Reinigungskraft im Terminal des Flughafen.
In Deutschland gehen rund 7,5 Millionen Menschen einem Minijob nach. Bildrechte: IMAGO / Frank Sorge

Arbeitswelt Warum Minijobs für viele attraktiv sind und welche Kritik es gibt

20. Oktober 2024, 10:42 Uhr

Viele Menschen in Deutschland gehen einer geringfügigen Beschäftigung nach. Was macht Minijobs für so viele interessant? Und warum stehen die Minijobs in der Kritik?

Studenten, Mütter oder Rentner verdienen sich mit Minijobs gern ein paar Euro dazu. Sie kellnern, sitzen im Supermarkt an der Kasse oder liefern Pakete aus. Ende März 2024 habe es in Deutschland 7,5 Millionen Minijobber gegeben, sagt Andre Stephan-Park von der Bundesagentur für Arbeit. Darunter seien 4,2 Millionen Menschen gewesen, die ausschließlich einem Minijob nachgegangen seien. Die anderen 3,3 Millionen hätten im Nebenjob eine geringfügige Beschäftigung gehabt.

Schaut man auf die letzten zehn Jahre, dann ist die Zahl der Minijobber laut Andre Stephan-Park um zwei Prozent gestiegen. Das Interessante an dem Anstieg: "Der geht ausschließlich auf die Personen zurück, die den Minijob als Nebentätigkeit ausführen. Bei Personen, die ausschließlich geringfügig beschäftigt sind, gab es eine rückläufige Entwicklung", so Stephan-Park.

Geringe Abgaben steigern Attraktivität

Was aber macht Minijobs für so viele Menschen attraktiv? Matthias Collischon ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit. Er sieht auf Arbeitnehmerseite das Geld als wichtigen Grund. "Weil das Bruttoentgelt gleich dem Nettoentgelt entspricht und man dann sehr viel davon hat, ohne Abgaben darauf zahlen zu müssen." Insbesondere seien Minijobs vom Ehegattensplitting ausgenommen. "Was es vor allem für verheiratete Frauen – im Zweifelsfall mit kleinen Kindern – sehr attraktiv macht."

Verdrängen Minijobs reguläre Beschäftigungen?

Aber verhindern Minijobs, dass es sozialversicherungspflichtige Anstellungen gibt? Matthias Collischon hat dazu geforscht. "Also wenn die Minijobregelungen attraktiver geworden sind, wenn die Anzahl der Minijobber in einem Betrieb steigt, dann ist die Anzahl der regulär Beschäftigten geringer geworden, was wir als Indiz deuten, dass es durchaus Verdrängungseffekte zwischen Minijobs und regulären Beschäftigungen gibt", sagt der Forscher.

Mindestlohn kann umgangen werden

Immer mal wieder hört man, dass manche Minijobber weniger als den Mindestlohn für ihre Arbeit bekommen. Der gilt aber auch für Minijobs. Wieso es trotzdem zu einem Problem mit dem Mindestlohn kommen kann, erklärt Ralf Krämer. Er arbeitet bei ver.di im Bereich Wirtschaftspolitik.

Der Mindestlohn könne in Minijobs genauso unterlaufen werden wie in anderen Jobs auch. "Aber in Minijobs ist es wahrscheinlich noch häufiger, indem einfach die Arbeitszeiten nicht korrekt erfasst werden und in Wirklichkeit länger gearbeitet wird als nötig wäre, um diesen entsprechenden Stundenlohn von 12,41 Euro zu erreichen", meint Krämer. Er nennt weitere Kritikpunkte. "Für die Beschäftigten bedeutet es, dass sie nur eingeschränkte soziale Absicherung haben, insbesondere kein Arbeitslosengeld und das in sehr vielen Fällen die Arbeitnehmerrechte in der Realität nicht umgesetzt werden."

Zu diesen Rechten zählten unter anderem Kündigungsschutz, Urlaubsansprüche, Mutterschutz oder Lohnfortzahlung bei Krankheit. Auch bezüglich der Rente gibt es Kritik. Viele Minijobber lassen sich nämlich von der Zahlung des Eigenbeitrags befreien.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. Oktober 2024 | 08:38 Uhr

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