Energiewende Windkraftbranche widerspricht AfD-Aussagen zu erneuerbaren Energien

08. Juni 2023, 09:31 Uhr

Der AfD-Parteivorsitzende Tino Chrupalla kritisiert die Windkraft als wirtschaftlich unrentabel und verweist auf die staatlichen EEG-Förderungen. Experten widersprechen ihm. Tatsächlich würden Windräder immer rentabler, staatliche Förderungen gingen zurück und einzelne Windparks kämen auch schon ohne sie aus.

AfD-Chef Tino Chrupalla nennt es eine Politik ins Blaue und meinte damit die Wende hin zu den erneuerbaren Energien. Gegenüber MDR AKTUELL wiederholt Chrupalla seine Äußerung aus dem Deutschlandfunk-Interview.

Schriftlich teilt er mit: "Bei Energie muss man den Erntefaktor berücksichtigen. Wieviel Energie stecke ich insgesamt hinein, wieviel bekomme ich am Ende heraus? Windenergie benötigt viel Material, erzeugt aber wenig Energie im Vergleich zu Kraftwerken. Nach wenigen Jahrzehnten hat ein Windrad seine Lebensdauer erreicht und muss aufwendig rückgebaut werden."

Steffen Kotré pflichtet seinem Parteichef bei. Auch der energiepolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag hält Windräder für wirtschaftlich nicht rentabel.

"Windkraftanlagen sind hochsubventioniert", sagt Kotré: "Wir sehen es ja auch allein schon daran, dass sie allein über das EEG Geld von Stromkunden bekommen müssen, damit sie überhaupt Strom liefern. Wir sagen ja immer, wenn die Windenergie so wettbewerbsfähig wäre, dann könnte man ja auch das EEG beenden." Das Erneuerbare-Energien-Gesetz soll Solar- und Windenergie attraktiver machen. Es legt Vergütungssätze für diejenigen fest, die Ökostrom produzieren und in das Stromnetz einspeisen.

Seit Anfang des Jahres gilt eine Neufassung des EEG, wonach etwa neue Photovoltaikanlagen besser gefördert werden. Die sogenannte EEG-Umlage, die Stromkunden für den Ausbau der Erneuerbaren Energien bezahlt haben, gilt bereits seit letztem Sommer nicht mehr.

Bundesverband: Windkraft heute leistungsfähiger

Für Wolfram Axthelm gehören die Äußerungen von Kotré und Chrupalla ins Reich der Mythen. Er ist Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie und sagt: "Wir haben heute in Deutschland 30.000 Windkraftanlagen an Land stehen. Die haben eine durchschnittliche Leistung von 1,8 Megawatt pro Anlage. Die neuen Anlagen, die gerade gebaut werden, haben eine Leistung von 5,3 Megawatt. Und mit diesem Sprung in der Anlagentechnologie zu einer höheren installierten Leistung pro Anlage ist verbunden, dass man bei viel niedrigeren Windgeschwindigkeiten als noch vor 15 Jahren heute Strom produzieren kann."

Dass Anlagen heute viel leistungsfähiger seien, sagt auch Hubertus Bardt. Er ist Energieexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. Gefördert würden Wind- und Solarenergie trotzdem noch, sagt Bardt.

"Wir haben aber eine deutlich niedrigere Förderung als in der Vergangenheit. Daraus kann man nicht ableiten, dass das Ganze keinen wirtschaftlichen Sinn machen würde. Gerade Photovoltaikanlagen können sich je nach Situation auch schon rechnen. Wir hatten Ausschreibungen für Windparks, die keine besondere Subvention mehr erfordert haben. Wir sind hier auf dem Weg zu einer Marktgängigkeit dieser Anlagen."

Bardt: Kosten des Klimawandels beachten

Außerdem müssten auch die Kosten des Klimawandels miteinbezogen werden. Wenn Deutschland seine Energie nicht klimafreundlicher produziere, erklärt Bardt, würden die Schadenssummen etwa durch extreme Wetterereignisse noch stärker steigen. Das berücksichtigt AfD-Chef Chrupalla nicht, wenn er erneuerbare Energien für unrentabel erklärt. Und dann – so sagen es Experten – seien sie inzwischen deutlich wettbewerbsfähiger.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. Juni 2023 | 06:00 Uhr

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