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Auf der Agrarministerkonferenz in Erfurt geht es unter anderem über Bürokratieabbau und den Umbau der Tierhaltung. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Agrarministerkonferenz in Erfurt Zu viel Bürokratie und zu wenig Geld für tiergerechtere Haltung

14. März 2024, 07:01 Uhr

Noch bis Freitag kommen in Erfurt die Landwirtschaftsminister von Bund und Ländern in Erfurt zur Agrarministerkonferenz zusammen. Zu besprechen gibt es einiges, die Tagesordnung ist entsprechend lang. Unter anderem soll darüber diskutiert werden, wie Prozesse in den Betrieben unbürokratischer gestaltet und Ställe tiergerechter umgebaut werden können. Schon jetzt kritisiert der Thüringer Bauernverband, dass die vom Bund versprochenen Hilfen für den Umbau der Tierhaltung nicht ausreichend seien.

Jan Bräuer
Bildrechte: MDR/Jan Bräuer

Die Schweine dösen im Stall. Schrecken nur kurz hoch, als eine Schubkarre versehentlich gegen das Gitter donnert. Mittagspause im Schweinehof Ringleben, der zur Geratal Agrar GmbH GmbH & Co. KG gehört. Der Landwirtschaftsbetrieb ist einer der großen Schweinehalter Thüringens. 8.000 Tiere leben in den Ställen im geschlossenen Kreislauf aus Ferkel, Sau und Mastschwein.

Ein Tierverkauf gleicht einem bürokratischen Akt

Wird ein Tier verkauft, beginnt ein bürokratischer Akt in mehreren Kapiteln. Der Geschäftsführer des Unternehmens, Bert Kämmerer, zählt auf: "Dann schreibe ich erstmal zwei Lieferscheine und dann muss ich in unserem Bestandsregister eintragen, dass das Tier aus dem Betrieb gegangen ist. Dann kommt die Hit-Datenbank, die QS-Datenbank, dann kommt das Tierwohl-Programm Thüringen und zukünftig wohl noch zwei weitere Datenbanken." Das war längst noch nicht alles. Insgesamt acht Einträge müssen in verschiedenen Datenbanken und Registern vorgenommen oder hinterlegt werden, um so den Verkauf von einem Schwein zu dokumentieren.

Bis alles eingegeben ist, vergehen schon mal 90 Minuten. Bei 18.000 verkauften Tieren im Jahr kommt da einiges an Zeit zusammen. "Ich glaube, das könnte man alles viel einfacher gestalten, wenn man sich an einen Tisch setzen würde und darüber reden würde, wie man diesen Aufwand reduzieren kann. Das geht bald nicht mehr auf eine Kuhhaut", kritisiert Bert Kämmerer.

Bürokratieabbau und Umbau der Tierhaltung

Darüber diskutieren wollen die Landwirtschaftsminister von Bund und Ländern ab Donnerstag in Erfurt. Bürokratieabbau ist Tagesordnungspunkt vier unter der Überschrift "Übergeordnete Themen" – und damit zwingend zu besprechen. Weiter unten im Programm findet sich ein Punkt, auf den Bert Kämmerer ebenfalls mit Spannung blickt: Umbau der Tierhaltung.

Knapp eine Milliarde Euro stellt der Bund für die nächsten vier Jahren zur Verfügung, um "einen zentralen Baustein zum Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung zu schaffen", schreibt das Bundeslandwirtschaftsministerium auf seiner Website. Und weiter heißt es: "Mit diesem Programm unterstützen wir genau die Betriebe, die ihre Ställe hin zu einer tier- und umweltgerechteren Haltung umgestalten wollen."

Die Ställe umbauen, das wollen sie in der Geratal Agrar GmbH & Co. KG: "Wir wollen den Schweinen schon Außenklimareize vermitteln. Das heißt, wir müssten Stallseitenwände aufmachen, damit die Tiere auch mal frische Luft schnuppern können. Das funktioniert im Frühjahr, Sommer und Herbst bestimmt ganz gut. Aber im Winter, wenn es ganz kalt wird, weiß ich auch nicht so genau." Doch die Pläne stecken fest – zwangsläufig.

Thüringer Bauernverband: Viel zu wenig Geld für Umbau

Denn noch fehlen von Seiten des Gesetzgebers konkrete Richtwerte dafür, wie hoch die Geruchsbelastung durch offene Stallwände für die nähere Umgebung sein darf. Was wiederum Auswirkungen auf den Tierbestand haben kann, was Folgen für die Wirtschaftskraft des Agrarbetriebs haben kann und zur Frage führt: Ist die Politik gewillt, die Verluste auszugleichen?

Beim Thüringer Bauernverband ist man da skeptisch. Überhaupt: Die von Berlin versprochenen Gelder für den Umbau der Tierhaltung seien nicht mehr als ein Tropfen Wasser auf heißem Stein angesichts der Zahlen, die das Kompetenzzentrum Nutztierhaltung – die sogenannte Borchert-Kommission – vor ein paar Monaten vorgelegt hatte. Klaus Wagner, Präsident des Thüringer Bauernverbands, erklärt: "Die Borchert-Kommission hat einen Finanzbedarf von vier Milliarden Euro pro Jahr beziffert. Und damit sehen Sie, dass dieses Progrämmchen uns beim Umbau der Tierhaltung nicht weiterhilft."

Auch deshalb wollen die Bauern nun wieder demonstrieren in Erfurt. Vor dem Tagungshotel der Ministerrunde ist unter anderem ein Protestcamp geplant. Bert Kämmerer von der Geratal Agrar GmbH GmbH & Co. KG wird ebenfalls nach Erfurt kommen. Der Traktor ist schon aufgetankt

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 14. März 2024 | 06:05 Uhr

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