Die Pflegefachkraft Nicole Müller hält die Hand eines Kindes in der Einrichtung der «Kristallkinder» Intensivpflege GmbH
Bildrechte: picture alliance / ZB | Patrick Pleul

Fehlende Unterstützung Personalmangel in der Kinderintensivpflege: Immer mehr Eltern pflegen ihre Kinder zu Hause

03. Dezember 2024, 15:17 Uhr

Deutschlands Pflegenotstand ist bekannt. Meistens geht es dabei aber um ältere Menschen. Doch es gibt noch einen Notstand, der kaum Beachtung findet: Betroffen sind schwerstkranke und schwerstbehinderte Kinder und ihre Eltern, die oft verzweifeln, weil sie kaum Unterstützung bekommen.

Domenik hat eine therapieresistente Epilepsie – wie viele andere schwerkranke Kinder wird er von seinen Eltern zu Hause versorgt. Professionelle Hilfe bekommt Vater Steffen Wefel dabei nicht oft genug.

"Wir haben es bis vor eineinhalb Jahren alles alleine gestemmt, da hatten wir nur den Pflegedienst zwei Mal im Monat als Entlastung, um mal in Ruhe einkaufen oder mal Eisessen zu gehen", sagt er.

Angst der Eltern vor Krampfanfall

Die nächtliche Versorgung wurde zu dieser Zeit erschwert, weil sich die Krampfsituation bei Domenik deutlich verschlechtert hatte. Deswegen ist jetzt der Pflegedienst im Haus: "Wenn auch in den meisten Monaten nur die Hälfte der Nächte abgedeckt werden können. Der Rest ist weiterhin bei uns", sagt Wefel.

Vor allem nachts haben Domeniks Eltern große Angst, bei einem Krampfanfall nicht schnell genug eingreifen zu können. Wenn ein Anruf komme, dass eine Pflegeperson "sich krankgemeldet hat und drei, vier oder fünf Nächte nicht besetzt sind, wo man halt ganz genau weiß, die nächste Woche wird schlafen schwierig, weil man die ganze Nacht mit wach ist und versucht die Krämpfe wahrzunehmen", sorgt sich der Vater.

Denn wie die gesamte Pflege ist auch die Kinderintensivpflege von akutem Fachkräftemangel betroffen. Speziell geschultes Personal, etwa für die Betreuung beatmeter Kinder, ist kaum zu finden. Diese Lücken müssen dann meist die verbleibenden Pflegekräfte auffangen, weiß Pflegerin Doreen Langhammer.

Kinderintensivpflege: zu viele Anfragen, zu wenig Personal

"Wir haben viel zu viele Anfragen und Versorgung für viel zu wenig Personal. Und ich bin gerade tatsächlich sehr überbeschäftigt. Ich bin eigentlich nur 30 Stunden im Unternehmen und habe aber gerade mehr als genug Stunden geleistet", sagt die Pflegerin MDR AKTUELL. Patientenfamilien hätten viel Bedarf, den sie auffangen müsse. Gerade sind viele ihrer Kolleginnen und Kollegen krank.

Wir haben viel zu viele Anfragen und viel zu wenig Personal.

Doreen Langhammer, Pflegerin

Auch für die Leiterin des ambulanten Pflegedienst "Pflits", Antje Brylla aus Leipzig, ist die Situation prekär. Nur selten schafft sie es die Dienstpläne vollzubekommen: "Vier Leute im Urlaub, vier Leute krank. Es ist gerade der Super-Gau."

Von zwölf Familien hat sie derzeit nur drei, bei denen Brylla keine Dienste absagen musste. "Dienstabsagen, das ist etwas, da habe ich noch vor 14 Jahren gesagt, das wird es bei uns nie geben. Das ist jetzt fast täglich", sagt sie.

Pflegekräfte überlastet

Das Problem: Neue Mitarbeiter kommen nur selten nach. Auch müssen sie lange eingearbeitet werden und sich mit den Familien der kranken Kinder verstehen.

Grundsätzlich müsse die Kinderintensivpflege durch größere Entlastung der Pflegekräfte attraktiver werden, findet Antje Brylla. Denn die Arbeit mit den Kindern sei ein sehr erfüllender Beruf.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. Dezember 2024 | 06:00 Uhr

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