Parteien AfD und Grüne haben auf Bundes- und Landesebene starken Zuwachs an Mitgliedern
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16. Februar 2024, 05:00 Uhr
In Deutschland scheint das Interesse an Politik wieder zu steigen. Einige Parteien erleben momentan einen erheblichen Zuwachs. Die Grünen sprechen von mehr als 4.500 neuen Mitgliedern seit Jahresbeginn und damit der zweitgrößten Eintrittswelle seit ihrer Gründung. Zuletzt hat auch die AfD ein deutliches Plus vermeldet. Die Rede ist von 3.300 Mitgliedsanträgen allein in diesem Jahr. Schlägt sich diese – auf Bundesebene festgestellte – Entwicklung auch hier in Mitteldeutschland nieder?
- Dass AfD und Grüne gerade so viel Zulauf bekommen, liegt laut Parteienforscher Benjamin Höhne an den vielen anstehenden Landtagswahlen.
- Auch die Linke kann sich über viele Neu-Mitglieder freuen, bei der CDU sind nur wenige neu eingetreten.
- Ein Auslöser für die vielen Parteieintritte könnten die Correctiv-Recherchen gewesen sein.
Der Bundestrend der AfD zeichnet sich auch in Sachsen-Anhalt ab. "Das Wachstum ist ungebrochen", sagt der Leiter der Landesgeschäftsstelle, Matthias Kleiser. Fast 100 Aufnahmeanträge neuer Parteimitglieder wurden in diesem Jahr bereits bewilligt, 140 weitere seien schon eingegangen.
Ähnliches berichten die Grünen in Sachsen. Die Landesvorsitzende der Partei, Christin Furtenbacher, ist zufrieden mit den jüngsten Zahlen. "Wir haben kräftig zugelegt in unserer Mitgliederzahl. Und zwar sind wir in diesem Jahr allein um mehr als 100 Mitglieder in Sachsen gewachsen."
Warum die Parteien so viel Zuwachs bekommen
Dass gerade diese beiden Parteien momentan einen großen Zulauf erleben, ist für den Parteienforscher Benjamin Höhne keine Überraschung. Die Mitgliederzahlen von AfD und Grünen seien in den letzten Jahren stetig gewachsen. In diesem Jahr gebe es aber einen weiteren Wachstumsfaktor. "Diese Eintrittswellen beobachten wir in Wahljahren – besonders in Jahren, in denen viele Wahlen stattfinden. Da sieht man doch schon einen stärkeren Zulauf zu den Parteien."
Auch Linke bekommt Zulauf, CDU eher weniger
Davon scheinen momentan auch die Linken in Sachsen zu profitieren. Mehr als 200 neue Mitglieder gibt es in diesem Jahr schon. Der Landesvorsitzende Stefan Hartmann spricht selbst von einer "überraschend positiven Entwicklung" – auch weil nicht abzusehen war, wie viele Übertritte es zur neuen Partei von Sahra Wagenknecht geben würde. "Dass auch einige Menschen in diese neue Gruppierung gehen würden, damit haben wir gerechnet. Aber: Es ist sehr übersichtlich geblieben."
Übersichtlich sind auch die Neueintritte bei der CDU in Thüringen. Nach Angaben der Landesmitgliederbeauftragten Claudia Heber gab es in diesem Jahr bisher etwas mehr als 20 neue Mitglieder. Dabei sei eines aber besonders auffällig gewesen. "Die Meisten, die ich jetzt kennengelernt habe von den neuen Mitgliedern, sagen: Wenn ich eintrete in die Partei, dann will ich auch dort aktiv mitmachen. Also, ich will nicht nur eine Karteileiche sein oder irgendwo eine Nummer haben, sondern ich will wirklich aktiv vor Ort mitmachen und mitgestalten."
Correctiv-Recherchen könnten ein Auslöser für Parteieintritte gewesen sein
In eine Partei einzutreten, ist relativ einfach, sagt Politikwissenschaftler Hendrik Träger von der Uni Leipzig. Die Entscheidung selbst sei in der Regel aber sehr gut überlegt. "Das macht man ja nicht aus der Laune heraus. Es wird jetzt kaum jemand, der sich noch nie Gedanken gemacht hat, einer Partei beizutreten, sich hinsetzen und sagen: Jetzt aus der Situation heraus trete ich in eine Partei ein. Insofern braucht es immer diesen Vorlauf, dass man sich einer Partei nahe fühlt, sich mit einer Partei identifizieren kann und dann braucht es in gewisser Weise einen Auslöser."
Als einen solchen Auslöser identifizieren Träger und Höhne die Correctiv-Recherchen zu einem Treffen Rechtsextremer in Potsdam, bei dem es um Vertreibungspläne für Millionen Menschen gegangen sein soll. Das Bekanntwerden habe allerdings auf beiden Seiten des politischen Parteienspektrums zu einem Mitgliederzulauf geführt.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 16. Februar 2024 | 06:05 Uhr