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Kritik an Rentenreform

MDR AKTUELL Mi 16.10.2024 06:12Uhr 03:00 min

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Demografie-Debatte Experte: Rentenlage erst in 40 Jahren entspannter

16. Oktober 2024, 05:00 Uhr

In einem Zeitungsinterview hat DGB-Chefin Yasmin Fahimi ein Ende der Panikmache in der Rentendebatte gefordert. In 40 Jahren seien eh alle Babyboomer tot, sagte sie. Rentenexperte Professor Axel Börsch-Supan vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik sieht dennoch keinen Grund zur Gelassenheit. Bis zu einer Besserung der Rentensituation müsse man noch 40 Jahre rumkriegen.

Nehmen wir ein Beispiel. Eine 40 Jahre alte Krankenpflegerin verdient monatlich 3.000 Euro brutto. Mit 67 Jahren will die Frau in Rente gehen, weshalb sie monatlich Rentenbeiträge zahlt. Diese Beiträge sollen nun nach den Plänen der Ampel steigen.

Für die Krankenpflegerin bedeutet das: Mit der Rentenreform zahlt sie in ihrem restlichen Berufsleben insgesamt rund 14.000 Euro mehr in die Rentenkasse ein als ohne. Das ist viel Geld für sie, doch die Bundesregierung verspricht ihr dafür im Gegenzug, dass die Rente stabil bleibt, sie also später genau so viel Rente bekommt, wie die Kollegin, die in wenigen Monaten Rente geht.

Experte: Bundesregierung kann Rentenversprechen nicht halten

Ein Versprechen, das die Bundesregierung nicht halten könne, sagt der Rentenexperte Prof. Axel Börsch-Supan vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik: "Und das betrifft natürlich gerade die Krankenpflegerin besonders, weil die in ihrem Leben so viel mehr Beiträge zahlen soll, aber dafür in der Zukunft nicht das gleiche Rentenniveau bekommen wird." 

Die Krankenpflegerin in unserem Beispiel unterstütze somit also jetzt die ältere Generation, später werde sie aber wenig davon haben, sagt der Rentenexperte. Dagegen werde ihre ältere Kollegin, die in wenigen Monaten in Rente gehe, noch voll von der jetzigen Rentenreform profitieren. 

Bösch-Supan fügt hinzu: "Das halte ich für ungerecht und das sollte in einem Sozialstaat nicht vorkommen." Das Rentenniveau sei nicht zu halten. Die Bundesregierung solle ehrlich sein und das eingestehen.

Staat muss 300 Milliarden für Babyboomer-Rente zuschießen

Die sogenannten Babyboomer, die zahlenmäßig sehr große Generation, die in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde, wird die Rentenkasse in den nächsten Jahren extrem belasten. So stark, dass der Bund gezwungen ist, die Rentenkasse zusätzlich zu den Beiträgen auch mit immer mehr Steuermitteln zu stützen. Schon jetzt fließen 100 Milliarden Euro aus dem Haushalt in die Rentenkasse. In 20 Jahren, wenn alle Babyboomer in Rente sind, müssten es, so schätzen Experten, 200 oder 300 Milliarden sein, um das Rentenniveau zu halten.

Situation wird erst in 40 Jahren besser

Und dennoch – die SPD wolle das Rentenniveau halten, sagt Tanja Machalet, die rentenpolitische Sprecherin der Partei: "Was wir seriös sagen können, ist, dass wir das Rentenniveau bis mindestens 2039 stabilisieren wollen. Das ist jetzt erstmal unser Ziel."

DGB-Chefin Yasmin Fahimi hatte in einem Zeitungsinterview gesagt, die Panikmache sei unangebracht, weil in 40 Jahren sowieso alle Babyboomer tot seien. Ein Blick auf die Alterspyramide zeigt, ja, die demographische Situation für die Rentenkasse wird in 40 Jahren tatsächlich besser sein. Doch bis dahin sind eben noch 40 Jahre, in denen unser Rentensystem durch die Babyboomer stark belastet wird. Jahre, die wir, so Axel Börsch-Supan, irgendwie rumkriegen müssen. 

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 16. Oktober 2024 | 06:12 Uhr

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