Energiewende Anbieter fordern Förderung für Fernwärme-Ausbau
Hauptinhalt
07. Juni 2023, 19:54 Uhr
Die Anbieter von Fernwärme wollen für deren weiteren Ausbau eine klare gesetzliche Grundlage und Förderung. Laut Arbeitsgemeinschaft Fernwärme könnte das Angebot bis 2050 verdreifacht werden – wenn die Rahmenbedingungen dafür stimmen.
- Förderungen für kommunale Anbieter gefordert
- Debatte im Rahmen der Pläne für das neue Heizungsgesetz
- EU widerspricht Bericht über Wärmepumpen-Pläne
Die Anbieter von Fernwärme unterstützen die Ausbaupläne von Bundesbauministerin Klara Geywitz, fordern aber eine klare gesetzliche Grundlage. Der stellvertretende Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Fernwärme (AGFW), John Miller, sagte MDR AKTUELL, bis 2050 könne man drei Mal so viele Haushalte versorgen wie heute. Dazu müsse jedoch die Bundesregierung schnell die Rahmenbedingungen schaffen.
Miller bezog das auch auf finanzielle Förderungen. Für einen Ausbau der Fernwärme-Netze benötige die Branche bis zu 3,5 Milliarden Euro jährlich. Auch müssten Genehmigungsverfahren dringend beschleunigt werden.
Solche Rahmenbedingungen "fehlen komplett", sagte Miller. So sehe etwa das Bundesprogramm effiziente Wärmenetze bis 2026 knapp drei Milliarden Euro vor – für ein System, in dem sonst in Zeiträumen von 15 bis 20 Jahren gedacht werde: "Deswegen ist es zu kurz und finanziell viel zu gering ausgestattet."
Reformpläne in der Diskussion
Für Fernwärme wird Wasser in Kraftwerken erhitzt und dann über Rohre in die angeschlossenen Gebäude transportiert. Anbieter sind in Deutschland mit nur wenigen Ausnahmen kommunale Betriebe in öffentlicher Hand.
Im Zentrum der Debatte steht das Gebäude-Energie-Gesetz, das reformiert werden soll. In die Verhandlungen hatte sich auch Bundesbauministerin Klara Geywitz kürzlich mit einem Entwurf eingeschaltet, denn die SPD-Politikerin will den Ausbau von Fernwärme-Netzen vorantreiben.
Das begrüßen auch die Stadtwerke im sächsischen Annaberg-Buchholz. Sie betreiben zwei Netze mit zusammen knapp 14 Kilometern Länge, womit bis zu 5.000 Einwohner mit Wärme versorgt werden können. Geplant sei aber, dass es mehr werden, sagte der zuständige Bereichsleiter, Sascha Simm.
Da müsste sich politisch etwas bewegen, hinsichtlich einer Fernwärmesatzung oder einer Anschlussverordnung.
"Konkret gibt es die Absicht, die zwei Fernwärme-Netze zu verbinden", sagte Simm. Auch er meinte aber, dass hier eine klare gesetzliche Grundlage nötig sei, damit sich die Investition auch lohne: "Aktuell hat ja der Anschlussnehmer noch die Möglichkeit zu sagen, ich baue mir eine Wärmepumpe ein, ich lasse meinen Gaskessel weiter in Betrieb oder ich entscheide mich für Fernwärme", erklärte Simm: "Da müsste sich politisch etwas bewegen", durch Fernwärme-Satzungen etwa oder auch Verordnungen mit Anschlusszwang.
Ähnlich äußerte sich bei MDR AKTUELL auch der Geschäftsführer der Stadtwerke Wernigerode in Sachsen-Anhalt, die etwa ein Drittel der Harz-Stadt mit Wärme versorgt. "Wir in Wernigerode bauen die Fernwärme auch darüber hinaus aus", sagte Steffen Meinecke. Das werde auch dankend angenommen. Im Moment herrsche "eine Riesennachfrage, wir können das kaum bewältigen". Man habe aber vor, Fernwärme weiter auszubauen".
Grundsätzlich gilt das Potenzial für die Branche als groß, denn bundesweit hat bisher nur knapp jeder siebte Haushalt einen Fernwärme-Anschluss. Das sind laut Branchenverband AGFW insgesamt rund sechs Millionen Haushalte.
Fernwärme als Alternative
Fernwärme gilt als eine mögliche Alternative zu herkömmlichen Gas- und Ölheizungen und auch zur Wärmepumpe, die im Zuge der geplanten Reform des Gebäude-Energie-Gesetzes eine wichtige Rolle bekommen soll.
Die EU-Kommission widersprach nun jedoch Berichten, sie wolle beim Einbau neuer Heizungen spätestens ab 2029 fast nur noch Wärmepumpen erlauben. Das stimme so nicht, hieß es aus Brüssel. Gerbeitet werde vielmehr an einem technologie-neutralen Vorschlag zur Energieeffizienz von Heizungen.
Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor berichtet, ein Entwurf der Kommission sehe unter anderem vor, dass neu eingebaute Heizungen mindestens "115 Prozent Wirkungsgrad" haben sollten. Heizungen, die das Ziel nicht erreichten, solle es nicht länger am Markt geben. Da bei dieser Berechnungsmethode eingesetzte erneuerbare Energien nicht berücksichtigt werden, kann der "Wirkungsgrad" von Heizungen auch über 100 Prozent liegen. Aus Experten-Sicht würden Öl- und Gasheizungen so ausscheiden, weil ihr "Wirkungsgrad" darunter liegt.
MDR (ksc), Reuters
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 07. Juni 2023 | 06:06 Uhr