Reform der Notfallversorgung Notruf und Patienten-Hotline arbeiten in Leipzig schon jetzt eng zusammen
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17. Januar 2024, 09:23 Uhr
Die Notaufnahmen der Kliniken klagen seit Jahren über eine zunehmende Belastung. Gesundheitsminister Karl Lauterbach will deshalb die Notfallversorgung grundsätzlich reformieren. Unter anderem soll der Notruf 112 besser mit der Hotline der kassenärztlichen Vereinigung 116117 vernetzt werden. In Leipzig ist das schon gängige Praxis.
- Um Patientinnen und Patienten in Not bestmöglich versorgen zu können, ist eine enge Kooperation von Rettungsleitstellen und dem ärztlichen Bereitschaftsdienst notwendig.
- Weil etwa jeder fünfte Rettungseinsatz unnötig ist und zu viele Menschen mit Bagatellen in die Notaufnahme gehen, sind viele Notdienste überlastet.
- Mit seinen Reformplänen will Karl Lauterbach für Entlastung sorgen.
Mario Keil ist Leiter der Leipziger Rettungsleitstelle. Sie befindet sich in einem Neubau im Westen der Stadt. Wählt jemand in der Region den Notruf 112, geht sein Team ans Telefon. Die Leitstelle entscheidet dann: Wird ein Rettungswagen losgeschickt oder reicht in weniger schweren Fällen ein Bereitschaftsarzt?
"Wir sind immer davon abhängig, was uns der Bürger mitteilt. Aufgrund des Meldebildes würden wir hier auch entweder den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst oder die Notfallrettung alarmieren", erklärt Keil.
Enge Zusammenarbeit zwischen Rettungsleitstelle und ärztlichem Bereitschaftsdienst
Die Leipziger Rettungsleitstelle und die KV-Hotline 116117 arbeiten jetzt schon sehr eng miteinander zusammen, so Keil. "Das machen wir tatsächlich schon. Wir rufen uns gegenseitig an, wir fragen nach, wir schicken uns auch gegenseitig digital die Aufträge." Um die Wege von Patientinnen und Patienten besser zu steuern, ist eine enge Zusammenarbeit von Leitstellen und kassenärztlicher Vereinigung wichtig, erklärt Mario Keil.
Das Bundesgesundheitsministerium will das nun bundesweit einheitlich gesetzlich vorschreiben und arbeitet zurzeit an zwei Gesetzentwürfen. Die Frage dabei ist, wie die beiden Rufnummern in Zukunft besser miteinander kooperieren können.
Janosch Dahmen, der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, plädiert für die größtmögliche Vernetzung überhaupt, also eine organisatorische Zusammenlegung der Rufnummern 112 und 116117. "Es darf im Notfall keine Rolle spielen, welche Nummer ich anrufe. Ich wende mich an die, die mir gerade einfällt. Im Hintergrund wird dann die adäquate Hilfe für mein medizinisches Problem organisiert. Im Idealfall sogar an einem Ort, wo beide als integrierte Leitstelle zusammengeführt sind", erklärt Dahmen.
Zu viele unnötige Rettungseinsätze
Schätzungen zufolge ist zurzeit etwa jeder fünfte Rettungseinsatz nach einem Notruf unnötig. Die Belastung sei in den letzten Jahren ständig gestiegen, berichtet Patrick Swoboda von der Notaufnahme des Leipziger St. Georg-Klinikums. Zu oft kämen Bagatellfälle in die Notaufnahmen.
Das führe zu Ärger bei ihm und dem Kollegium: "Wir haben riesige Probleme, alle Notarztdienste an allen Tagen zu besetzen. Weil sich einfach viele Kollegen sagen: 'Wir tun uns diese frustrierende Arbeit nicht mehr an.'"
Maßnahmen zur Entlastung der Notaufnahmen
Karl Lauterbachs Gesetzentwürfe sollen daher noch mehr Maßnahmen enthalten, um Notaufnahmen zu entlasten. So sollen die Kassenärztlichen Vereinigungen künftig rund um die Uhr eine telemedizinische Versorgung und Hausbesuche bereitstellen.
Zudem sollen bundesweit sogenannte integrierte Notfallzentren (INZ) aufgebaut werden. Dort sollen Ärztinnen und Ärzte entscheiden, ob ein Patient ins Krankenhaus muss oder die Behandlung auch ambulant erfolgen kann. Weiterhin sollen Ärzte generell außerhalb der Sprechzeiten besser erreichbar sein.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 17. Januar 2024 | 06:05 Uhr