Bücher, Konzerte, Kino Positive Bilanz: Fast 300.000 Jugendliche nutzten neuen Kulturpass
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05. Januar 2024, 04:00 Uhr
Der Kulturpass für 18-Jährige sollte junge Menschen wieder für Kultur begeistern. Laut Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist das gelungen. Bundesweit haben fast 300.000 Jugendliche das Angebot genutzt, darunter auch viele in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Anbieter - ob Kino, Theater, Festival oder Buchladen - haben umsatzmäßig profitiert. Eine Ausweitung des Kulturpasses ist deswegen geplant, aber noch ungewiss.
- Der Kulturpass hat 2023 laut Kulturstaatsministerin Claudia Roth viele junge Menschen erreicht.
- In Mitteldeutschland nutzten vor allem Jugendliche aus Sachsen das Angebot.
- Auch Anbieter aus der Kulturbranche haben profitiert, insbesondere der Buchhandel und Kinos.
Im Juni 2023 hat die Bundesregierung den Kulturpass ins Leben gerufen, der junge Menschen zur Teilhabe an kulturellen Angeboten ermutigen soll. Aus Sicht von Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist dieses Vorhaben gelungen: "Ich ziehe eine positive Bilanz auf beiden Seiten", erklärte die Kulturstaatsministerin mit Blick auf die jüngsten Zahlen. Vom Kulturpass hätten nicht nur die Nutzerinnen und Nutzer profitiert, sondern auch die Anbieter wie Kino, Theater, Festival oder Buchladen.
In Sachsen nutzten besonders viele Jugendliche den Kulturpass
Bis Jahresende haben etwa 300.000 18-Jährige in Deutschland den Kulturpass genutzt. Ihr Guthaben investierten sie in mehr als 600.000 Bücher, 250.000 Kinobesuche, 100.000 Tickets für Konzerte oder Festivals sowie rund 6.000 Musikinstrumente. "Das ist für das erste halbe Jahr wirklich richtig gut", sagte Claudia Roth. Unterschiede zwischen Ost und West hätten dabei nicht festgestellt werden können. In Mitteldeutschland nutzten bis Ende Dezember insgesamt 19.932 Jugendliche das Angebot, fast die Hälfte davon in Sachsen. Damit liege der Freistaat ziemlich genau bei der erwarteten Nutzerzahl, heißt es seitens der Kulturstaatsministerin - Sachsen-Anhalt und Thüringen lägen darunter.
Buchhandel profitierte mit mehr als 600.000 verkauften Büchern
Vor allem die Buchbranche hat laut den jüngsten Erhebungen von der neuen Form der Kulturförderung profitiert. Mehr als die Hälfte aller Bestellungen mit dem Kulturpass sind auf Bücher, Hörbücher sowie Comics und Mangas entfallen - aus Sicht des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ein "großer Erfolg, der fortgesetzt und ausgebaut werden soll". Der Kulturpass habe sich im ersten Jahr "als ausgezeichnete Maßnahme" erwiesen, um junge Erwachsene wieder stärker für Kulturangebote vor Ort zu begeistern, erklärte der Börsenverein auf Nachfrage von MDR Aktuell.
Buchhandlung in Halle freut sich über neue und jüngere Zielgruppe
"Für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kann ich sagen, dass der Kulturpass tatsächlich neue Kundinnen und Kunden in die Buchhandlungen gebracht hat", so Heike Haupt, Landesgeschäftsführerin des Börsenvereins. Die Buchhandlung "Heiter bis wolkig" in Halle etwa hat mithilfe des Kulturpasses eine neue Ziel- und Altergruppe erreicht, "die sonst nicht zu uns kommt", wie die Leiterin Theresa Donner MDR Aktuell erklärte. Der Kulturpass habe dem Halleschen Buchladen durchschnittlich 800 Euro mehr Umsatz pro Monat gebracht. "Aber eben auch das Potential neuer Stammkundinnnen", so Donner.
Kinos in Deutschland hoffen auf Fortführung des Kulturpasses
Nach dem Buchhandel steht das Kino hinsichtlich der Einlösungen des Kulturpass-Budgets an zweiter Stelle. Bis Anfang Dezember haben 740 Kinos am Kulturpass teilgenommen und dabei insgesamt einen Umsatz von 2,5 Millionen Euro erzielt. Der Kinoverband HDF hatte den Kulturpass mittels einer Influencer-Kampagne sogar mit eigenen Mitteln beworben: "Als Kinoverband haben wir und unsere Mitglieder viel in das Projekt investiert, weil uns die kulturelle Teilhabe von jungen Menschen eine Herzensangelegenheit ist und wir uns bewusst sind, dass Kino mit seinem niedrigschwelligen Angebot oftmals die erste Anlaufstelle in der vielfältigen Kulturlandschaft ist", hieß es auf Anfrage von MDR Aktuell. Man hoffe, dass "das diesjährige Pilotprojekt keine Eintagsfliege war und der Kulturpass sein Pontenzial in Zukunft noch weiter entfalten kann".
Kulturpass für Claudia Roth "ganz klar eine Priorität"
Da die Rückmeldungen zum Kulturpass in der Kulturbranche so positiv ausfallen, haben beteiligte Verbände bereits im Oktober an den Bund appelliert, dass es nach der Testphase weitergehen soll. Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat signalisiert, das bisher 100 Millionen Euro teure Projekt fortführen zu wollen. Für sie sei der Kulturpass "ganz klar eine Priorität", da es sich um eine neue und innovative Form der Kulturförderung handele.
"Ich kann noch nicht eine hundertprozentige Zusage machen, weil alles natürlich unter Vorbehalt ist, solange der Haushalt vom Bundestag nicht beschlossen ist", erklärte Roth. Auch private Sponsoren will die Kulturstaatsministerin deswegen in Zukunft für die Finanzierung des Kulturpasses ansprechen. Geplant ist außerdem, das Angebot des Kulturpasses in Deutschland mit der französischen Variante zu kombinieren. So könnten Jugendliche aus Deutschland und Frankreich von dem Angebot des jeweils anderen Landes profitieren.
Nach Corona-Pandemie wieder Lust auf Kultur fördern
Seit Juni 2023 konnten in Deutschland bis Jahresende rund 750.000 Berechtigte auf den Kulturpass zugreifen. Alle Jugendlichen, die 2023 18 wurden, erhielten nach einer Registrierung eine Gutschrift von 200 Euro, um damit etwa Konzerttickets, Bücher, Musikinstrumente und Kinobesuche bezahlen zu können. Ziel des Kulturpasses war es, nach dem Aus für viele Kulturveranstaltungen während der Corona-Pandemie die Lust auf Live-Musik und andere Kultur-Erlebnisse wieder zu fördern. Frankreich und Spanien haben den Kulturpass schon, Dänemark will ihn einführen.
Quellen: MDR Aktuell (Marie-Kristin Landes), dpa / Redaktionelle Bearbeitung: vp
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 29. Dezember 2023 | 17:45 Uhr