Volksbegehren Thüringer Franken wollen zu Bayern gehören

22. Mai 2017, 06:44 Uhr

Im Süden Thüringens wohnen keine Thüringer, sondern Franken. Das hat man in der Landeshauptstadt Erfurt viel zu lange ignoriert, finden einige Bürger und planen deshalb einen riesigen Coup: Der Altkreis Sonneberg soll Bayern zugeschlagen werden. Diese Pläne sind schon länger bekannt, aber jetzt folgt der nächste Schritt.

Die Unterschriftenlisten sind eingesammelt. Mehr als 1.000 Menschen aus dem fränkischen Thüringen haben unterschrieben, dass sie künftig lieber zu Bayern als zu Thüringen gehören wollen. Organisiert hat die ganze Aktion der Verein Henneberg-Itzgrund-Franken um seinen Vorstand Martin Truckenbrodt. Das Ziel: Ein Volksbegehren um die Zukunftsfrage Bayern oder Thüringen erzwingen.

Sobald alle Unterschriften von den Einwohnermeldeämtern geprüft worden seien, wolle der Verein den Antrag ins Bundesinnenministerium schicken, sagt Truckenbrodt. "Ich hoffe, dass der Bescheid aus Berlin noch vor den Sommerferien kommt. Aber ich kann überhaupt nicht einschätzen, wie lange das dort dauert." Noch diesen Sommer könnten dann 50.000 Menschen im Kreis Sonneberg an die Wahlurnen gerufen werden.

Gibt es nichts Wichtigeres?

Dass Thüringen aber wirklich einen Teil an Bayern abtreten muss, glaubt Innenminister Holger Poppenhäger nicht.

Niemand vor Ort, der Verantwortung hat, diskutiert das. Das ist ein rein mediales Ereignis. Ich finde wir sollten uns den wirklich wichtigen Entscheidungen zuwenden.

Holger Poppenhäger, Thüringens Innenminister (SPD)

Mit den "wichtigen Entscheidungen" meint Poppenhäger die Gebietsreform. Sonneberg soll mit Suhl, Hildburghausen und Schmalkalden-Meiningen einen Großkreis bilden. Betroffen wäre davon auch die Gemeinde Frankenblick.

Kein "rein mediales Ereignis"

Für die Menschen in Frankenblick ist die Frage Bayern oder Thüringen alles andere als ein - wie der Minister behauptet - "rein mediales Ereignis". Jeder hier hat eine Meinung dazu, wie sich bei einer Straßenumfrage zeigt:

  • "Bevor wir wieder zu Suhl gehören und Herr Ramelow eine kleine DDR neu gründet, finde ich schon, dass wir lieber nach Bayern gehen sollten."
  • "In unserer Firma orientieren uns ausschließlich nach Franken und Bayern. Mit Thüringen haben wir eigentlich nicht viel zu tun."
  • "Ich halte nichts davon. Ich bleibe lieber Sonneberger als Bayer."
  • "Ich mag die Bayern nicht. Hier ist es schöner gemacht."
  • "Wenn die Gebietsreform nicht wäre, dann wäre nie einer auf die Idee gekommen, dass die Region zu Bayern geht. Sie sollen die Struktur so lassen, wie sie ist, dann gibt es keine Probleme."

Eigentlich geht es um Aufmerksamkeit

An eine tatsächliche Abspaltung gen Bayern glaubt selbst der Verein Henneberg-Itzgrund-Franken eigentlich nicht. Vielmehr solle das Volksbegehren die fränkische Identität der Südthüringer endlich thematisieren, sagt Martin Truckenbrodt. "Die Menschen überlegen sich schon: Wieso werden die Coburger als Franken in Bayern bezeichnet und wir als Thüringer in Thüringen, obwohl wir denselben itzgründischen Dialekt sprechen?"

Neben der Identitätsfrage will der Verein aber auch ganz greifbare Dinge vorantreiben. Neueste Idee: Südthüringen soll dem starken Wirtschaftsraum "Metropolregion Nürnberg" beitreten. Dafür wirbt der Verein massiv bei Landräten und neuerdings auch mit einer Veranstaltungsreihe.

Metropolregion Nürnberg mit Sonneberg:

Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im: Radio | 22.05.2017 | 5:17 Uhr

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