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Viele syrische Menschen haben in Deutschland einen Job finden können. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Harald Tittel
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Kanzlerkandidat Friedrich Merz spricht von einem Drittel

MDR AKTUELL Di 17.12.2024 06:12Uhr 02:48 min

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Aussage von Friedrich Merz Faktencheck: Arbeiten zwei Drittel der Syrer in Deutschland nicht?

17. Dezember 2024, 05:00 Uhr

Der Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, fordert, dass Syrer, die in Deutschland keine Beschäftigung haben, in ihre Heimat zurückkehren sollen. In der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" sagte der CDU-Politiker, dass zwei Drittel der syrischen Menschen in Deutschland nicht arbeiteten. Die Beschäftigungsquote von Syrern in Deutschland ist tatsächlich aber höher. Ein Faktencheck.

Etwa eine Million Menschen mit syrischer Herkunft lebt aktuell in Deutschland. Die Bundesagentur für Arbeit hat davon Ende September etwas weniger als 300.000 als Beschäftigte erfasst. Das entspricht etwa einem Drittel.

Die Aussage von Friedrich Merz, dass nur etwa ein Drittel der Syrer in Deutschland arbeitet, sei aber nicht korrekt, erklärt Yuliya Kosyakova vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Denn Kinder und Rentner gehören nicht in die Statistik der Agentur für Arbeit, sondern nur Menschen, die zwischen 15 und 64 Jahre alt sind. "Ungefähr 70 Prozent der Syrer und Syrerinnen sind in diesem erwerbsfähigen Alter. Das heißt, 30 Prozent können nicht arbeiten, die sind entweder zu alt oder zu jung."

Dementsprechend liegt die Beschäftigungsquote von Syrern in Deutschland über einem Drittel oder 33 Prozent: den Daten der Arbeitsagentur zufolge nämlich bei 42 Prozent.

Beschäftigungsquote eigentlich noch höher

Die Arbeitsmarktforscherin Kosyakova geht davon aus, dass die Quote aber eigentlich noch höher liegen müsste: "Es gibt Gruppen, die nicht arbeiten können, also gar nicht arbeitsfähig sind. Traumatisierte Personen, Menschen in Elternzeit, in Sprachkursen oder in Maßnahmen – die stehen dem Arbeitsmarkt quasi nicht wirklich zur Verfügung, aber sie werden in diese Quote mitberechnet."

Dafür tauchten Syrer, die sich in Deutschland selbständig gemacht haben, auch nicht in der Statistik der Arbeitsagentur auf, erklärt Kosyakova. Auch das sorge dafür, dass die Beschäftigungsquote der Syrer schlechter ausfalle. Und: "Auch Personen, die schon eine deutsche Staatsangehörigkeit aufgenommen haben, werden hier sehr wahrscheinlich nicht mehr mitgezählt. Diese Personen haben zumeist eine sehr hohe Arbeitsmarktintegration", so Kosyakova.

Mehrheit der eingebürgerten Syrer arbeitet

Das belegen auch Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Bei eingebürgerten Syrern lag die Erwerbstätigenquote Ende vergangenen Jahres bei 68 Prozent, sagt Thomas Körner vom Statistischen Bundesamt. "Daran sieht man: Bei den eingebürgerten Personen ist die Erwerbsbeteiligung deutlich höher, als wenn man alle Personen mit syrischer Einwanderungsgeschichte betrachtet."

Mehr als 160.000 Menschen mit syrischer Herkunft haben bereits die deutsche Staatsbürgerschaft. Bei denen, die sie nicht haben, lag die Arbeitslosenquote zuletzt bei 37 Prozent.

Mehrere Hürden für Syrer auf deutschem Arbeitsmarkt

Das heiße aber nicht zwingend, dass diese Menschen nicht arbeiteten, sagt Kosyakova. Nicht wenige würden zunächst Helfertätigkeiten ausüben: "Personen können arbeitslos gemeldet sein, auch wenn sie erwerbstätig sind, beispielsweise wenn Personen geringfügig beschäftigt sind oder nicht genug verdienen und dann noch auf Jobsuche sind."

In Deutschland liegt die Arbeitslosenquote von Menschen aus Syrien dennoch deutlich höher als die von Deutschen. Für die Arbeitsmarktforscherin ist das aber nicht verwunderlich. Zum einen müssten Syrer erst eine Arbeitserlaubnis bekommen und auch die Sprache erlernen. Für Arbeitgeber seien zudem die bürokratischen Hürden deutlich höher.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 17. Dezember 2024 | 06:07 Uhr

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