Luftverkehrssteuer Ryanair-Rückzug: Experte vermutet politisches Kalkül der Airline
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12. Oktober 2024, 12:42 Uhr
Wegen zu hoher Standortkosten will sich Ryanair nach eigenen Angaben unter anderem aus Leipzig und Dresden zurückziehen. Auch der verkehrspolitische Sprecher der sächsischen CDU, Andreas Nowak, warf der Ampelregierung vor, der Luftfahrtbranche immer höhere Kosten aufzubürden. Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt sieht aber noch ganz andere Gründe für den Rückzug.
- Wegen zu hoher Standortkosten zieht Ryanair sich aus Dortmund, Dresden und Leipzig zurück.
- Die sächsische CDU macht für den Ryanair-Rückzug den Bund verantwortlich.
- Andere Gründe für den Rückzug sind laut Luftfahrtexperte Großbongardt: Flugzeug-Lieferengpässe und ein politisches Kalkül der Airlines.
Der Herbst ist in London vermutlich grauer als in Leipzig. Die Preise für einen Flug zwischen den beiden Städten allerdings sind äußerst freundlich. Schon ab 30 bis 40 Euro fliegt Ryanair nach London und zurück – zumindest noch.
Mitte 2025 reduziert der Billigflieger sein Angebot an vielen deutschen Flughäfen und zieht sich aus Dortmund, Dresden und Leipzig ganz zurück.
Hohe Summen für Luftverkehrssteuer
Ein herber Verlust für den Standort Mitteldeutschland, schreibt das sächsische Wirtschaftsministerium: "Vor allem die wegfallende direkte Anbindung der Messestadt Leipzig an die Metropole London ist ein bedauerlicher Verlust für den Wirtschafts- und Tourismusstandort Sachsen. Wir setzen darauf, dass es der Mitteldeutschen Flughafen AG gelingt, die gestrichenen Angebote trotz der derzeit schwierigen Marktsituation zu kompensieren."
Zu hohe Standortkosten im internationalen Vergleich – allen voran die deutsche Luftverkehrssteuer und höhere Flughafengebühren – hatte Ryanair-Chef Eddie Wilson als Grund für das Aus genannt. Im Mai hatte die Bundesregierung diese Steuer um einige Euro pro Ticket erhöht.
Kritik an den Kosten für die Airlines
Eine fatale Entscheidung, sagt Andreas Nowak, verkehrspolitischer Sprecher der sächsischen CDU-Fraktion. Denn sie benachteilige deutsche Flughäfen und damit auch deutsche Flugreisende: "In Schweden, in Polen, in Ungarn, also in anderen EU-Ländern ist das offensichtlich nicht so ein großes Thema. Wir haben erst um die 80 Prozent der Vor-Corona-Kapazitäten im Flugverkehr wieder aufgebaut. Das liegt an den hohen Kosten, die die Ampelregierung der Flugverkehrswirtschaft aufbürdet."
Ralf Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, bestätigt: Das Problem der hohen Kosten haben alle deutschen Flughäfen: "Airlines in ganz Europa sagen uns an den deutschen Flughäfen: 'Sorry, wir müssen hier Geld verdienen und das können wir am schlechtesten an euren Flughäfen. Deshalb fliegen wir woanders in Europa.'"
Lieferengpässe bei Boeing
Höhere Steuern und Gebühren in Deutschland seien nur die halbe Wahrheit, sagt hingegen der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt. Dass einige Airlines ihre Flotten aus Deutschland abzögen, liege daran, dass sie weniger Flugzeuge hätten als sie brauchen – im Fall Ryanair etwa, weil Boeing die bestellten Jets noch nicht liefern konnte. Deshalb würden die vorhandenen Flugzeuge aktuell nur dort abheben, wo der höchste Profit winke.
Sofern die mitteldeutschen Flughäfen den Verlust kurzfristig auffangen könnten, würde Ryanair aber sicher zurückkehren, vermutet Großbongardt: "Ganz sicherlich wird Ryanair zurückkommen, sobald die Kapazitätsnöte behoben sind. Denn Deutschland ist mit 80 Millionen Einwohnern und einem hohen Verkehrspassagieraufkommen ein attraktiver Markt, den Ryanair ganz sicherlich nicht außen vor lassen wird."
Politisches Kalkül der Airlines
Die Zeiten, in denen Flüge nur eine Handvoll Euro kosten, seien perspektivisch ohnehin vorbei, sagt der Luftfahrtexperte voraus. Eine Steuer von 15 Euro pro Ticket würde in Zukunft nicht mehr so krass ins Gewicht fallen.
Hinter dem Abzug von Ryanair vermutet Großbongardt deshalb auch politisches Kalkül: "In Schweden hat es Ryanair geschafft, mit der Drohung, sich aus Schweden zurückzuziehen, die Luftverkehrssteuer zu killen." Dann habe Ryanair 100 Millionen Euro investiert. "Da ist also auch ein Stück politische Erpressung dabei, denke ich", sagt Großbongardt.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 12. Oktober 2024 | 06:04 Uhr