Video | MDR AKTUELL: Hennigsdorfer Stahl ist auch bei der Magdeburger Brücke über den Damaschkeplatz das Problem. Werkstoffwissenschaftler Thorsten Halle erläutert es bei MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE. 5 min
Video | MDR AKTUELL: Hennigsdorfer Stahl ist auch bei der Magdeburger Brücke über den Damaschkeplatz das Problem. Werkstoffwissenschaftler Thorsten Halle erläutert es bei MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Hintergrund Jeder Stahlbeton kann marode werden – nicht nur mit Hennigsdorfer Stahl

18. April 2025, 17:08 Uhr

Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden am 11. September 2024 kam als Ursache besonders der zu DDR-Zeiten in unzähligen Brücken und anderen Gebäuden verbaute Stahl aus Hennigsdorf in das Gespräch. Doch ist nicht nur dieser ältere Stahl das Problem, noch überhaupt allein der Stahl im Beton.

Für die Probleme mit maroden Brücken und anderen Bauwerken ist nicht allein der zu DDR-Zeiten in Ostdeutschland fast überall verbaute Spannstahl aus Hennigsdorf verantwortlich. Auch anderer in Spannbeton liegender Stahl kann anfällig für die sogenannten Spannungsriss-Korrosionen sein und – vor allem, wenn er schon etwas älter ist – auch in Westdeutschland.

Dass der Stahl aus Brandenburg in diesem Zusammenhang so oft genannt wird, hat seinen Grund auch darin, dass eben der VEB Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf in der DDR der größte Produzent dafür war und ab den 1950er-Jahren über vier Jahrzehnte auch die DDR-Bauwirtschaft belieferte.

"Wachstumsfähige Risse" im Stahl

Die TU Dresden etwa hatte schon 2010 auf Risiken hingewiesen. Und das Brandenburger Landesamt für Bauen und Verkehr veröffentlichte bald nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden ein Hinweisblatt zu Hennigsdorfer Spannstahl, das sich an Gebäude-Eigentümer nicht nur im Osten richtete.

Da heißt es, dass die früher verwendeten Spannstähle wegen ihrer Zusammensetzung empfindlicher für Spannungsriss-Korrosion seien als die heutigen. Unter Zugspannungen könnten "wachstumsfähige Risse" entstehen, wofür kleinere Beschädigungen während der Montage schon ausreichen könnten. Später könnten diese Risse auch ohne weitere Korrosion wachsen. Auch darum seien die Schädigungen kaum erkennbar und ein Bruch könne schlagartig auftreten. Das betreffe die in der DDR und bis 1993 hergestellten Spannstähle eben aus Hennigsdorf. Doch "auch auf dem Gebiet der alten Bundesländer wurden solche Spannstähle hergestellt und verwendet".

Das Prinzip von Stahl- und Spannbeton Stahl wird in Beton verwendet, um Zugspannungen aufzunehmen, die der weniger elastische Beton allein nicht aufnehmen kann. Dazu wird Stahl als sogenannte Bewehrung im Beton eingegossen. Um Spannbeton handelt es sich, wenn der Stahl zuvor gespannt wird, wodurch das Bauteil noch weitaus stärkere Lasten aufnehmen kann, weil der Stahl den Beton quasi zusammenzieht.

Etwas Rost auf dem Stahl beim Einbau kann ihn später sogar vor weiterer Korrosion schützen. Ist der Beton aber porös und undicht, kann auch weitere Korrosion kleinere Risse im Stahl wachsen oder entstehen lassen und dadurch dessen Tragfähigkeit immer weiter verringern – bis es zum Bruch kommt.

In einer Untersuchung des Brückenbestands in Mecklenburg-Vorpommern, ebenfalls aus dem Jahr 2010, schreiben die Autoren unter anderem, dass bis heute nicht klar sei, warum bei bestimmten Stählen solche Spannungsriss-Korrosion auftreten kann, bei anderen mit ähnlicher Zusammensetzung und einer vergleichbaren Beanspruchung aber anscheinend nicht.

Blick auf die marode Brücke am Damaschkeplatz in Magdeburg wenige Stunden vor deren Sperrung. 3 min
Bildrechte: MDR/Luca Deutschländer

Die Ursache könnte auch in Verarbeitungsfehlern liegen, etwa wenn der Beton während des Gießens nicht ordentlich verdichtet und der Stahl somit nicht gut abgeschlossen wurde. Grundsätzlich kann Stahl- und Spannbeton zwar 60 bis 80 Jahre gut halten, dann aber schnell altern und marode werden; und bei der Carolabrücke wie anderen bedrohten Bauwerken zeigte sich nun, dass die Probleme auch schon eher auftreten können.

Auch der beste Stahlbeton hält nicht ewig

Dabei ist eine Schwierigkeit auch, dass von außen nicht sichtbar ist, ob der Stahl im Inneren des Betons korrodiert, wenn etwa der Beton selbst nicht brüchig ist oder Löcher aufweist. So braucht es technisch aufwändige Verfahren, um das zu überprüfen. Nötig ist das aber auch, weil natürlich auch der beste Stahlspannbeton nicht ewig hält und schon gar nicht unter den wechselnden und wachsenden Belastungen bei Brücken.

MDR AKTUELL (ksc)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 17. April 2025 | 19:00 Uhr

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