Einkaufspreise Darum ist Gemüse jetzt so teuer
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06. April 2023, 17:54 Uhr
Ob Tomaten, Möhren, Salat: Gemüse hat dieses Jahr Rekordpreise erreicht. Die teuren Gurken waren im März in aller Munde. Als nächstes könnte der Weißkohl dran sein, sagt Gabriele Held von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft. Wir haben sie auch gefragt, für welche Gemüsesorten Preisentspannung in Sicht ist.
Rekordpreise bei Gurken und Blumenkohl
Frisches Gemüse ist in den letzten Monaten stark im Preis gestiegen. 2022 musste dafür im Vergleich zum Vorjahr laut Statistischem Bundesamt bereits 10,7 Prozent mehr bezahlt werden. Bei Gurken betrug der Anstieg sogar 26 Prozent. Anfang des Jahres zog der Preis hier sogar nochmals an: Zeitweise wurden in Lebensmittelgeschäften und auf Wochenmärkten etwa 2,50 Euro bis drei Euro für eine Salatgurke verlangt. 3,29 Euro rief gar ein Supermarkt in Hamburg auf, was für viel Empörung sorgte. Blumenkohl ging laut "Focus" dieses Jahr bereits zu einem Stückpreis von 6,99 Euro über den Ladentisch.
Import-Lieferketten ins Stocken geraten
Um den Bedarf an Gemüse zu decken, ist Deutschland auf Importe angewiesen, denn nur 35,6 Prozent kommt aus dem heimischen Anbau auf den Markt. Gurken werden hauptsächlich aus Spanien, Belgien und den Niederlanden importiert. Im Januar und Februar war es hier zu Lieferengpässen gekommen.
In Spanien führten ungewöhnlich kalte Wintermonate mit Temperaturen von bis zu minus 16 Grad zu Ernteausfällen. Das zog auch die Gurken in Mitleidenschaft, die dort in nicht beheizten Gewächshäusern angebaut werden. "Wenn die Außentemperaturen niedrig sind, ist es auch in den Folienhäusern kalt. Die Kulturen wachsen einfach nicht", sagt Gabriele Held von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft. Das Angebot verringere sich dadurch und treibe die Preise in die Höhe.
Bei den Gurken aus Belgien und den Niederlanden lag der Fall etwas anders. Dort werden die Gewächshäuser beheizt. Um Kosten zu sparen, wurde der Anbau des Gemüses allerdings um ein bis zwei Wochen verschoben. "Aufgrund der hohen Energiepreise sind sie später in die Produktion eingestiegen", weiß die Agrarexpertin. Dies zeigte sich auch deutlich beim Tomatenpreis. Und wenn die Energiezufuhr gedrosselt wird, wachsen die Pflanzen zudem langsamer.
Verzögerungen in der heimischen Produktion
Auch hierzulande wurde später in die Produktion eingestiegen, um Kosten zu sparen. So hat auch im Frühgemüsezentrum Dresden-Kaditz die Gurkensaison in diesem Jahr mit Verzögerung begonnen. Durch den dann bereits höheren Sonnenstand über den Gewächshäusern konnte die Energiezufuhr verringert werden. "Die Gurken wurden am 8. Februar gepflanzt und damit eine bis anderthalb Wochen später als normal", sagt Geschäftsführer Klaus Grießig.
Im Frühgemüsezentrum Dresden-Kaditz werden auch Blumen und Pflanzen für den Gartenbau angebaut. Den größten Teil des Geschäfts, circa 60 Prozent, macht aber der Gemüseanbau aus. Ob Heizöl, Strom, Lohnkosten oder Dünger, vieles sei teurer geworden, das müsse auf die Ware allgemein umgelegt werden, um die Wirtschaftlichkeit zu erhalten, sagt Grießig. "Die Matten, auf denen die Pflanzen stehen, auch die Jungpflanzen sind um 40 Prozent teurer geworden. Es ist alles um 20 bis 40 Prozent teurer geworden und diese Kosten muss man weitergeben", erklärt Grießig.
Gemüse im Februar 2023 20,1 Prozent teurer als ein Jahr zuvor
Teurerer Diesel für den Traktor sorgt für höhere Transportkosten. Verpackungskosten sind gestiegen. Der 2022 auf zwölf Euro gestiegene Mindestlohn macht sich bemerkbar. Bei Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln fiel die Ernte vergangenes Jahr wegen der trockenen Sommermonate hierzulande geringer aus. Allein bei Kartoffeln war 2021 ein Minus von einer Million Tonne zu verzeichnen. Aktuell wird die eingelagerte Ware abverkauft. Je nach Angebot und Nachfrage schlägt diese Gemengelage bei den Gemüsesorten verschieden durch – in Form von höheren Preisen. Laut Statistischem Bundesamt war Gemüse im Frühjahr 2023 um rund ein Fünftel teurer als im Vorjahr.
Was bleibt teuer, was normalisiert sich?
Viele fragen sich: Wie sieht die Preisentwicklung für die kommenden Monate aus? Dazu wagt Gabriele Held von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft eine Prognose: "Ich gehe davon aus, dass Möhren und Zwiebeln hochpreisig bleiben. Weißkohl wird anziehen im Preis. Salatgurken und auch Tomaten werden in den nächsten Wochen ein bisschen günstiger. Auch der Blumenkohl aus dem Importbereich wird wieder erschwinglicher für den Verbraucher". Beim Eisbergsalat habe sich die Lage schon entspannt: "Es ist aber nicht so, dass man von Übermengen sprechen kann. Man deckt die Nachfrage gut ab."
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 04. April 2023 | 20:15 Uhr