Wildgänse fliegen am Himmel über dem Oderbruch, während sich im Hintergrund ein Windrad dreht.
Wildgänse am Himmel über dem Oderbruch, im Hintergrund ein Windrad Bildrechte: picture alliance/dpa | Patrick Pleul

Windenergie Windkraftbranche sieht Anlagen mit Vogelschutz im Einklang

19. Mai 2023, 07:58 Uhr

Die Windkraftbranche ist Vorwürfen entgegengetreten, zu wenig für den Vogelschutz zu tun. Der Chef des Bundesverbands WindEnergie, Wolfram Axthelm, sagte MDR AKTUELL, bei bestimmten Wetterlagen zu bestimmten Jahreszeiten würden Windräder gestoppt. Gleichzeitig teste man sehr intensiv Antikollisionssysteme.

Jedes Jahr sind schätzungsweise fünf Milliarden Zugvögel zwischen Europa und Afrika unterwegs. Rund 240 Arten haben Experten allein in Deutschland registriert. Auf ihrem Weg zu uns treffen sie auch auf Windkraftanlagen.

Und da wird es gefährlich, erklärt Dominik Auch vom Naturschutzbund Deutschland: "Bei schlechten Sichtverhältnissen kann es auf jeden Fall passieren, dass Vögel in größerer Zahl verunglücken. Gerade wenn man an die Rotorblattgeschwindigkeiten denkt. Das sieht vielleicht aus der Ferne nicht so schnell aus, aber wenn man bedenkt, dass diese Blattspitzen Geschwindigkeiten von knapp 400 kmh erreichen können, und gerade im Offshore-Bereich häufig nicht so gute Sicht ist und die Wetterbedingungen schwierig sind, können auch erhebliche Kollisionsrisiken auftreten."

Windparks in Vogelrouten

Auch Onshore, also auf dem Festland, sind diese Probleme bekannt. Und da prallen zwei ökologische Interessen aufeinander: einerseits die Nutzung der Windenergie zur Rettung des Klimas, zum anderen der Vogelschutz.

So werden zum Beispiel auch in anerkannte Vogelzugrouten in der Ostsee Windparks hineingebaut, sagt Dominik Auch: "Und parallel zu den Ausbauzielen der Windenergie werden die nationalen Arten-Hilfsprogramme massiv gekürzt, quasi halbiert, obwohl diese eigentlich genau dazu da sein sollen, Arten, die von der Energiewende gefährdet werden, zu schützen. Das heißt, es wird am Naturschutzende gekappt und auf Industrieseite weiter massiv gefördert und das hat einfach überhaupt nicht mehr die Balance."

Windkraftbetreiber forschen an neuen Systemen

Betreiber von Windkraftanlagen sehen das anders. Sie weisen darauf hin, dass zum Schutz der Vögel schon viel unternommen wird. So wisse man heute, ähnlich wie bei der Wetterbeobachtung, schon etwa zwei Tage im Voraus, wann Vögel wo unterwegs seien, sagt Wolfram Axthelm, Chef beim Bundesverband WindEnergie: "Wir gehen im Moment mit pauschalen Abschaltzeiten um, wo einfach gesagt wird, bei bestimmten Wetterlagen in bestimmten Jahreszeiten wird die Anlage nicht betrieben, weil man das Risiko sieht, dass mit bestimmten Vogelarten oder Fledermausarten etwas passieren könnte."

Axthelm zufolge wird derzeit auch intensiv an Antikollisionssystemen geforscht. Das sind technische Systeme, die Vögel erkennen. "Ich denke, dass man da in den nächsten drei, vier Jahren einen Durchbruch erzielen wird", so Axthelm.

Sachsen verweist auf bestehende Regeln

In Sachsen zum Beispiel kommt schon heute ähnliche Technik zum Einsatz. Hier verweist Robert Schimke vom Umweltministerium auf die Vorgaben aus dem Bundesnaturschutzgesetz. Außerdem werde schon bei der Planung von Windenergieanlagen auf Vogelrastkorridore, Zugkorridore und Brutgebiete geachtet.

Robert Schimke sagt: "Das regeln wir als sächsisches Umweltministerium mit einem eigenen Leitfaden ‚Vogelschutz an Windenergieanlagen‘. Schon bei der Planung von Windenergieanlagen wird geschaut, gibt es zum Beispiel Vogelrastkorridore oder Zugkorridore, gibt es Brutgebiete. Es gibt inzwischen aber auch schon Anlagen, die Vogelflug erkennen können und von alleine abschalten. Das heißt, auch die Technik kann hier zum Vogelschutz beitragen."

Darüberhinaus würden Windräder auch während der Ernte zeitweise abgeschaltet. So werde ausgeschlossen, dass Vögel durch die Ernte angelockt werden und so mit den Rotoren von Windrädern kollidieren.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 19. Mai 2023 | 06:30 Uhr

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