Start der Freibadsaison Bundesweit tausend Bäder von Teilschließungen bedroht
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02. Mai 2025, 08:17 Uhr
Zahlreiche Freibäder sind von Teilschließungen bedroht, weil den Kommunen das Geld fehlt. Als freiwillige kommunale Leistung kann bei den meist teuren Bäder viel eingespart werden, wenn Haushaltsmittel knapp sind. Dazu kommt der Mangel an Schwimmmeistern und Fachangestellten. Fördervereine versuchen vielerorts, die Finanzierungslücken auszugleichen. Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen sieht Bund und Länder in der Pflicht, die Kommunen finanziell stärker zu unterstützen.
- Bäder kosten Kommunen viel Geld und bergen als freiwillige kommunale Leistungen zugleich große Einsparpotenziale.
- Laut Bäderverband müssen Bund und Länder mehr tun, um Schließungen von Freibädern zu verhindern.
- Vielen Freibädern fehlt nicht nur Geld, sondern auch Fachpersonal.
Noch ist das Becken im Freibad Langenweddingen im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt leer. Aber Helfer des Fördervereins Freibad Langenweddingen sorgen durch Malerarbeiten dafür, dass sich das bald ändert. Der Vorsitzende des Fördervereins, Norbert Dregger, informiert Ortsbürgermeister Martin Wolff über den Arbeitsstand: "Je länger die Farbe trocknet, desto besser. Und dann können wir spätestens am 22. oder 23. Wasser reinlassen. Damit die dann auch noch rechtzeitig die Wasserprobe nehmen können und wir zum 29. Mai aufmachen können."
Dass das Freibad in Langenweddingen Ende Mai überhaupt öffnen kann, ist nur dank des Fördervereins möglich. Er gründete sich, als die Gemeinde 2012 das Freibad nicht weiter tragen konnte.
Betrieb von Freibädern für Kommunen sehr teuer
Eine Situation, die auch Christiane Steinecke nur zu gut kennt. Sie engagiert sich im Förderverein für das Freibad Hohenstein in Nordthüringen. Seit drei Jahren ist es dicht. "So ein Schwimmbad ist soziale Kontaktanlaufstelle gewesen und hat zur Grundschule gehört. Da hat es Schwimmlager gegeben, also Ausbildungen zum Seepferdchen und so weiter." Dort habe man sich getroffen. "Man war entweder mit seinen Kindern oder Enkelkindern dort, ist mal zum Schwimmen hingegangen oder um jemanden zu treffen. Das ist seit drei Jahren nicht mehr der Fall – und das fehlt."
Das Problem: Im Gemeindehaushalt sind Bäder oft die teuerste Immobilie, Schwimmbäder gleichzeitig eine freiwillige kommunale Leistung. Somit werden sie zu einem der wenigen Enden, an denen Kommunen noch beträchtlich sparen können.
Bäderverband sieht Politik in der Pflicht
Springen dann Fördervereine ein, sei das trotzdem keine echte Lösung, sagt Christian Kuhn, Vorstand bei der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, dem Fachverband der deutschen Bäderbranche: "Wir nehmen eher wahr, dass das manchmal auch so ein bisschen der Notnagel der Kommune ist, die da sagt: 'Wir können uns das nicht mehr leisten, wir müssen es schließen.' Dann geht man zum Förderverein und dann ist der Förderverein der Buhmann, der dann in zwei Jahren vielleicht nicht mehr schafft, die Summe aufzubringen. Und dann ist es nicht die Politik, die die Bäder schließt. Also wir sehen das eher kritisch."
Schwimmen sei Kulturgut, sagt Kuhn. Er sieht deshalb Bund und Länder in der Pflicht, Kommunen so auszustatten, dass sie Bäder auch bezahlen können – inklusive Personal. Andernfalls seien bundesweit 1.000 Bäder von Teilschließungen bedroht.
Freibädern fehlen Tausende Mitarbeiter
Christiane Steinecke versucht unterdessen, eine dieser Teilschließungen in Eigenregie rückgängig zu machen. Sie und ihre Mitstreiterinnen im Förderverein Freibad Hoheneck haben Mittel beantragt, mit denen die EU den ländlichen Raum fördert. "Wenn alles ganz toll läuft, wir den Positivbescheid bekommen und die Umsetzung dann durch eine Firma auch erfolgreich ist, dann könnte man unter Umständen Mitte Juli – also für eine halbe Saison – öffnen."
Dafür brauche es weiter Unterstützung ihres Vereins durch die Menschen in der Region. Und perspektivisch einen Schwimmmeister und Fachangstellte, die eine neue Chloranlage bedienen können. Auch die sind bundesweit knapp – etwa 3.000 Leute fehlen am Beckenrand. Das Badehaus in der Kreisstadt Nordhausen hat dafür aber schon Unterstützungsbereitschaft signalisiert.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 02. Mai 2025 | 06:00 Uhr