Ein leeres Klassenzimmer
Auch an den Schulspitzen gibt es unbesetzte Posten, teilweise sogar schon seit Jahren. Bildrechte: imago images/rheinmainfoto

Bildung Zu viele Aufgaben, zu wenig Gehalt: An mitteldeutschen Schulen fehlen Schulleiter

19. August 2023, 11:20 Uhr

In Mitteldeutschland stehen viele Schulen im neuen Schuljahr ohne Leitungspersonal da. In Sachsen fehlen an 18 Schulen sogar Schulleiter und ein Stellvertreter. Zum Teil übernimmt Leitungspersonal anderer Schulen die Führung der Schulen. Die Grünen-Landtagsfraktion in Sachsen empfiehlt einen Blick auf die Freien Schulen.

Auf die Frage, wie viele Schulen in Sachsen ohne Leitung dastehen, reagiert das Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) ausweichend. Aktuell laufen noch einige Besetzungsverfahren. Doch allein ein Blick auf die Dresdner Schulen zeigt: 26 Schulleiter oder Stellvertreterposten waren Anfang August noch unbesetzt, der Großteil davon schon mehr als ein Jahr. Für Michael Jung, Vorsitzender des Sächsischen Lehrerverbandes, ist auch klar, warum sich so wenige Bewerber finden: "Schulleiter sein bedeutet bedeutend mehr Belastung, viel mehr Aufgaben bei wenig Anerkennung und finanziell zum Teil kaum bedeutsam beziehungsweise nachweisbar. Und Schulleiter heute heißt, definitiv auch Prellbock zu sein - nach oben und nach unten. ."

Lehrerverband fordert mehr Gehalt für Schulleiter

Wurden in Sachsen lange Zeit nur Schulleiter verbeamtet, fällt seit der Einführung der Lehrerverbeamtung vor vier Jahren dieser Vorteil bei einer Schulleiterkarriere weg. Deswegen muss laut Jung jetzt die Aufgabenlast auf Schulleiterseite reduziert werden. Und auch auf dem Kontoauszug "muss am Ende eines Monats natürlich deutlich sein, wer an der Schule Schulleiter ist und wer "nur" Lehrkraft. Ich denke das müsste klarer herausgearbeitet werden."

So werden Schulleiter in Sachsen bezahlt Wenn ein Schulleiter ernannt wird, unterscheidet sich sein Grundgehaltssatz in der Regel für die ersten Jahre nicht von dem jeder anderen Lehrkraft. Er bleibt wie eine normale Lehrkraft in der Besoldungsgruppe A 13 (seit 1. August 2023: 4.378,01 bis 5.957,89 Euro je nach Arbeitserfahrung). Erst nach einer Bewährungsprobe von rund zwei Jahren steigt er auf eine Zwischenstufe zwischen A 13 und A 14 auf. Nach einer weiteren mehrjährigen Dienstzeit kann er in die A 14 eingruppiert werden (4.445,28 bis 6480,26 Euro).

So unterscheidet sich das Gehalt eines Schulleiters teilweise nicht einmal um 100 Euro monatlich zu gleichqualifizierten Lehrkräften, sobald er höher eingruppiert wurde. Gegenüber Lehrkräften mit mehr Arbeitserfahrung kann sein Gehalt sogar niedriger sein. Abhängig von der Schulform und Schülerzahl an der Schule kann ein Schulleiter über weitere Jahre hinweg maximal in die Besoldungsgruppe A 15 aufsteigen. Hier liegt die Besoldung in der niedrigsten Stufe immer noch unter der höchsten Stufe der Lehrerbesoldungsgruppe A 13 (5763,66 bis 7316,39 Euro).

Es erfolgt also nicht automatisch mit der Ernennung zum Schulleiter eine Erhöhung des Grundgehaltssatzes. Dieser wird erst nach einer mehrjährigen Bewährungszeit gewährt.

Quelle: Sächsisches Landesamt für Schule und Bildung

In Sachsen müssen Schulleiter von anderen Schulen einspringen

In 18 Schulen im Freistaat ist die Situation sogar noch angespannter. Denn bei denen ist sowohl die Position des Schulleiters als auch die des Stellvertreters unbesetzt. Hier muss Führungspersonal einer anderen Schule einspringen. Zwar sei so sichergestellt, dass keine Schule komplett kopflos sei, dennoch sei das keine zufriedenstellende Lösung, sagt LaSuB-Sprecher Clemens Arndt.

"Man kann nicht von einer Schule die Tätigkeit einfach auf eine andere adaptieren. Jede Schule ist sehr individuell, so dass dort natürlich immer wieder auch besondere Gegebenheiten sind, die der Schulleiter neu bearbeiten muss, ohne dass er das vielleicht mit seiner eigenen Schule vergleichen kann."

Landtagsfraktion Grüne: Müssen offener sein, wie wir uns Schulleitung vorstellen

Dazu kommt, wer zwei Schulen leitet, kann weniger Zeit im Klassenzimmer verbringen. So trägt der Schulleitermangel auch zum Unterrichtsausfall bei. Für die mitregierende Grünen-Landtagsfraktion sei es sinnvoller, das Aufgabenprofil der Schulleiter anzupassen, um mehr Lehrer für den Job zu gewinnen, sagt die bildungspolitische Sprecherin Christin Melcher: "Ich glaube, dass wir uns da auch noch mal was von Freien Schulen abgucken können, die ja zum Beispiel auch Teambewerbungen ermöglichen. Dort gibt es immer eine pädagogische und eine kaufmännische Leitung. Ich glaube, dass wir da auch einfach offener sein müssen in dem, wie wir uns Schulleitung vorstellen."

Doch eine dafür notwendige Gesetzesänderung finde in dieser Legislaturperiode keine Mehrheit, sagt Melcher.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. August 2023 | 07:07 Uhr

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