Modernisierung Lauterbach will Rettungsdienst reformieren
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07. September 2023, 17:40 Uhr
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat am Donnerstag Empfehlungen einer Kommission zur Reformierung des Rettungsdienstes vorgestellt. Unter anderem sollen Notfallleitstellen zentralisiert werden, Patienten besser vor Ort von Sanitätern versorgt werden und die Erste Hilfe gestärkt werden.
- Gesundheitsminister Karl Lauterbach will den Rettungsdienst reformieren, um ihn effizienter zu gestalten.
- Patienten sollen besser vor Ort behandelt, anstatt direkt ins Krankenhaus gefahren zu werden.
- Notfallsanitäter sollen mehr Befugnisse bekommen, um Patienten versorgen zu können.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Rettungsdienste in Deutschland mit Reformen stärken. Der SPD-Politiker stellte in Berlin Empfehlungen einer Regierungskommission vor. "Die Notfallversorgung darf nicht weiter selbst ein Reformnotfall bleiben", sagte Lauterbach. Es müsse einheitliche Standards, klare Strukturen, mehr Befugnisse und eine sinnvolle Vergütungssystematik geben. Dafür sei dringend eine Reform notwendig.
Derzeit sind die Rettungsdienste regional unterschiedlich organisiert. Die Struktur des Rettungsdienstes gleiche mit 300 eigenständige Rettungsdienstbereiche und über 200 Notfallleitstellen einem Flickenteppich, sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Janosch Dahmen. Deshalb sehen die Vorschläge unter anderem vor, dass es künftig nur noch pro etwa eine Million Einwohner eine Leitstelle geben soll.
Zudem sollen Patientinnen und Patienten nicht mehr so oft automatisch ins Krankenhaus gebracht, sondern wenn möglich zunächst vor Ort behandelt werden. Wenn sie doch ins Krankenhaus müssten, dann solle eine fachliche Beratung auch dazu führen, dass sie ins richtige Krankenhaus gebracht würden.
Mehr Befugnisse für Sanitäter
Auch der verstärkte Einsatz von Notfallsanitätern anstelle von Notärzten soll für mehr Effizienz sorgen. Ihre Befugnisse sollen so ausgeweitet werden, dass sie auch Medikamente geben und kleinere Behandlungen durchführen dürfen. Notärzte sollen dagegen vor allem noch in besonders komplexen Fällen und überwiegend per Rettungshubschrauber oder telemedizinisch eingesetzt werden.
Für eine hochwertige Notfallversorgung in ländlichen Regionen soll der Luftrettungsdienst erweitert werden – insbesondere durch den Ausbau von Landemöglichkeiten und Nachtbetrieb.
Außerdem soll die Erste Hilfe gestärkt werden: In den Schulen und am Arbeitsplatz soll eine verpflichtende Ausbildung zur Ersten Hilfe eingeführt werden. Flächendeckend sollen zudem öffentlich zugängliche Defibrillatoren zur Wiederbelebung nach Herzstillstand aufgestellt werden.
Vorschläge sollen in Reform einfließen
"Die Vorschläge kommen reichlich spät", kritisierte die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Kathrin Vogler. Der Rettungsdienst sei bereits heute oft genug "der Ausputzer für mangelhafte Strukturen". Es sei schlicht mehr Personal notwendig, dazu müsse der Beruf attraktiv gemacht werden. Vogler warf zudem die Frage auf, wie eine Zentralisierung der Rettungsstellen zu leisten sei. Wenn diese immer weiter von den Einsatzorten entfernt seien, dauerten die Einsätze länger.
Lauterbach erklärte, die Vorschläge der Kommission würden nun in Eckpunkte der Regierung für eine Reform des Rettungsdienstes einfließen. Auch für die geplante Klinikreform hatte die Kommission bereits zentrale Punkte empfohlen.
Afp, dpa (jst)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 07. September 2023 | 16:07 Uhr