Tarifstreit Post droht mit Fremdvergabe des Briefgeschäfts
Hauptinhalt
18. Februar 2023, 10:54 Uhr
Im Tarifstreit mit Verdi droht die Deutsche Post mit einer stärkeren Fremdvergabe des Briefgeschäfts. Das Unternehmen warf der Gewerkschaft vor, mit maximalen Lohnsteigerungen das bisherige Betriebsmodell zu gefährden.
Im Tarifstreit mit der Gewerkschaft Verdi hat die Deutsche Post mit einer stärkeren Fremdvergabe des Briefgeschäfts gedroht. Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, man habe über viele Jahrzehnte ein Betriebsmodell aufgebaut, das ausschließlich mit eigenen Kräften operiere. Wenn Verdi das vor dem Hintergrund maximaler Lohnsteigerungen in Frage stelle, werde man das Modell überdenken müssen.
Sorge um Investitionsfähigkeit
"Wenn wir nicht mehr ausreichend in neue Betriebsstandorte investieren können, stellt sich die Frage, ob wir diese Standorte weiter selber betreiben können und wollen, oder ob wir sie fremdvergeben", erklärte Ogilvie. Er sei überzeugt, dass die Deutsche Post keine Probleme haben werde, die nötigen Fachkräfte zu finden. Da man mit die höchsten Löhne in der Branche zahle, sei man im Vorteil. Auch qualitative Abstriche fürchtet Ogilvie in einem solchen Szenario nicht. Bisher sei die Fremdvergabe der Briefzustellung bis Ende Juni aber vertraglich ausgeschlossen.
Ogilvie betonte zudem, dass er in dem Tarifstreit mit Verdi keinen Spielraum für ein weiteres Entgegenkommen sehe. Auf Streiks sei das Unternehmen vorbereitet. Es werde geprüft, ob in gewissen Bereichen eine Zusammenarbeit mit Drittkräften möglich sei. Auch bei der Lagerung von Briefen und Paketen in externen Hallen sei das Unternehmen vorbereitet.
Verdi fordert 15 Prozent mehr Lohn
Die dritte Verhandlungsrunde zwischen der Deutschen Post und Verdi endete vergangene Woche ohne Ergebnis. Verdi fordert 15 Prozent mehr Gehalt sowie eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen für jedes Ausbildungsjahr um 200 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von einem Jahr. Derzeit läuft in der Gewerkschaft eine Urabstimmung über Streiks.
Die Deutsche Post bot nach eigenen Angaben rückwirkend ab Januar eine steuerfreie Inflationsprämie von 3.000 Euro für alle rund 160.000 Tarifbeschäftigten an, zudem ab 2024 in zwei Stufen eine Lohnsteigerung um 340 Euro pro Monat.
AFP (dni)
MDR AKTUELL RADIO