Schutz vor Schadstoffen Neues Vergiftungsregister soll Früherkennung leichter machen

30. September 2023, 05:00 Uhr

Verschluckt ein Kind etwas, dass es nicht in den Mund nehmen sollte, gibt es Notfallnummern, die weiterhelfen. Dort werden solche und andere potenzielle Vergiftungsfälle registriert. Bisher sammeln sieben verschiedene Stellen in Deutschland diese Informationen – in Zukunft sollen sie zusätzlich auch noch in einem zentralen Vergiftungsregister zusammenlaufen.

Reinigungsmittel, Pflanzenschutzmittel, Klebstoff, Malkreide, seit Corona auch Desinfektionsmittel – das alles sind Produkte, die in vielen Haushalten vorrätig sind und mit denen sich vor allem Kinder besonders oft vergiften.

Kathrin Begemann arbeitet am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und leitet die Fachgruppe, die im Auftrag der Regierung das neue Vergiftungsregister vorbereitet hat. Zu dem Aufbau sagt sie: "Wir haben im Vergiftungsregister zukünftig dann aber auch die Vergiftungsfälle zum Beispiel mit Zigaretten oder E-Liquids, aber auch mit Pflanzen, Pilzen, Tieren. Was wir nicht sammeln werden, sind Vergiftungsfälle mit Arzneimitteln, Tierarzneimitteln oder alkoholischen Getränken."

Risiken frühzeitig erkennen

Und so wird wohl Einiges zusammenkommen. Das lässt jedenfalls Begemanns Überblick über die Fallzahlen in den Giftinformationszentren vermuten. "Danach gehen wir davon aus, dass etwa 180.000 bis 190.000 Fälle pro Jahr in allen sieben Zentren zusammen beraten werden. Das macht so 15.000, bis 16.000 Fälle pro Monat." Dazu kommen noch die ärztlichen Meldungen, die direkt beim BfR eingehen: Das seien nochmal 800 bis 1.000 im Monat, berichtet die Wissenschaftlerin.

Das bundesweite Register soll unter anderem helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen. "Ich meine, wir haben eine sehr gute, sichere Chemikaliengesetzgebung. Aber trotzdem gibt es immer wieder mal Probleme durch neuartige Produkte oder durch Kombination von Produkten. Oder es kommt zu Rezepturänderungen, die dann immer mal zu Problemen führen und Gesundheitsschäden verursachen können", erklärt Begemann.

Herstellen sollen im Ernstfall schnell handeln können

Fällt so etwas auf, könne dann einfacher gegengesteuert werden, erklärt die gelernte Apothekerin. Zum Beispiel, indem ein Hersteller seine Putzmittelflaschen mit einem kindersicheren Deckel ausstattet oder einen Gefahrenhinweis auf die Packung druckt.

Mithilfe des Registern bestehe zusätzlich die Möglichkeit, zu prüfen, ob die Fallzahlen gestiegen sind, es vermehrt zu schweren Erkrankungen gekommen ist, wie erfolgreich die Maßnahmen sind und ob man nachsteuern muss, sagt Begemann. Alle Giftinformationszentren können demnach auf das Register zugreifen und sich wenn nötig auch untereinander beraten.

Und nicht zuletzt sollen die Überwachungsbehörden der Länder auffälligen Meldungen einfacher nachgehen können. Noch gebe es aber einiges zu tun, sagt Begemann. Geplant sei, dass das Register zum 1. Januar 2026 an den Start gehe.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 29. September 2023 | 14:16 Uhr

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