Andy Haugk
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Tschüss Kohle, hallo Zukunft – 2023 Grüne Wärme für Hohenmölsen – was kommt nach der Kohle?

08. Februar 2023, 13:27 Uhr

MDR AKTUELL begleitet zehn Jahre lang fünf Menschen aus dem Mitteldeutschen Braunkohlerevier. Mit dabei: Andy Haugk. Er ist Bürgermeister von Hohenmölsen im Burgenlandkreis. Noch wird der Ort ausschließlich mit Fernwärme aus dem Kohlekraftwerk Wählitz geheizt. Doch wie geht es nach dem Kohleausstieg weiter? Alternativen gibt es bereits.

Bürgermeister Andy Haugk macht sich auf den Weg zu dem Ort, der Hohenmölsen im Burgenlandkreis beheizt: das Kohlekraftwerk Wählitz. Haugk sagt: "Hier in Hohenmölsen hat man damals eine sehr kluge Entscheidung getroffen, als man gesagt hat, wir gehen mit der Fernwärmeleitung aus dem Kraftwerk in jeden Haushalt hinein."

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Fernwärme Hohenmölsen 13 min
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Im Kraftwerk bittet der Hausherr in ein Besprechungszimmer: Kraftwerksleiter Michael Quaas versteht sich offenbar nicht nur darauf, Kohle zu verstromen und dafür jede Menge Wasser heiß zu machen. "Ich habe Kaffee gekocht", sagt der Leiter.

Kraftwerksleiter: Feuer wird nicht ausgehen

1994 ging das heutige Kraftwerk ans Netz. Was wird es nach dem Kohleausstieg ersetzen? Aus Sicht von Kraftwerksleiter Quaas geht das Feuer nicht aus. Zu Holz und Tiermehl sagt er: "Damit wird man den Primärbrennstoff Rohbraunkohle nach und nach ersetzen." Aber nicht nur das.

Viele verschiedene Quellen sollen die Häuser künftig heizen. Dass das funktioniert, darauf baut auch der Bürgermeister. Am Tagebau Profen soll ein Industrie- und Energiepark entstehen, in dem erneuerbare Energien veredelt werden.

Andy Haugk (49) ist seit 2011 parteiloser Bürgermeister seiner Heimatstadt Hohenmölsen. Für eine weitere Amtszeit bewirbt er sich 2025. Eine seiner größten Sorgen aktuell: Dass der vorgezogene Kohleausstieg Arbeitsplätze gefährdet.
Andy Haugk ist seit 2011 parteiloser Bürgermeister seiner Heimatstadt Hohenmölsen. Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Haugk erklärt: "Das heißt, Wasserstoffproduktion, Methanol und ähnliche Ausgangsstoffe und diese Prozesse sind alle wärmeintensiv. Das heißt, bei diesen Prozessen fällt Wärme an und der Plan ist es, eine neue Fernwärmeleitung nach Profen zu bauen, um diese Wärme dort abzuholen und in das Netz einzuspeisen. Das wird also ein Blumenstrauß an Energieherkunft sein."

Zusätzlich solle neben dem Kraftwerk Wählitz ein Großwärmespeicher entstehen. Überschüssige Wind- und Solarenergie betreiben quasi einen überdimensionalen Tauchsieder, der das Wasser im Speicher erhitzt.

Fernwärme noch vollständig aus Kraftwerk

Energie zu speichern, ist ein entscheidendes Element der Energiewende. Die Erneuerbaren liefern Energie weniger zuverlässig als ein Kohlekraftwerk, das nahezu das ganze Jahr durchläuft. Noch kommt die Wärme aber zu einhundert Prozent aus dem Kraftwerk. Von hier fließt heißes Wasser durch ein etwa 200 Kilometer langes Rohrleitungsnetz direkt in die Häuser. Zum Beispiel in das von Michael Großmann.

Einen Schornstein hat das Haus nicht. Wozu auch? Dafür gibt es den Fernwärmeanschluss. Großmann führt in den Keller und erklärt: "Das ist jetzt die Fernwärmeleitung, der Eingang von der Fernwärmeleitung mit der kompletten Station fürs ganze Haus", während er das Rohr, das im Kraftwerk Wählitz seinen Anfang nimmt, zeigt.

Angst vor kalten Füßen nach dem Kohleausstieg habe er nicht: "Nein, weil ich fest davon überzeugt bin, dass es irgendwas anderes geben wird. Ich weiß nicht, was auch immer dann verbrannt wird." Andy Haugk teilt diesen Optimismus.

Das Zukunftskonzept für die Fernwärmeversorgung steht. Der Wandel hat hier längst begonnen, mit neuen Brennstoffen und Plänen für noch mehr grüne Energie und neue Speicher, damit auch nach dem Kohleausstieg niemand friert in Hohenmölsen.   

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. Februar 2023 | 06:05 Uhr

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