Einsamkeitsbarometer Frauen stärker von Einsamkeit betroffen als Männer
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30. Mai 2024, 21:00 Uhr
Die Bundesregierung hat eine Langzeitanalyse zur Einsamkeit in Deutschland vorgestellt. Laut der Untersuchung fühlten sich 2021 fast acht Millionen Menschen oft einsam. Besonders von Einsamkeit betroffen sind Personen ab 75 Jahren, Alleinerziehende und Arbeitslose. Frauen sind stärker belastet als Männer. Familienministerin Lisa Paus hat nun Maßnahmen angekündigt.
- Dem Einsamkeitsbarometer zufolge fühlten sich 2021 fast acht Millionen Menschen einsam.
- Besonders betroffen sind Frauen, Alleinerziehende, Arbeitslose, Kranke sowie Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung.
- Familienministerin Lisa Paus kündigte Maßnahmen gegen Einsamkeit an.
Die Bundesregierung will mit verschiedenen Maßnahmen gegen Einsamkeit in der Gesellschaft vorgehen. Das hat Familienministerin Lisa Paus bei der Vorstellung des Einsamkeitsbarometers in Berlin angekündigt. Laut der Studie des Einsamkeitserlebens fühlten sich 2021 fast acht Millionen Menschen oft einsam. Die Langzeitanalyse ist Teil der Strategie gegen Einsamkeit, die die Bundesregierung Ende 2023 beschlossen hat.
Frauen häufiger einsam als Männer
Überdurchschnittlich stark von Einsamkeit betroffen sind der Studie zufolge Alleinerziehende, Arbeitslose, gering Qualifizierte, chronisch Kranke sowie Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung. Kaum Unterschiede gibt es demnach zwischen Menschen auf dem Land oder in der Stadt sowie zwischen den ost- und westdeutschen Bundesländern.
Der Studie zufolge sind Frauen in Deutschland stärker von Einsamkeit betroffen als Männer. Die Corona-Pandemie hat den "Gender Loneliness Gap" noch einmal verstärkt, wie aus dem Einsamkeitsbarometer hervorgeht.
Im Corona-Jahr 2020 lag die Einsamkeitsbelastung bei Frauen bei 33,2 Prozent. Bei Männern hingegen lag sie bei 23,1 Prozent. Mittlerweile ist die Belastung wieder gesunken: 2021 haben sich 12,8 Prozent der Frauen "häufiger als manchmal" einsam gefühlt. Bei Männern waren es 9,8 Prozent.
Auswirkungen der Pandemie
Insgesamt ist in der Pandemie die empfundene Einsamkeit in der Bevölkerung sprunghaft gestiegen, besonders stark fiel der Trend bei jüngeren Menschen aus. Im Jahr 2020 wies die Gruppe der 18- bis 29-Jährigen mit 31,8 Prozent die höchste Einsamkeitsquote auf.
Bei den über 75-Jährigen stieg die Zahl auf 22,8 Prozent. In den Jahren vor der Pandemie waren ältere Menschen noch deutlich häufiger einsam. "Einsamkeit ist keine Frage des Alters", sagte Paus.
Maßnahmen gegen Einsamkeit
Paus nannte Einsamkeit eine "Herausforderung für die gesamte Gesellschaft". Sie betreffe mehrere Millionen Menschen und habe sich in der Pandemie verstärkt. "Wir dürfen die Augen vor 'sozialem Long Covid' nicht verschließen", sagte Paus.
Einsamkeit muss laut der Grünen-Politikerin gemeinsam angegangen werden: "Einsame Menschen nehmen seltener an Wahlen teil und engagieren sich weniger. So bleibt Einsamkeit ein drängendes Problem und schadet uns als Gesellschaft." Mit den Daten aus dem Barometer solle nun gezielter gehandelt werden können.
Paus kündigte unter anderem eine "Aktionswoche gegen Einsamkeit" vom 17. bis 21. Juni an und eine Kampagne, bei der unter anderem Kurzvideos über sozialen Medien ausgespielt werden sollen, um dort junge Menschen zu erreichen.
AFP/dpa (jst)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 30. Mai 2024 | 19:36 Uhr