Das undatierte Handout zeigt eine Flasche Gesichtswasser, die in einem dm-Drogeriemarkt unter eine Lupe gehalten wird.
Inhaltsangaben oder Produkthinweise auf Kosmetika sind oft sehr klein abgedruckt. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | dm-Drogerie Markt

Kaum lesbar Warum sind Produkthinweise auf Kosmetika so klein?

23. Juli 2024, 06:44 Uhr

Die Schriftgröße beispielsweise auf Shampoo-Flaschen ist oft so klein, dass Kundinnen und Kunden nicht richtig lesen können, was in dem Produkt enthalten ist. Gerade für ältere Leute kann das eine Herausforderung sein. MDR AKTUELL-Hörerin Sandra Langer und ihre Oma fragen sich deshalb, warum die Anwendungshinweise auf vielen Reinigungsmitteln so klein und teilweise verschwommen gedruckt werden.

Die Antwort auf die Frage von Sandra Langer steht in einem EU-Gesetz: in der sogenannten Lebensmittelinformationsverordnung. Produktname, Zutaten, Füllmenge, Hersteller, Haltbarkeit, Anwendung – all das muss auf der Verpackung draufstehen. Und zwar, wie es in Kapitel IV heißt – bezogen auf den Kleinbuchstaben x: "in einer Schriftgröße mit einer x-Höhe von mindestens 1,2 mm, sodass eine gute Lesbarkeit sichergestellt ist. Bei Verpackungen oder Behältnissen, deren größte Oberfläche weniger als 80 cm² beträgt, beträgt die x-Höhe mindestens 0,9 mm."

Die Mindestgröße ist damit definiert, aber keine Grenze nach oben. Die Hersteller könnten also durchaus auch größer drucken lassen.

Immer mehr Angaben auf engem Raum

Warum sie das nicht tun, erklärt Klemens Ehrlitzer. Er ist Geschäftsführer beim Verband der Hersteller selbstklebender Etiketten: "Die Menge der Angaben, die in den letzten Jahren dazugekommen sind, ist natürlich gewachsen. Dann muss man auf einer Fläche, die begrenzt ist, möglichst viel unterbringen. Dann wird die Schrift bis zur Mindestgröße teilweise herunter reduziert."

Umso schwieriger, wenn die Schrift auch noch verschwommen ist. Das wäre dann ein technischer Mangel, sagt Ehrlitzer. Und sowas dürfte eigentlich nur extrem selten vorkommen. Erstens, weil die Packungen auf ihrem Weg bis zum Supermarktregal mehrmals kontrolliert werden: in der Druckerei, beim Abfüllbetrieb und bevor sie an die Läden verschickt werden.

Und zweitens sind die Aufkleber aus sehr resistenten Materialien gemacht. Ehrlitzer erzählt von Etiketten, die für die Autoindustrie produziert werden: "Die müssen im Motorraum über 10 bis 20 Jahre lesbar bleiben, und die schaffen das. Dann ist es unwahrscheinlich, dass ein Etikett, das im Bereich Kosmetik zum Beispiel genutzt wird, diese Aufgabe nicht erfüllen kann."

Stößt man trotzdem auf ein verschwommenes Etikett, wäre es hilfreich, den Hersteller darüber zu informieren, sagt Ehrlitzer.

Booklet-Etiketten und QR-Codes

Aber auch wenn die Schrift klar und in hohem Kontrast zum Untergrund abgedruckt ist, stellt sie nicht nur unsere Hörerin und ihre Oma vor Herausforderungen: "Wir bekommen immer wieder Beschwerden dazu, dass das für Verbraucherinnen und Verbraucher nur sehr schwer lesbar ist", berichtet Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale NRW.

Nach ihren Worten gibt es aber auch Einzelhändler, die auf die Kritik reagiereren und beispielsweise Lupen an Einkaufswagen anbringen. So könne man die kleine Schrift auf den Produkten besser lesen.

Etwas besser lesbar ist die Schrift auf sogenannten Booklet-Etiketten. Husemann beschreibt sie als "Doppel-Etikett": "Da muss man an der Ecke ein bisschen knibbeln und dann geht das Etikett auf. Dann hat man wie so ein kleines Buch und da gibt es den doppelten Platz zum Beschreiben."

Klemens Ehrlitzer vom Verband der Etikettenhersteller spricht außerdem QR-Codes an, die inzwischen auf Verpackungen abgedruckt werden und Informationen gut erkennbar aufs Smartphone liefern. Aber nicht jeder und jede nutzt ein Smartphone und deshalb taugt der Code nicht als Ersatz fürs Etikett. Denn das Gesetz besagt nun einmal, dass die Informationen auf der Verpackung zu lesen sein müssen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. Juli 2024 | 06:20 Uhr

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