Bundesnetzagentur Internet-Nutzer sollen per App Datengeschwindigkeit prüfen können
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18. Juni 2024, 05:00 Uhr
Die Bundesnetzagentur möchte es Nutzern von mobilen Daten erleichtern, Schadenersatz einzufordern, wenn das Internet langsamer lädt als vertraglich vereinbart. Dafür plant sie eine App. Doch als "zu langsam" gelten der Verbraucherzentrale zufolge sehr niedrige Werte. Die Netzanbieter sehen ein Problem in Faktoren, die sie nicht beeinflussen können.
- Die Bundesnetzagentur will zum Jahreswechsel eine App anbieten, die Internet-Nutzern anzeigt, ob ihre Daten-Geschwindigkeit der ihres Vertrages entspricht, um gegebenenfalls Schadenersatz einzufordern.
- Die Verbraucherzentrale kritisiert, dass die als ausreichend akzeptierten Geschwindigkeiten zu niedrig seien.
- Die Netzanbieter selbst bemängeln, dass die geplante App nicht alle Faktoren beachte, die die Geschwindigkeit beinflussen.
In der Bahn, beim Waldspaziergang oder im Büro. Irgendwo hatte jeder schon das Gefühl: Meine Mobilfunkverbindung ist schlecht. Dabei dürfte das eigentlich kaum vorkommen. Denn die Verträge fast aller Anbieter versprechen eine bestimmte Datengeschwindigkeit. Wird die nicht erfüllt, hat man Anspruch auf Schadenersatz.
Der Verbraucherzentrale sind die Schwellenwerte zu niedrig für ausreichende Internet-Geschwindigkeit
Die Bundesnetzagentur will Nutzern nun dabei helfen, diesen durchzusetzen, sagt Präsident Klaus Müller: "Deshalb wird es so sein, dass wir Richtung Jahreswechsel eine App anbieten werden. Und dann müsste man mit dieser App dreißig Messungen durchführen. Das sind jeweils sechs auf fünf Tage verteilt. Und dann überprüft diese App: Wie gut ist in der Lebenssituation, in der ich gerade bin, meine Qualität und entspricht das dem, was ich tatsächlich an Mobilfunkqualität bekommen sollte.
Das klingt erst einmal gut, trotzdem ist Felix Flosbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen enttäuscht. Denn nach derzeitigen Plänen sollen auf dem Land schon zehn Prozent des vertraglich vereinbarten Datentempos ausreichen, damit die Verbindung noch als ausreichend gilt. Erst darunter würde ein Anspruch auf Schadenersatz greifen. "Ja, wir finden, dass der Vorschlag, den die Bundesnetzagentur hier gemacht hat, dass der eigentlich doch sehr zu Lasten der Verbraucher geht. Und es dann eigentlich keinen Anreiz gibt, dass die Anbieter schauen, dass ihr Netz wirklich gut funktioniert und nicht nur zu zehn Prozent, wie es jetzt das Tool beziehungsweise die Vorgabe der Bundesnetzagentur vorsieht."
Mobilfunkanbieter haben nicht immer Einfluss auf Geschwindigkeit
Änderungen wünschen sich auch die Mobilfunkanbieter selbst, zusammengeschlossen im Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM). Geschäftsführer Frederic Ufer hält dreißig Messungen über die App für zu wenig, um eine verlässliche Aussage über die Verbindungsqualität zu treffen. Denn es gebe Lebenssituationen, da könne der beste Anbieter keine schnelle Verbindung absichern. "Viele dieser Faktoren, die dazu führen, dass wir eher einen negativen Blick auf den Mobilfunk haben, das sind halt physikalisch-technische Aspekte. Wenn wir in den Zügen unterwegs sind, wenn wir uns auf der Autobahn bewegen. Wenn wir in Zellen aktiv telefonieren, die besonders voll sind, weil wir in Innenstädten unterwegs sind. Also da gibt es ganz viele Aspekte, die ein Stückweit außerhalb der Einflusssphäre der Mobilfunknetzbetreiber liegen."
Die App könne auch nicht feststellen, ob sich der Kunde zur Messung in einem Keller aufhält, sagt Ufer. Deshalb wünsche sich die Branche eine standortgenauere Messung als vorgesehen. Das klingt alles sehr komplex. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass Mobilfunkverträge schon für zehn Euro im Monat zu haben sind. Monatlich kündbare kosten nur unwesentlich mehr.
Die App selbst wird zwar mitteilen, wenn das versprochene Datenvolumen nicht erreicht wird. Um Schadenersatz, sagt Bundesnetzagenturchef Müller, müsse man sich dann aber selbst kümmern: "Das können wir so nicht festlegen. Dafür haben wir leider keine gesetzliche Grundlage. Aber wir geben dem Nutzer, der Verbraucherin, dem Verbraucher die Möglichkeit festzustellen: Ist das jetzt hier ein gefühltes Ärgernis oder etwas, das man belegen kann. Dafür dient diese App."
In den kommenden Wochen können Verbraucherschützer und Netzanbieter noch ihre Einwände bei der Bundesnetzagentur vorbringen. Zum Jahresende will Agenturchef Müller die App zur Messung der Mobilfunkdaten offiziell vorstellen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 18. Juni 2024 | 06:17 Uhr
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