Chemieanlage
In der Chemie-Industrie haben Gewerkschaftsmitglieder künftig bessere Karten. Bildrechte: IMAGO / YAY Images

Einigung Tarifabschluss für Chemiebranche: Bonus-Tag für Gewerkschafter

27. Juni 2024, 16:21 Uhr

Gewerkschaft und Arbeitgeber haben sich auf einen Tarifabschluss für die Chemiebranche geeinigt. Dabei gab es ein Novum: Gewerkschaftsmitglieder sollen künftig einen freien Tag zusätzlich im Jahr erhalten. Darüber hinaus wurde die gewerkschaftliche Forderung nach sieben Prozent mehr Geld mit 6,85 Prozent in zwei Stufen annähernd erfüllt. Die Verhandlungen standen unter großem Druck: Die Friedenspflicht wäre zum 30. Juni ausgelaufen. Danach wären Warnstreiks möglich gewesen.

Bei den Tarifverhandlungen für die deutsche Chemie-Industrie haben die IG Bergbau Chemie und Energie sowie die Arbeitgeber einen zusätzlichen freien Tag nur für Gewerkschaftsmitglieder vereinbart. Erstmals wurden damit neben den allgemeinen Gehaltssteigerungen um 6,85 Prozent exklusive Vorteile für Gewerkschafter in einem großen Flächentarifvertrag festgeschrieben. Sie müssen dem Arbeitgeber ihre Mitgliedschaft aber anzeigen und erhalten bei Mitgliedsjubiläen sogar noch zusätzlich einen zweiten Tag frei.

IG BCE: "Neues Kapitel in der Tarifpolitik"

Streng genommen gelten Tarifabschlüsse generell ausschließlich für Gewerkschaftsmitglieder. Die Arbeitgeber wenden sie aber meist für alle Beschäftigten an, was gelegentlich zu Ärger über "Trittbrettfahrer" geführt hat, die Vorteile genießen, ohne Mitgliedsbeiträge an die Gewerkschaften zu zahlen.

Beim Mitgliederbonus habe man am Ende eine einfache Lösung ausgehandelt, deren Vorteil sich für die Menschen sofort erschließe und der die Betriebe nicht überfordere, sagte der der Verhandlungsführer der IG BCE, Oliver Heinrich: "Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Tarifpolitik auf." Er äußerte die Hoffnung, dass in den Unternehmen nun nicht nach Sonderlösungen gesucht werde.

Arbeitgeber sehen Bonus als Zeichen der Wertschätzung

Auch in den laufenden Verhandlungen hatten die Arbeitgeber betont, die Belegschaften nicht spalten zu wollen. "Für uns ist wichtig, dass wir das Prinzip 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit' nicht antasten", sagte der Verhandlungsführer des Bundesarbeitgeberverbands Chemie, Matthias Bürk. Der Bonus sei ein Zeichen der Wertschätzung und solle das ehrenamtliche Engagement der Gewerkschafter in deren Freizeit belohnen.

Die Verhandlungen, bei denen die Arbeitgeber erst in der dritten bundesweiten Runde ein Angebot vorgelegt haben, standen unter Zeitdruck. Die Friedenspflicht wäre zum 30. Juni ausgelaufen. Danach wären Warnstreiks möglich gewesen. So blieb es bei Protestaktionen außerhalb der Arbeitszeit an mehreren großen Chemiestandorten mit tausenden Teilnehmern. Die gewerkschaftliche Forderung nach sieben Prozent mehr Geld wurde mit 6,85 Prozent in zwei Stufen annähernd erfüllt, dafür aber auf eine Laufzeit von 20 Monaten gestreckt.

dpa (mze)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 27. Juni 2024 | 15:00 Uhr

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