35. Jubiläum Scholz zum Mauerfall: "Zusammenstehen für Frieden und Freiheit"
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09. November 2024, 20:59 Uhr
Zum 35. Jahrestag des Mauerfalls hat Bundeskanzler Olaf Scholz zur Einheit und zum europäischen Zusammenhalt aufgerufen. Zahlreiche Veranstaltungen und Gottesdienste erinnerten an die historische Bedeutung dieses Tages, der ein Symbol für Freiheit und Demokratie geworden ist. Im Zentrum stand die Gedenkveranstaltung an der Bernauer Straße, mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Berlins Bürgermeister Kai Wegner.
- Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren gewürdigt.
- Scholz erinnerte in seiner Ansprache auch an die Montagsdemonstrationen in Leipzig.
- Berlin gedenkt des Mauerfalls mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
- Auch die Kirchen gedenken des Mauerfalls und der friedlichen Revolution.
- Der 9. November bleibt ein Tag von weitreichender Bedeutung für Deutschland und Europa.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Mauerfall vor 35 Jahren als "glücklichen Höhepunkt einer gesamteuropäischen Entwicklung" gewürdigt. In einer Videobotschaft zum Jahrestag hob der SPD-Politiker hervor, wie entscheidend dieser Moment für die europäische Gemeinschaft und den Zusammenhalt des Kontinents war.
"Unsere gemeinsame Geschichte im Herbst 1989 zeigt uns doch, wie wir unsere Ziele erreichen: Indem wir zusammenstehen – für Frieden und Freiheit, für Sicherheit und Wohlstand, für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie", sagte der Kanzler.
Scholz erinnerte in seiner Ansprache auch an die Montagsdemonstrationen in Leipzig und anderen Städten der DDR, die maßgeblich zur friedlichen Revolution beitrugen. Diese mutigen Demonstrationen, bei denen sich Menschen "unterhakten", hätten das DDR-Regime erschüttert und zur Freiheit verholfen, betonte er.
Ebenso würdigte der Kanzler die Beiträge osteuropäischer Länder und Bürgerbewegungen, darunter die polnische "Solidarność" und die singenden Revolutionäre in den baltischen Staaten. Der Kanzler erinnerte zudem an die Rolle Ungarns, das mit dem "Paneuropäischen Picknick" im Sommer 1989 einen entscheidenden Impuls für den Fall der Mauer setzte. Hunderten DDR-Bürgern gelang durch die geöffnete Grenze zu Österreich die Flucht in den Westen.
Berlin gedenkt des Mauerfalls
In Berlin fanden gleich mehrere Veranstaltungen und Gedenkfeiern statt. Im Zentrum stand die Gedenkveranstaltung an der Bernauer Straße, an der unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Berliner Bürgermeister Kai Wegner (CDU) teilnahmen. Wegner nannte den Mauerfall vom 9. November 1989 dabei einen Glückstag, an dem mutige Bürgerinnen und Bürger "die Mauer einfach wegdrückten".
Bei der Gedenkveranstaltung wurden Rosen in die Hinterlandmauer gesteckt und eine Andacht in der Kapelle der Versöhnung abgehalten. Zum Abschluss wurden Kerzen entzündet und Musik gespielt. Zugegen waren Jugendliche aus Polen, Frankreich und Norwegen sowie Vertreterinnen und Vertreter von Oppositionsbewegungen aus dem Iran, Belarus, Kuba, Georgien und Hongkong.
Entlang des ehemaligen Mauerverlaufs ist eine Installation aus Tausenden von Schildern und Plakaten zu sehen, die an die Zeit der deutschen Teilung erinnert. Am Abend fand zudem ein "Konzert für Freiheit" statt, bei dem entlang des Mauerverlaufs rund 700 Musiker acht Rock-Klassiker spielten. Die Veranstalter rechneten im Vorfeld mit mehreren Hunderttausend Besuchern. An der Berliner Mauer, die von 1961 bis 1989 stand, starben mindestens 140 Menschen bei Fluchtversuchen.
Kirchen erinnern an friedliche Revolution
Auch die Kirchen gedachten des Mauerfalls und der Friedlichen Revolution, die ihn möglich gemacht hat. In Frankfurt (Oder) wurde der Gedenktag mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Friedenskirche und einem anschließenden Festakt in der Konzerthalle begangen. Hierzu wurden unter anderem Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und der Direktor des Europäischen Solidarnosc-Zentrums in Danzig, Basil Kerski, erwartet.
Der Berliner Bischof Christian Stäblein betonte die Bedeutung der Kirchen als Orte der Zuflucht und des Aufbruchs während der friedlichen Revolution: "Ich bin froh, dass die damals protestierenden Menschen unsere Kirchen als Orte der Zusammenkunft, des Gebets, der Zuflucht und des Aufbruchs erlebt haben." In der Berliner Gethsemanekirche, einem zentralen Ort der kirchlichen Oppositionsbewegung, fand ein Festkonzert statt.
Ein Symbol für Frieden, Freiheit und europäische Werte
Der 9. November bleibt ein Tag von weitreichender Bedeutung für Deutschland und Europa. Die Ereignisse des Herbstes 1989 haben nicht nur die Teilung Deutschlands überwunden, sondern ein neues Kapitel des europäischen Zusammenhalts aufgeschlagen.
Kanzler Scholz mahnte, dass der Geist der damaligen Bewegung heute ein Vorbild sein müsse: "Der Sieg der Freiheit im Herbst 1989 war ein gesamteuropäischer Sieg." In einer Zeit, in der Europa wieder vor großen Herausforderungen steht, bleibe der Mauerfall ein Mahnmal für die Kraft des Zusammenhalts, der Frieden, Freiheit und Demokratie möglich mache.
MDR/dpa/AFP (dkn,lmb)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 09. November 2024 | 11:12 Uhr