Finanzen Steuergewerkschaft will Steuererklärung für Beschäftigte praktisch abschaffen
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13. Juni 2023, 13:06 Uhr
In den nächsten Jahren werden auch Finanzämter und Steuerprüfer massive Personalprobleme bekommen. Die Steuergewerkschaft schlägt deshalb eine radikale Vereinfachung des Steuerrechts vor, die viele Steuererklärungen überflüssig macht sowie auf Eigenverantwortung und auf KI setzt.
- Steuergewerkschaft will mit höherem Pauschbetrag viele Steuererklärungen überflüssig machen
- Unternehmer sollen Steuer selbst ausrechnen und durch KI der Finanzämter prüfen lassen
- Bundesfinanzminister Lindner wird aufgefordert, das Thema zur Chefsache zu machen
Die Steuergewerkschaft hat sich für eine radikale Vereinfachung des Steuerrechts ausgesprochen und will Steuererklärungen für Beschäftigte und Rentner praktisch abschaffen. Der Bundesvorsitzende Florian Köbler sagte MDR AKTUELL, Finanzämter und Steuerberatungen "laufen in einen drastischen Fachkräftemangel hinein und wir werden im Jahr 2030 mit rund einem Drittel weniger Personal auskommen müssen". Darauf müsse man reagieren. "Unsere Forderung ist, die Quantität der Fälle für die Finanzämter zu reduzieren."
Köbler schlägt beispielsweise vor, den Arbeitnehmerpauschbetrag von derzeit 1.230 Euro zu erhöhen, sodass viele keine Steuererklärungen mehr abgeben müssen. Man müsse sich "ein bisschen davon verabschieden, in Deutschland eine unglaublich hohe Einzelfallgerechtigkeit durchzusetzen" und stattdessen durch Pauschalieren die Bürokratie abzubauen.
KI soll Steuerberechnung von Unternehmen prüfen
Zudem schlägt der Steuergewerkschafter vor, dass Unternehmen ihre Ertragssteuern künftig selbst veranlagen und an das Finanzamt zahlen: "Ich glaube es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig mehr zutrauen. Die meisten Unternehmer und Unternehmerinnen wollen steuerehrlich sein". Zugleich müsse man als Finanzamt nachschauen können. Unternehmen müssten den Finanzämtern mit Abgabe der Steueranmeldung Zugriff auf die Buchführung ermöglichen. Die Prüfung könnte dann Künstliche Intelligenz übernehmen. Mit ihr könne es "gelingen, große Mengen an Daten zu analysieren, aufzubereiten und die Steuer-Unehrlichen herauszufiltern".
Der Gewerkschafter rief Bundesfinanzminister Christian Lindner auf, das Thema zur Chefsache zu machen. Er räumte ein, das sei kein Projekt, das in diesem Jahr umgesetzt werde "und vielleicht auch nicht im nächsten Jahr". Aber man müsse sich Gedanken machen, wie man das Steuerrecht der Zukunft ausgestalte.
MDR (kos)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 13. Juni 2023 | 13:00 Uhr