Fakecheck Jobcenter Auto
Falsche Nachrichten auf Tiktok machen Stimmung gegen Geflüchtete. Die Videos sind nur schwer wieder einzufangen. Bildrechte: Screenshot Tiktok/@nr81frankfurt

Faktencheck Faktencheck zeigt Wirkung: Urheber von Fake News löscht Tonspur bei Tiktok

29. August 2024, 10:23 Uhr

Ukrainer bekämen ein Auto vom Jobcenter bezahlt, behauptet ein Autohändler bei Tiktok. Faktenchecks zeigen: Nur unter bestimmten Voraussetzungen ist diese Förderung möglich, unabhängig von der Nationalität. Der Video-Ersteller löscht daraufhin sein Video. Nach weiteren Nachfragen auch die Tonspur bei Tiktok.

Nastassja von der Weiden
Bildrechte: MDR/Markus Geuther

Bei Tiktok häufen sich Falschmeldungen und Fake-News. Ein Video, dessen Inhalt sich schon vor Monaten als falsch und tendenziös herausgestellt hat, kursiert trotzdem weiter auf der Plattform.

Auto vom Jobcenter nur für Ukrainer?

Ein Ukrainer bekäme vom Jobcenter Rotenburg ein Auto "geschenkt" – das empört einen Autohändler aus der Nähe von Bremen so sehr, dass er ein Video dazu dreht und bei Tiktok veröffentlicht.

Der Auto-Händler gibt zum Ende des Videos den Tipp, man solle den deutschen Pass abgeben und sagen, man käme aus der Ukraine, schon habe man viele Vorteile. Zum Beispiel: ein Auto. Er macht damit Stimmung gegen Geflüchtete und viele Kommentare sammeln sich unter dem Video.

Faktenchecker von Tagesschau und "Correctiv" haben sich das Video bereits Ende April angesehen und seine Aussagen widerlegt. Der Ersteller des Videos, ein Auto-Händler aus Oyten, hat seinen Beitrag daraufhin gelöscht. Er erklärt in einem langen Interview bei YouTube, dass er falsche Informationen leichtfertig verbreitet habe und entschuldigt sich.

Faktencheck: Förderungsbudget ist unabhängig von der Nationalität Wir haben eines der Reaktions-Videos bei Tiktok einem Faktencheck unterzogen und uns bestätigen lassen, dass die Angaben von "Correctiv" und Co. stimmen.

Die Bundesagentur für Arbeit erklärt auf MDR AKTUELL-Anfrage, Kosten für ein Auto "sind nur dann erstattungsfähig, wenn sie im Zusammenhang mit der beruflichen Eingliederung erforderlich sind", es zum Beispiel keine andere Möglichkeit gibt, um zum neuen Job zu gelangen. Dann kann ein sogenanntes Vermittlungsbudget zum Einsatz kommen.

Weiter erklärt die Sprechen: "Gefördert werden können grundsätzlich alle erwerbsfähigen Leistungsberechtigten von Bürgergeld und alle Arbeitslosen, das heißt für Personen mit und ohne Migrationshintergrund gleichermaßen."

Tonspur mittlerweile gelöscht

Dennoch kursiert es über hundert Mal als "Remix" oder "Stitch", das heißt als Reaktionsvideo, weiter bei Tiktok. Manche dichten in ihren Reaktionsvideos weitere Unwahrheiten dazu: Steuer und Versicherung müssten Ukrainer, die ein Auto vom Jobcenter bekommen, auch nicht zahlen.

Das Jobcenter in Rotenburg (Wümme) schreibt dazu: "Die KFZ-Steuer und KFZ-Versicherung dürfen vom Jobcenter nicht übernommen werden". Die Bundesagentur für Arbeit bestätigt das.

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Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Darauf angesprochen, warum der Autohändler sein Video, nicht aber die Tonspur bei Tiktok gelöscht habe, mit der weiterhin Videos erstellt und geteilt werden, die die Situation verzerren und falsch darstellen, wurde der Autohändler aktiv. Er hat daraufhin seine Tonspur entfernt.

Kommunikationswissenschaftler: "Kommentierenden Sofortismus" stoppen

Das Video beschäftigt ihn nun seit Monaten. Und: Er wolle gegen diejenigen klagen, die es weiter verbreiten, schreibt er. Er war vorschnell und hat aus einem Impuls, ohne die Fakten zu checken, gehandelt.

Der Kommunikationswissenschaftler Bernhard Pörksen formuliert beim Deutschlandfunk, man solle das Zögern und das Abwarten neu lernen, den Reflex des "kommentierenden Sofortismus" unterdrücken lernen.

Pörksen empfiehlt: "Erst den zweiten Gedanken denken, bevor man den ersten äußert." Solche Regeln seien zwar idealistisch. "Aber ohne ein nötiges Minimum an Idealismus kann auch eine liberale Demokratie und das kommunikative Miteinander nicht funktionieren."

Dieses Thema im Programm: Fakecheck bei Tiktok | 15. August 2024 | 12:00 Uhr

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