Hörer machen Programm Auswanderung: Wer geht und aus welchen Gründen?
Hauptinhalt
14. Februar 2024, 13:06 Uhr
Die Bundesrepublik ist ein riesiger Bahnhof. Ständig kommen und gehen Menschen. Manche kommen, weil sie Schutz suchen oder weil sie hier arbeiten wollen. Manche kommen, um gleich wieder zu gehen. Und andere gehen, um woanders zu studieren oder wandern aus. Das beschäftigt einen unserer Hörer aus Raschau-Markersbach im Erzgebirge. Er will wissen, wie viele Menschen wegziehen, wer sie sind und aus welchen Gründen sie gehen.
Ein Hörer aus Raschau-Markersbach im Erzgebirge hat sich gemeldet: "Kürzlich gab es Berichte über die Bilanz von zugezogenen Migranten und Rückkehrern nach Deutschland und Menschen, die Deutschland verlassen haben. Wenn ich mich recht erinnere, waren es ca. 1,2 Millionen Wegzüge." Dazu hat er folgende Fragen:
- "Stimmt diese Zahl?"
- "Welchen Nationen gehören die Wegzüge an?"
- "Was sind Gründe für den Wegzug und welchen Berufsgruppen gehörten die Weggezogenen an?"
Stimmt die Zahl von 1,2 Millionen Wegzügen?
Die Zahl, die unser Hörer aufgeschnappt hat, stimmt für das Jahr 2022. Sie steht in der Wanderungsstatistik des Statistischen Bundesamtes. Demnach wuchs die Bevölkerung in Deutschland im Jahr 2022 um 1,5 Millionen Menschen an. Es gab 2,7 Millionen Zuzüge und 1,2 Millionen Wegzüge.
Die reine Statistik erfasse dabei jedoch vieles nicht, erklärt Matthias Huber vom Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge: "Das heißt nicht, dass 1,2 Millionen Menschen weggezogen sind, sondern dass es 1,2 Millionen Fortzüge gab. Das ist ein Unterschied. Es gibt bestimmt einige Personen, die mehrmals her und wieder weggezogen sind, beispielsweise Saisonarbeiter." Was die Zuzüge anbelangt, war 2022 demnach ein besonderes Jahr. Wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gab es so viele wie lange nicht mehr. Die Zahl der Wegzüge ist dagegen seit Jahren auf etwa demselben Niveau.
Welchen Nationen gehörten die Wegzüge an?
Die Wegziehenden sind größtenteils Deutsche. Sie machten im Jahr 2022 mit knapp 270.000 fast ein Viertel aller Wegzüge aus der Bundesrepublik aus. Am häufigsten zieht es die Deutschen in die Schweiz, nach Österreich und in die USA.
Die zweitgrößte Gruppe waren Rumänen mit 178.000, gefolgt von Ukrainern, Polen und Bulgaren. Die meiste Wanderung geschieht innerhalb der Europäischen Union. Zwei Drittel der Menschen, die Deutschland verließen, waren EU-Bürger.
Was sind die Gründe für den Wegzug und welchen Berufsgruppen gehörten die Weggezogenen an?
Über beides ist wenig bekannt. Das liegt daran, dass Menschen, die die Bundesrepublik verlassen, in der Regel nicht nach ihren Gründen und ihren Berufen gefragt werden. Vor allem nicht, wenn es EU-Bürger sind. Denn in der EU gilt ja die Freizügigkeit – Bürger können, ohne sich irgendwo abzumelden, beliebig den Arbeitsort wechseln.
Die Datenlage sei dünn, sagt der Migrationsforscher Wido Geis-Thöne vom Institut der Deutschen Wirtschaft: "Wir haben da eine Studie gemacht. Was man da sehr deutlich sieht, ist, dass die meisten, die wegziehen wollen, nicht auf Dauer wegziehen wollen, sondern auf kurze Zeit, und Hochqualifizierte sind. Also, das hat sehr viel mit internationaler Mobilität, mit Bildungs- und Erwerbskarrieren zu tun." Typische Beispiele wären Studenten, die in Spanien ein Auslandssemester einlegen, Fachkräfte, die vorübergehend an einem Projekt in Irland arbeiten oder Akademiker, die an der Uni Brüssel lehren.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 14. Februar 2024 | 06:23 Uhr