Fruchtkaramellen liegen auf einem Tisch 11 min
Video: Einige Bonbon- und Süßwarenmarken aus DDR-Tagen sind auch heute noch am Markt, werden allerdings nicht mehr am Stammsitz produziert. Wem gehören eigentlich die Süßwaren-Klassiker Krügerol, Pfeffi und Co.? Bildrechte: IMAGO/Silas Stein

Ostmarken Beliebte DDR-Bonbons aus dem Westen, Kamelle aus dem Osten

21. Februar 2025, 10:29 Uhr

Die Bonbons Pfeffi und Krügerol kennen viele noch aus DDR-Zeiten. Heute werden sie in Westdeutschland hergestellt. Was viele auch nicht wissen: Eine beliebte Kamelle kommt mittlerweile aus dem Osten. Wir werfen einen Blick darauf, wo Liebesperlen, Frukas und Co. produziert werden.

Kein Karneval ohne Fruchtkaramelle "Frukas" aus Delitzsch

Seit Ende der 1950er-Jahre fliegen die Fruchtkaramellen, auch "Frukas" genannt, beim Karneval durch die Luft. Die kleinen quadratischen Kaubonbons gibt es in vier Geschmacksrichtungen. Hergestellt wurden sie zunächst bei dem großen Süßwarenproduzenten Wissoll in Mühlheim an der Ruhr. Nach der Wende übernahm Wissoll die "Delitzscher Schokoladenfabrik" und die Produktion der "Frukas" wanderte nach Sachsen.

Die Firma Wissoll war 2002 insolvent. Die "Delitzscher Schokoladenfabrik" aber gibt es bis heute unter anderer Leitung. Die quadratischen Kaubonbons werden weiterhin in Sachsen produziert. "Am Tag machen wir so um die dreieinhalb Millionen Frukas", erzählt Produktmanagerin Katrin Knobbe 2023 gegenüber einem MDR-Team vor Ort.

Am Tag machen wir so um die dreieinhalb Millionen Frukas.

Katrin Knobbe, Produktmanagerin

Halsbonbons "Krügerol" kommen heute aus Bayern

Die Geschichte der Halsbonbons "Krügerol" begann vor über 160 Jahren als in Leipzig Richard Amandus Krüger in seinem Kolonialwarengeschäft, die nach eigener Rezeptur hergestellten "Echten Krügerol Katarrh-Bonbons" verkaufte. In der DDR waren sie die beliebtesten Halsbonbons. Ab 1994 wurde in Leipzig produziert, später in Oschersleben.

Allerdings: Der Ost-Klassiker kommt mittlerweile aus dem Westen. In Adelsdorf produziert das Familienunternehmen Dr. C. Soldan die bekannten "Em-Eukal"-Bonbons und seit 2022 auch die Krügerol-Bonbons. Melanie Schneble, Marketingmanagerin sagt: "Auch heute ist Krügerol noch sehr stark im Osten. Das bedeutet, dass noch immer Dreiviertel der Nachfrage im Osten stattfindet."

Krügerol Papierverpackung auf einer Rolle
Neben der Rezeptur der Krügerol-Bonbons hat sich auch am typischen Papierbeutel in all den Jahren beinahe nichts geändert. Bildrechte: Umschau MDR

Noch heute wird Krügerol laut Melanie Schneble nach dem Originalrezept hergestellt. Dafür werden in Wiegebehältern zunächst die Grundstoffe, vor allem Zucker und Glucosesirup, bei 80 Grad vermischt. Dann wird die Zuckermasse gekocht, 140 Grad heiß muss sie sein. Hinzu kommt die Vitaminmischung und das Wichtigste für den typischen Geschmack: Öle und Extrakte. Dazu gehören zum Beispiel Thymian, Anis, Minze und Latschenkiefer wie Melanie Schneble erklärt: "Und dann ist auch noch eine Besonderheit drin, eine besondere Note, die man nicht gleich erkennt: Birne. Die sorgt dafür, dass der Geschmack auch relativ weich ist."

Ist die Masse fertig, läuft sie als Schlauch in den Prägeautomat. Dort entstehen die Bonbons und landen schließlich in einer großen Trommel, wo sie mit einer feinen Zuckerschicht "dragiert" werden, damit sie später im Beutel nicht zusammenkleben. Vom Kochen der Masse bis zur Abfüllung vergeht kaum eine halbe Stunde.

Krügerol Bonbons
Vom Kochen der Masse bis zur Abfüllung von Krügerol vergeht kaum eine halbe Stunde. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Pfefferminzbonbons "Pfeffi" auch im Ausland zu kaufen

Geboren wurde das Pfefferminzbonbon "Pfeffi" in Magdeburg: 1953 gab die DDR-Regierung die Entwicklung eines "genussvollen Massenbedarfsartikels" in Auftrag. Mitte der 1960er-Jahre ging die Produktion nach Markkleeberg in den Bonbon-Spezialbetrieb Konsü. Nach der Wende kam die Stilllegung – und im Jahr 2000 die Wiedergeburt durch das Zusammenwirken des ehemaligen Pfeffi-Betriebsdirektors Wilfried Opitz und des bayerischen Familienunternehmens PIT.

Seit mittlerweile mehr als 20 Jahren wird im bayerischen Stephanskirchen "Pfeffi" produziert. In der Fabrik des Familienunternehmens PIT setzt man auf bewährte Zutaten, wie Marketing und Sales Manager Bertram Zehetbauer erläutert: "Das ist immer noch das gleiche Rezept. Nach der Wende gab es viele Jahre Pause, aber es gab noch Rezepturen und sehr viele Leute, die den Geschmack immer noch im Kopf hatten, weil Pfeffi früher immer überall präsent war." Eine Mischung aus gemahlenem Zucker, Menthol und Fetten kommt in die Tablettenpresse. Mehrere Tonnen Druck formen dann die Pfefferminzbonbons.

Ostprodukt - Zitro und Pfeffi-Bonbons.
Pfeffi und Zitro waren zu DDR-Zeiten Kult. Bildrechte: imago/HRSchulz

Vertrieb in halbe Welt, aber Erfolg in Westdeutschland bleibt aus

Sind die Pfeffis verpackt, fahren sie mit dem Lkw in die halbe Welt hinaus. Allerdings: In Westdeutschland ist Pfeffi bis heute nahezu unbekannt – trotz etlicher Marketingbemühungen. "Diese Schwierigkeit haben wir schon sehr lange. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist es immer noch so, dass der Großteil der Ostmarken im Westen nicht verkauft wird. Es gibt leider nur ein paar ganz wenige Ausnahmen. Man kann das über die Landesgrenzen verkaufen, aber hier ist ein weißer Fleck, das ist einfach seltsam", sagt Bertram Zehetbauer, Marketing und Sales Manager.

Liebesperlen bleiben Heimat treu

Durchgängig im Osten, in Görlitz, werden seit mehr als 120 Jahren kleine Kügelchen hergestellt, die wohl viele noch aus ihrer Kindheit kennen: Liebesperlen. Geschäftsführer Mathias Hoinkis erklärt, wie die bunten Kugeln zu ihrem Namen kamen: "Mein Urgroßvater hat Perlen hergestellt, wusste aber nicht, wie er diese Perlen nennen sollte und hat seine Frau Emilie gefragt. Sie hat darauf entgegnet: Na, wenn du diese Perlen so magst oder so liebst wie mich, dann nenne sie einfach Liebesperlen."

Der Zucker für die Bonbons kreist tagaus tagein in Messingtrommeln. Durch dosierte Zugabe von Feuchtigkeit bilden sich dann die Kügelchen. 120 Stunden dauert die Produktion. In einer Flasche befinden sich schließlich 70 Gramm Liebesperlen.

Gelbe Farbe wird in eine Mischtrommel gegossen.
Zu den fertig geformten Liebesperlen kommt dann noch die Farbe in die Mischtrommel. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Liebesperlen waren von Beginn an ein gesamtdeutsches Produkt, denn der Außenhandel der DDR lieferte auch in die Bundesrepublik. So wuchsen auch die Kinder in Westdeutschland über Generationen mit den Liebesperlen auf. Dabei kam jedes einzelne Perlenfläschchen aus Görlitz. Das Unternehmen muss für die Liebesperlen keine Werbung machen, weil sie jeder kennt. Es handelt sich um ein sogenanntes "gelerntes Produkt".

Bunte Liebesperlen aus Zucker
"Die Leute erinnern sich gerne an alte Zeiten und Oma und Opa geben das gerne weiter an ihre Kinder. Es ist ein einfaches Produkt und ich sage mal, jedes Kind in Deutschland ist damit aufgewachsen", sagt Mathias Hoinkis, Geschäftsführer der Liebesperlen-Produktion. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Heute stellen 20 Mitarbeiter Liebesperlen für rund 20 Länder her, darunter Österreich, Norwegen und Frankreich. "Das Erfolgsgeheimnis ist: Der Konkurrenzdruck ist in dem Bereich nicht so groß, also es stellen nicht so viele solche Artikel her und damit kannst du überleben, weil es ein spezielles Produkt ist", erläutert Geschäftsführer Mathias Hoinkis.

MDR (jvo)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 14. Januar 2025 | 20:15 Uhr

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