Politische Bildung Kinder und Jugendliche stimmen bei U-18-Bundestagswahl ab
Hauptinhalt
14. Februar 2025, 12:10 Uhr
Kurz vor der Bundestagswahl werden traditionsgemäß auch diejenigen um ihre Stimme gebeten, die eigentlich noch zu jung zum Wählen sind – im Rahmen der U18-Wahl. Seit fast 30 Jahren gibt es die für alle Jugendlichen und Kinder. 260.000 junge Leute haben bei der letzten Bundestagswahl mitgemacht. Eine Woche lang war das jetzt wieder möglich, auch in 51 Wahllokalen in Sachsen-Anhalt. Eins davon befand sich im H2O-Jugendclub in Halle.
- Jugendliche beschäftigen sich mit verschiedenen politischen Themen.
- Schon die jüngsten Wähler können bei der U18-Wahl an die Demokratie herangeführt werden.
- Die Ergebnisse der Wahl werden kontrovers diskutiert – auch auf höchster Ebene.
Es herrscht reger Zulauf im Jugendclub H2O in Halle – und das, obwohl es ihn erst seit einem Monat gibt. Neben Spiel- und Freizeitangeboten gibt es in diesen Tagen auch ein Pop-up-Wahllokal für die U18-Bundestagswahl. Auch die 16-jährige Josi hat den Weg ins Wahllokal gefunden. Sie hatte über eine Werbung auf Instagram von dem Angebot erfahren und auch einige ihrer Freunde für die Jugendwahl mobilisiert.
Rechtsruck bereitet Sorgen
Über Politik informiert sich Josi vor allem über Social Media. Ein Thema beschäftigt sie zurzeit besonders: "Auf jeden Fall sollte die Politik etwas gegen den steigenden Rechtsextremismus machen, der eigentlich gerade überall auf der Welt passiert."
Demokratiebildung auch für die jüngsten Wähler wichtig
Auf einem der Sofas am Fenster sitzt Nele. Ehrenamtlich betreut sie verschiedene Wahllokale bei der U18-Wahl. Ihr Job ist dabei nicht nur, Stimmzettel dafür auszugeben, sondern vor allem, mit jungen Leuten über Demokratie zu sprechen. Beziehungsweise, ihnen zu erklären, was das eigentlich ist. Gestern hatte sie es zum Beispiel mit ein paar ganz jungen Wählerinnen und Wählern zu tun: "Einem fünfjährigen Kind das zu erklären, ist halt mega schwer. Aber wenigstens kann man ihm klarmachen: Okay, da ist was, das kannst du irgendwann auch mit beeinflussen, und es ist wichtig, dass du vielleicht darüber schon mal bisschen was erfährst. Und man hört dich, man sieht dich als Person."
Nele hat selbst schon mitgewählt, bevor sie 18 wurde, und hält die Jugendwahl für eine gute Übung: So weiß man dann schon, was zu tun ist, wenn man ins richtige Wahllokal geht. Man würde lernen, seine Entscheidung schon vorher zu überdenken. Außerdem gebe es die Möglichkeit, sich in einem gut vereinfachten Kontext mit den Parteien auseinanderzusetzen.
Wünsche der Kinder und Jugendlichen sollen in Bundespolitik einfließen
Genau darum gehe es bei dem Projekt, sagt Wendelin Haag, Vorsitzender beim Deutschen Bundesjugendring, der die U18-Wahl mitorganisiert. Die Ergebnisse seien zwar nicht repräsentativ, würden aber öffentlich kontrovers diskutiert. Die Aufgabe der Jugendverbände sei es dann, die für Kinder und Jugendliche wichtigen Inhalte und ihre Forderungen in den Sondierungs- und Koalitionsgesprächen einzubringen und auch an eine neue Bundesregierung heranzutragen.
Inzwischen ist es im H2O ruhiger geworden, eine halbe Stunde vor Schluss hat aber noch der 12-jährige Karl ganz spontan seine Stimme abgegeben. Vorher war er mit seiner Mutter beim Brettspiel-Club im ersten Stock. Jetzt überlegt er, ob er sich als Dankeschön ein Zungentattoo oder ein Reflektorband zum Fahrradfahren mitnimmt. Bis zu seiner ersten echten Wahl sind es zwar noch mindestens vier Jahre, aber Karl ist schon jetzt angefixt: "Man konnte sich entscheiden, für wen man ist, und ich finde das einfach sehr toll."
Die vorläufigen Ergebnisse der U18-Wahl werden am heutigen Abend erwartet.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 14. Februar 2025 | 09:48 Uhr