkt der Pandemie im März 2022 waren von je 1.000 Pflegefachkräften in den Heimen des Landes rund 19 aufgrund einer Covid-19-Diagnose arbeitsunfähig. In anderen Berufsgruppen war die Quote nur etwa halb so hoch.

Als Schlussfolgerung aus den Zahlen sprach sich Barmer-Geschäftsführer Wiedemann dafür aus, Zimmer in Pflegeheimen künftig nur noch mit einer Person zu belegen. Solche Pläne der Landesregierung unterstütze man ausdrücklich, sagte Wiedemann MDR SACHSEN-ANHALT. Zudem sprach er sich dafür aus, aus den Erfahrungen der Pandemie zu lernen. Dass Heime weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten würden, dürfe sich nicht wiederholen. "Das muss ein Lerneffekt für die Zukunft sein." Um das zu verhindern, brauche jedes Heim unter anderem stabilen WLAN-Anschluss.

MDR (Lucas Riemer, Luca Deutschländer)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 22. Januar 2023 | 19:00 Uhr

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