Teure Tickets Familien schimpfen über Preise von Freizeitparks
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28. Juli 2024, 05:00 Uhr
Besucherinnen und Besucher beklagen hohe Preise in Freizeitparks. Viele Familien können sich den Besuch der Vergnügungsorte nicht mehr leisten. Doch auch bei den Betreibern ist der Frust groß. Steigende Ausgaben für Personal, Energie und Dienstleistungen treiben ihre Kosten in die Höhe.
- Die Preise von Freizeitparks empfinden viele Menschen als viel zu hoch, wie durch einen Beitrag auf der Facebook-Seite von MDR AKTUELL deutlich wurde
- Die Betreiber rechtfertigen Preiserhöhungen mit gestiegenen Kosten für Personal, Energie, externe Dienstleistungen und Lieferanten
- Der Preis für den Besuch eines Vergnügungsparks ist in den vergangenen Jahren laut amtlicher Statistik stark gestiegen, allein in diesem Mai im Durchschnitt um mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Vor Kurzem berichteten wir auf MDR.de, dass Gewitter und Hitze die Freizeitpark-Saison trüben. In die Vergnügungsparks der Region kämen wegen des wechselhaften Wetters nicht so viele Menschen wie in früheren Jahren. Nachdem wir diese Nachricht auf unserer Facebook-Seite geteilt hatten, erreichten uns hunderte Kommentare. Tenor: Nicht das Wetter sei schuld an ausbleibenden Besuchern, sondern zu hohe Preise.
Die Schlagzeile unseres Facebook-Beitrags lautete: "Freizeitparks klagen über geringe Besucherzahlen". Mehr als 1.300 positive Reaktionen erhielt darunter der trockene Kommentar: "Gäste klagen über zu hohe Eintrittskosten der Parks."
Eintrittspreise zu hoch, das Essen völlig überteuert.
Hunderte weitere Menschen machten ihrem Unmut darunter Luft. Ein Nutzer namens Tom Black schrieb: "Eintrittspreise zu hoch, das Essen völlig überteuert, Wetter hilft da auch nicht, und viele können sich das einfach nicht leisten." Katarina Budde kommentierte: "Keine Familie kann sich einen Tag im Freizeitpark noch leisten, alleine was die mittlerweile an Eintritt verlangen, ist unnormal." Und Markus Bode postete: "Die Preise für Tickets sind schon der Hammer. Das muss sich eine Familie erstmal leisten können. Dann noch Parken für einen Wucherpreis. Und drinnen im Park noch Essen und Trinken sauteuer."
Steigende Kosten, vor allem beim Personal
Die Geschäftsführungen von Freizeitparks aus der Region wehren sich auf Nachfrage gegen die Kritik. Sie verweisen ihrerseits auf steigende Kosten in vielen Bereichen. Der Leiter von Freizeitspaß Eckartsberga in Sachsen-Anhalt, Frank Ullrich, sagte etwa: "Es ist etwas blauäugig zu glauben, die allgemeine Preisentwicklung ist vor den Freizeitparks stehen geblieben. Auch hier sind die Kosten zum Teil explodiert." Konkret nennen die angefragten mitteldeutschen Parks steigende Kosten für Personal, Energie, externe Dienstleistungen und Lieferanten.
Jeder möchte weniger arbeiten und noch mehr verdienen, die Preise sollen aber stabil bleiben.
Der Freizeitspaß Eckartsberga direkt an der Grenze zu Thüringen zählt zu den kleineren Einrichtungen. Zu den Attraktionen gehören etwa ein Irrgarten und ein Geisterhaus. Bei Geschäftsführer Ullrich sorgt insbesondere das Thema Personal für Frust. Durch die Erhöhung des Mindestlohns hätten die Personalkosten einen "gewaltigen Schritt" gemacht. Ullrich weiter: "Jeder möchte weniger arbeiten und noch mehr verdienen, die Preise sollen aber stabil bleiben, wenn möglich noch günstiger werden", ärgert er sich.
Die Leitung des Freizeitzparks Plohn wünscht sich, dass Vergnügungsparks nicht einseitig als "Preistreiber" dargestellt werden. So könnten sich viele Familien auch das Restaurant, Kino oder Urlaubsreisen schwieriger als früher leisten. In all diesen Branchen müssten Privatunternehmen jedoch "unter den Rahmenbedingungen der aktuellen energiepolitischen, personalpolitischen und steuerrechtlichen Entscheidungen agieren".
Preise steigen stetig
Das Angebot an Parks in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist vielfältig. Kleineren Parks wie dem Freizeitspaß Eckartsberga oder dem Elbauenpark in Magdeburg stehen große Anlagen mit riesigen Fahrgeschäften wie der Freizeitpark Plohn oder Belantis in Leipzig gegenüber. Entsprechend unterschiedlich sind die Preise. Die folgende Tabelle gibt einen Eindruck:
Freizeitpark | Preis an der Tageskasse für Erwachsene | Preis an der Tageskasse für Kinder | Familienticket |
---|---|---|---|
Elbauenpark Magdeburg | 9 Euro | 5,50 Euro (bis 6 Jahre kostenfrei) | 11,50 – 20,50 Euro |
Freizeitspaß Eckartsberga | 13,50 Euro | 10,50 Euro | 0,50 Cent Rabatt pro Familienmitglied |
Saurierpark Bautzen | 17 Euro | 17 Euro (unter 4 Jahren kostenfrei) | 54 Euro |
Sonnenlandpark Lichtenau | 18 Euro | 18 Euro (unter 4 Jahren kostenfrei) | 62 Euro |
Kulturinsel Einsiedel - Die Geheime Welt von Turisede in Neißeaue | 18,50 Euro | 13,50 Euro (unter 4 Jahren kostenfrei) | - |
Pullman City Harz in Oberharz am Brocken | 25 Euro | 15 Euro | 60 Euro |
Freizeitpark Plohn in Lengenfeld | 39 Euro | 34 Euro (unter 4 Jahren kostenfrei) | - |
Belantis bei Leipzig | 44,90 Euro | 39,90 Euro (unter 4 Jahren kostenfrei) | - |
Während also der Eintritt bei Belantis in Leipzig für zwei Erwachsene und zwei Kinder an der Tageskasse bereits 169 Euro kostet, sind es in einem mittelgroßen Vergnügungspark wie im Sonnenlandpark lediglich 62 Euro – ohne Kosten für Parken, Essen und Getränke.
In den meisten Parks sind die Preise in den vergangenen Jahren gestiegen. So spricht der Freizeitpark Plohn von einem Plus von 1,- bis 1,50 Euro pro Saison. Im Sonnenlandpark kostet das Ticket ebenfalls einen Euro mehr als vor einem Jahr. Und auch im Saurierpark Bautzen stieg der Preis nach eigenen Angaben zuletzt jährlich um etwa einen Euro. Demgegenüber haben Belantis und der Freizeitspaß Eckartsberga die Preise diese Saison nicht erhöht. Die übrigen in der Tabelle aufgeführten Parks beantworteten unsere Anfrage nicht.
Dass sich der Besuch von Vergnügungsparks insbesondere in diesem Jahr kräftig verteuert hat, zeigen Daten des Statistischen Bundesamts. Laut Verbraucherpreisindex lagen die Preise im Mai 10,2 Prozent über dem Vorjahresmonat. Auf lange Sicht liegen die Preissteigerungen jedoch leicht unter der allgemeinen Teuerungsrate. So stiegen sämtliche Preise im Warenkorb seit 2020 um durchschnittlich 16,7 Prozent, der Besuch von Sport- und Freizeitveranstaltungen – so heißt die übergeordnete Kategorie – verteuerte sich im selben Zeitraum um rund 13 Prozent.
Deutliche Steigerungen bei Essen und Getränken
Hohe Preissteigerungen gab es darüber hinaus an den Imbissständen der Freizeitparks. So kostete zum Beispiel eine Portion Pommes im Saurierpark Bautzen 2021 noch 2,50 Euro, heute sind es 4 Euro – eine Steigerung um 60 Prozent. Im Freizeitpark Plohn stieg der Frittenpreis im selben Zeitraum von 3,50 auf 4,30 Euro, ein Plus von über 22 Prozent. Die Firma Wiegand Erlebnisberge, zu der etwa der Inselberg Funpark in Brotterode-Trusetal und der Erlebnisberg Altenberg gehören, musste die Preise für Speisen dieses Jahr um drei bis zehn Prozent anheben. In der Übersicht der Eintrittspreise sind die Erlebnisberge nicht aufgeführt, weil dort pro Fahrt auf der Rodelbahn gezahlt wird.
Mehrere Parks weisen in diesem Zusammenhang aber darauf hin, dass Gäste ihre Speisen selbst mitbringen dürfen. Mancherorts wird das sogar unterstützt durch die Einrichtung kostenloser Picknick- oder Grillplätze. Zudem stiegen die Preise nicht überall und nicht immer in diesem Ausmaß.
Besucherzahlen stabil
Doch sind die Preise insgesamt tatsächlich zu hoch für viele Familien? Ein Indikator dafür sind sicherlich die Besucherzahlen. Doch entgegen der vielen Facebook-Kommentare berichten die Freizeitparks nicht von sinkendem Publikumsinteresse. Zwar laufe diese Saison durch viele Unwetter wie berichtet nicht konstant. Dennoch melden alle Parks, die auf die MDR-Anfrage antworteten, alles in allem stabile Besucherzahlen.
Auch Studien zeigen bislang nicht, dass Vergnügungsparks an Beliebtheit einbüßen. Im Gegenteil: Laut Freizeitmonitor der Stiftung für Zukunftsfragen planten 2023 rund 38 Prozent der Befragten, mindestens ein Mal im Jahr einen Freizeitpark zu besuchen. Zehn Jahre zuvor, im Jahr 2013, waren es lediglich 30 Prozent.
Kritik vor allem an großen Parks
Es ist unklar, wie die Diskrepanz zwischen dem großen Unmut einerseits und stabilen Besuchszahlen andererseits zu erklären ist. Möglicherweise schaffen es die Freizeitparks, vermehrt andere Besuchergruppen als Familien anzusprechen, etwa Singles und Paare ohne Kinder oder Senioren.
Außerdem beziehen sich die konkreten Klagen über zu hohe Preise vornehmlich auf die großen Parks in Deutschland. In den Facebook-Kommentaren negativ genannt wurden mindestens einmal der Holiday Park Haßloch bei Speyer, das Phantasialand in Brühl und der Europa-Park in Rust. Häufig wird mit dreistelligen Eintrittspreisen für eine Familie argumentiert. Diese fallen aber in den kleineren angefragten Parks in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nicht an.
Essen mitnehmen, Tickets online kaufen
Schließlich ist plausibel, dass viele Familien nicht auf den Besuch des Vergnügungsparks verzichten wollen, aber dabei sehr auf die Kosten achten. So lässt sich wie erwähnt viel Geld sparen, wenn Familien Essen und Getränke in den Park mitnehmen.
Und auch die Ausgaben für Tickets lassen sich drücken. So sind die vorab online gekaufte Karten zum Teil wesentlich günstiger als an der Tageskasse. Bei Belantis kostet das Onlineticket für Erwachsende zum Beispiel bis zu 12 Euro weniger. In der Woche oder außerhalb der Ferien kostet es mancherorts weniger. Hinzu kommen weitere Rabattaktionen. So haben in den allermeisten Parks Geburtstagskinder freien Eintritt.
Der mitteldeutsche Branchenprimus Belantis schreibt von zahlreichen Möglichkeiten, vergünstigte Tickets zu erwerben, "um sicherzustellen, dass nahezu jede Familie die Möglichkeit hat, uns zu besuchen und eine schöne Zeit zu verbringen".
Die Branche wirbt politisch darüber hinaus dafür, die Mehrwertsteuer für den Besuch von Freizeitparks zu senken. Der Ticketpreis enthält derzeit den vollen Satz von 19 Prozent Mehrwertsteuer. Die Parks wollen nur sieben Prozent zahlen – so viel wie etwa auch Kinos oder Konzertveranstalter.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 26. Juli 2024 | 19:30 Uhr
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