Sinkende Absatzzahlen Experten uneins über Wiederbelebung der Abwrackprämie
Hauptinhalt
24. September 2024, 07:57 Uhr
Die SPD hat vorgeschlagen, die Abwrackprämie wiederzubeleben. Wer seinen Verbrenner zugunsten eines E-Autos stilllegt, soll eine Prämie erhalten. Damit soll der Verkauf von E-Autos angekurbelt werden. Der Vorschlag kommt nicht überall gut an.
- Forscher Michael Krail findet die Abwrackprämie eine gute Lösung, um sinkenden Absatzzahlen entgegenzuwirken.
- Wirtschaftswissenschaftler Thomas Puls hält den Ausbau der Ladeinfrastruktur für einen besseren Weg.
- Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert die Abwrackprämie, weil der Pkw-Kauf nicht mit Steuergeldern unterstützt werden sollte.
Die Idee ist simpel: Laut einem Vorschlag aus der SPD-Bundestagsfraktion soll 6.000 Euro Prämie erhalten, wer seinen Verbrenner zugunsten eines neuen E-Autos stilllegt. Bei einem Gebrauchten soll es 3.000 Euro geben.
Kurzzeitige Lösung für sinkende Absatzzahlen
Michael Krail vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe steht dieser Idee durchaus aufgeschlossen gegenüber: "Die Abwrackprämie kann kurzzeitig der Automobilindustrie helfen, über die sinkenden Absatzzahlen – zumindest in diesem Jahr – hinwegzukommen. Sorgt aber dafür, dass wahrscheinlich in den kommenden Jahren etwas weniger Fahrzeuge abgesetzt werden."
Die Maßnahme habe aber auch einen Klimaeffekt, so der Forscher. Laut Krail entstehen durchschnittlich für jeden ersetzten Benziner oder Diesel durch ein batterieelektrisches Fahrzeug circa zwei Tonnen CO2 weniger. "Bei einer gewissen Menge an ersetzten Fahrzeugen sind das substantiell Einsparungen, die dem Sektor Verkehr bei den Treibhausgasbilanzen zugutekommen."
Verbesserung der Ladeinfrastruktur
Der Wirtschaftswissenschaftler Thomas Puls, der am Institut der deutschen Wirtschaft zu Verkehr und Infrastruktur forscht, ist dagegen von dem Vorschlag nicht so recht überzeugt: "Wenn es um den Erfolg der Elektromobilität geht, kommen wir besser damit zurecht, wenn wir an die Ladeinfrastruktur und an die Preise an der Ladeinfrastruktur rangehen, weil der Effekt länger anhalten wird als bei einer kurzfristigen Prämienförderung." Bei der Autoindustrie an sich sollte man besser an allgemeine Standortverbesserungen denken.
Die Gefahr, die Ladeinfrastruktur durch eine überzogene Förderung künstlich aufzublähen und damit unrentabel zu machen, sieht Puls – anders als Michael Krail – nicht: "Wir sind derzeit bei Elektroautos auf eine Käufergruppe fixiert, die ein Eigenheim und eine eigene Solaranlage hat. Wenn wir aber in den Massenmarkt hinein wollen, dann müssen wir die Kunden überzeugen, die an der Laterne parken."
Kritik von der Umwelthilfe
Bei der Deutschen Umwelthilfe hält man dagegen überhaupt nichts von der Idee, den Kauf von Pkw mit Steuergeldern zu unterstützen: "Dieser Vorschlag der SPD ist unsinnig und er würde nur dazu führen, dass Autokonzerne, die im Moment Rekordgewinne machen, weiterhin besonders hohe Gewinne machen", sagt Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur sollte in der Verantwortung von Privatkonzernen bleiben. "Wenn man Geld übrig hat für die Mobilität, sollte man das Geld dort ausgeben, wo die Menschen es brauchen: Zum einen, für die Stabilisierung des 49-Euro-Tickets, dass der Preis bestehen bleiben kann, und was wir dringend benötigen, ein stabileres, besseres Angebot an Bahn, Bus und Tram."
Resch bezieht sich auf die Ankündigung der Verkehrsminister der Länder, dass das Deutschlandticket ab 2025 deutlich teurer werden soll. Statt 49 Euro kostet es dann 58 Euro.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 24. September 2024 | 06:05 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/83ac0007-fd05-4bd3-983e-eff33f7ee6b2 was not found on this server.