Feiertag streichen? Wirtschaft hofft auf mehr Einnahmen, DGB blockt ab
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18. März 2025, 10:35 Uhr
Für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist das Frühjahr angenehm: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Tag der Arbeit sorgen für einige freie Tage. Insgesamt gibt es neun nationale Feiertage in Deutschland. Aus der Wirtschaft grummelt es da manchmal. Experten meinen, schon ein Feiertag weniger könnte dem Staat Milliarden Einnahmen bringen.
- Ein bundesweiter Feiertag weniger könnte der Wirtschaft acht bis elf Millionen Euro mehr einbringen.
- Der Ifo-Präsident Clemens Fuest meint, für das Sondervermögen wäre eine Streichung angemessen.
- DGB: Mehr Stress für Arbeitnehmer führt zur Abnahme der Produktivität.
Neun nationale Feiertage gibt es in Deutschland. Würde einer gestrichen werden, könnte das mehr Einnahmen für den deutschen Staat bringen. Denn ein zusätzlicher Arbeitstag erzeugt mehr Wirtschaftsleistung. Dadurch würde das Bruttoinlandsprodukt leicht ansteigen und damit auch die Steuereinnahmen.
IHK Leipzig hält Debatte für überfällig
Je nach Berechnung geht es um acht bis elf Milliarden Euro pro Tag. Geld, das Deutschland angesichts niedriger Konjunktur, des klammen Bundeshaushalts und hoher Ausgabenlast brauche – meinte zuletzt die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer im "Spiegel"-Magazin. Ein Vorschlag mit dem sie bei der IHK Leipzig offene Türen einrennt. So erklärt Hauptgeschäftsführer Fabian Magerl: "Ein Tag, acht Milliarden Euro, da muss man lange für stricken und offen gestanden: Solche Signale sind überfällig." Das habe Frau Professor Schnitzer sehr gut gemacht.
Dem kann der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB nicht zustimmen. Feiertage seien keine Luxusgüter, sagt DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel: "Die sind ein ganz zentraler Bestandteil unserer Arbeiterkultur und tragen natürlich zur Erholung und zur Produktivität der Beschäftigten bei. Das ist wieder ein Aufsitzen auf dieses Pferd, dass in Deutschland zu wenig gearbeitet wird. Wir halten das für falsch. Arbeitnehmer leisten bereits einen erheblichen Beitrag – auch über ihre regulären Arbeitszeiten hinaus. Das zeigt ja die hohe Anzahl an Überstunden."
Wir halten das für falsch. Arbeitnehmer leisten bereits einen erheblichen Beitrag – auch über ihre regulären Arbeitszeiten hinaus.
Ifo-Präsident: Streichung wäre für Sondervermögen sinnvoll
Doch auch Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung hatte sich vor kurzem für die Streichung eines Feiertags ausgesprochen. Dabei gehe es ihm nicht nur um Geld. Es gehe auch um die zahlreichen Aufgaben, die sich Deutschland derzeit stellten: "Wir wollen die Rüstung ausdehnen, weil wir uns sichern müssen gegen externe Bedrohungen. Wir bekommen jetzt ein großes Sondervermögen Infrastruktur. Da werden jetzt viele Schulden aufgenommen."
Fuest meint, davon könne man noch keine Infrastruktur bauen, sondern jemand müsse die Arbeit wirklich leisten, damit auch vermehrt gebaut werden könne. "Also die Leistungsfähigkeit unserer Volkswirtschaft ist begrenzt. Und wenn wir mehr Infrastruktur wollen, wenn wir mehr Rüstungsgüter wollen, dann müssen wir mehr arbeiten."
DGB: Streichung führt zu Abnahme der Produktivität
Fuest ist leidenschaftslos, ob ein nationaler Feiertag aufgegeben wird oder ob jedes Bundesland einen Feiertag bei sich einzeln streicht, etwa den Buß- und Bettag in Sachsen oder den Weltkindertag in Thüringen. Anja Piel vom DGB hat Zweifel, ob weniger Feiertage auch zu mehr Arbeit führen werden. "Das führt am Ende des Tages zu noch einer höheren Arbeitsbelastung. Und wir wissen aus Erfahrung und aus den Zahlen, dass das zur Abnahme der Produktivität führt."
Wir wissen aus Erfahrung und aus den Zahlen, dass das zur Abnahme der Produktivität führt.
Die Debatte ist nicht zum ersten Mal aufgeflammt. Sollte dieses Mal tatsächlich ein Feiertag gestrichen werden, bliebe die Frage, welcher. In einer Umfrage von YouGov aus dem Jahr 2021 war der Tag der Deutschen Einheit unter den bundesweiten Feiertagen der am wenigsten beliebte. Aber ob Deutschland auf seinen Nationalfeiertag zum Wohle der Wirtschaftskraft verzichten würde – darf angezweifelt werden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 18. März 2025 | 07:12 Uhr