Janine Wissler, Vorsitzende der Partei Die Linke, und der Co-Vorsitzende Martin Schirdewan geben eine Pressekonferenz
Janine Wissler und Martin Schirdewan sehen in ihrem Rücktritt eine Chance für die Linke. Bildrechte: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Nach Rücktritt Schirdewan und Wissler sehen bei Linkspartei Chance für Neuanfang

19. August 2024, 16:19 Uhr

Nach der Rückzugsankündigung der beiden Linken-Chefs Janine Wissler und Martin Schirdewan sieht die scheidende Parteispitze selbst Chancen für einen Neuanfang. Mit den zentralen Themen Wohnraum, Gesundheit und Arbeit soll das Parteiprofil wieder geschärft werden können. Das große Ziel: der Wiedereinzug in den Bundestag 2025.

Die scheidenden Linken-Parteivorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan sehen mit ihrer Rückzugsankündigung die Möglichkeit für einen personellen Neuanfang und zu einem wieder schärferen inhaltlichen Profil. Wissler verwies am Montag in Berlin auf das breite Fundament der Linken durch ihre "starke kommunale Verankerung" und die nach Neueintritten wieder über die Marke von 50.000 gestiegene Zahl der Mitglieder.

Wissler und Schirdewan räumten ein, dass ihre Ankündigung vom Sonntag, nicht erneut für den Linken-Vorsitz zu kandidieren, kurz vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sowie dann in Brandenburg nicht ideal sei. "Es gibt in der Partei den großen Wunsch nach einem personellen Neuanfang", sagte aber Schirdewan. Nach der Wahl in Brandenburg am 22. September wäre die Zeit bis zum Parteitag Mitte Oktober für einen geordneten Übergang zu knapp geworden.

Zentrale Themen: Wohnraum, Gesundheit, Arbeit

Geplant ist nun, dass Kandidatinnen und Kandidaten bis zum 8. September ihre Bewerbungen anmelden können. Danach sollen sie die Gelegenheit erhalten, sich unter anderem auf Regionalkonferenzen vorzustellen. "Wer kandidieren möchte, braucht dazu die Unterstützung eines Landesverbands", sagte Wissler. Auch Initiativbewerbungen auf dem Parteitag seien möglich.

Es gibt in der Partei den großen Wunsch nach einem personellen Neuanfang.

Martin Schirdewan, Die Linke

Erste inhaltliche Weichen für einen Neustart seien mit dem vom Parteivorstand beschlossenen Leitantrag gestellt worden, sagte Schirdewan. Es sei wichtig, wieder "den Fokus auf unsere soziale Kompetenz" zu legen, stellte er klar. Als zentrale Punkte nannte er "bezahlbaren Wohnraum, Gesundheitsversorgung und gute Arbeit".  Beim Thema Migration werde sich die Linke aber auch weiterhin klar zum Schutz der Menschenrechte bekennen und "das Asylrecht verteidigen", betonte Schirdewan. Wissler sagte, die Linke werde "an Seite der Menschen kämpfen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen".

Deutliche Abgrenzung zu Sahra Wagenknecht

Schirdewan nahm auch eine deutliche Abgrenzung vom Russland-freundlichen Kurs des von der Partei abgespaltenen Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) vor. Die Linke sei eine "antimilitaristische Friedenspartei", sagte der scheidende Parteichef. Für sie sei aber auch klar, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine "ohne Wenn und Aber zu verurteilen". Im Rahmen eines Friedensprozesses müsse "die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine gewahrt werden". Durch diejenigen, "die jetzt nicht mehr in der Partei sind", sei der falsche Eindruck entstanden, die Linke würde zugunsten Russlands "mit zweierlei Maß messen", sagte Wissler. 

Als zentrale Ziele nannten die Parteivorsitzenden den Wiedereinzug 2025 in den Bundestag. Bei den anstehenden Landtagswahlen wolle die Linke trotz aktuell schwieriger Umfragewerte das Ministerpräsidentenamt für Bodo Ramelow in Thüringen verteidigen und "möglichst stark" auch wieder in die Landtage in Sachsen und Brandenburg einziehen.

Schirdewan kündigte an, sich nach seinem Rückzug von der Parteispitze, auf seine Arbeit als Fraktionsvorsitzender der Linken im Europäischen Parlament zu konzentrieren. Wissler möchte als hessische Bundestagsabgeordnete weitermachen. 

nvm (AFP, dpa)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 19. August 2024 | 16:00 Uhr

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