Fahrrad mit Kinderwagen-Anhänger auf Radweg.
Bei Stiftung Warentest sind zehn von zehn Fahrradanhängern für Kinder durchgefallen. Bildrechte: imago images/Michael Gstettenbauer

Zehn Hänger mangelhaft Fahrradanhänger im Test durchgefallen – Warum mangelhaft nicht automatisch unsicher heißt

30. Juli 2024, 05:00 Uhr

Zehn Fahrradanhänger für Kinder hat die Stiftung Warentest getestet – und allesamt als "mangelhaft" bewertet: vor allem wegen Schadstoffbelastung, aber teilweise auch wegen mangelnder Sicherheit. Wie also können Eltern ihre Kinder mit dem Rad sicher transportieren?

Raja Kraus, Autorin, Reporterin
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Reinhard Brüderlein steht in seinem kleinen Fahrradladen in der Leipziger Südvorstadt. Viele Eltern hätten schon vor dem Betreten des Geschäfts eine genaue Vorstellung davon, wie sie ihr Kind am oder auf dem Rad transportieren wollen: "Die meisten nehmen Kindersitze für hinterm Sattel."

Möglichkeiten, Kinder auf dem Fahrrad mitzunehmen, gibt es heute aber noch mehr: Im Kindersitz hinter dem Lenker, im Lastenrad oder auf einem Rad mit einer langen Sitzbank. Auch den Kindersattel, der nur vorne auf der Stange montiert wird, sieht man immer wieder. Und dann sind da natürlich die Fahrradanhänger.

Stiftung Warentest bewertet zehn von zehn Modellen als mangelhaft

Zehn Modelle hat die Stiftung Warentest als mangelhaft bewertet – hauptsächlich wegen schädlicher sogenannter Fluorcarbone, kurz PFAS, die in den Anhängern gefunden wurden, zum Beispiel in der Beschichtung von Sitzpolstern. Die schaden dem Kind zwar nicht direkt, gelangen aber mit der Abnutzung in die Umwelt und dann wieder in die Nahrungskette.

Vom Neukauf eines solchen Fahrradanhängers rät Holger Brackemann, Bereichsleiter Untersuchungen bei Stiftung Warentest deshalb ab: "Eine Möglichkeit ist sicherlich, einen gebrauchten Fahrradanhänger zu kaufen. Denn der ist eben schon mal hergestellt, die PFAS sind in der Umwelt und insofern wird die Belastung durch eine bestimmte Nutzungsdauer auch nicht vergrößert."

Fahrradanhänger trotzdem sicherer als andere Transportvarianten

Obwohl vier der zehn getesteten Anhänger auch in puncto Sicherheit mit mangelhaft bewertet wurden, gelten Fahrradanhänger allgemein noch immer als eine der sichersten Transportvarianten für Kinder. Der ADFC schreibt an MDR AKTUELL: "Leider erfüllen nicht alle Modelle im Test die strengen Sicherheitsanforderungen. Aber es gibt auch Kinderfahrradanhänger, die von den Testern in puncto Sicherheit mit 'Gut' oder sogar 'Sehr gut' bewertet wurden. Vor dem Kauf ist es sinnvoll, Testergebnisse zu checken und zu vergleichen. Anhänger gelten als sicher, da durch den festen Rahmen die Kinder in ihnen oft wie in einer Art Käfig geschützt sitzen und die Umsturzgefahr gering ist."

So werden Fahrradanhänger als sicherer bewertet als Kinderfahrradsitze. Eine Studie der Unfallforschung der Versicherer ergab im Frühjahr, dass Kinder in Lastenfahrrädern bei Unfällen nur unzureichend geschützt seien. Auch von Kindersätteln, die nur auf der Stange montiert werden, wird in der Regel abgeraten. Es komme auch darauf an, was die Familien benötigen, sagt Reinhard Brüderlein in seinem Fahrradladen: Wie viele Kinder man transportieren will, ob man kurze oder lange Wege hat, was alltagstauglich ist. "Es gibt nicht die Universallösung und ein Restrisiko ist auf jeden Fall da." Was die Mitfahrt der Kinder auf dem Fahrrad aber immer sicherer macht: Helm tragen und anschnallen – egal, ob im Anhänger, Sitz oder Lastenrad.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. Juli 2024 | 06:57 Uhr

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