Saale-Orla-Kreis Fünf Jahre für Anerkennung nötig: Kinderarzt aus Syrien kann nun arbeiten
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17. Dezember 2024, 06:44 Uhr
Im Saale-Orla-Kreis arbeitet seit einigen Monaten ein erfahrener Arzt aus Syrien für den Gesundheitsdienst des Landratsamtes. Der 66-Jährige erstellt medizinische Gutachten und untersucht unter anderem Kinder auf ihre Schultauglichkeit.
Leon ist mit seinen Eltern zur Schultauglichkeitsuntersuchung in die Zweigstelle des Landratsamtes Saale-Orla in Pößneck gekommen. Der Fünfjährige ist ganz aufgeregt, Mahmoud Al Hamwi redet besänftigend auf ihn ein - er brauche keine Angst haben, das tue nicht weh.
Ich liebe meinen Beruf, es ist mein Traumberuf.
Dr. Al Hamwi ist ein Beispiel dafür, wie lange es in Deutschland dauern kann, eine Anerkennung für seinen Beruf zu erhalten. Der 66-Jährige hat fünf Jahre gebraucht - und die Unterstützung vieler Menschen, von der Arbeitsagentur über eine Arztkollegin, bei der er ein Praktikum machen konnte, um seine Ausbildung als Arzt anerkannt zu bekommen. "Ich liebe meinen Beruf, es ist mein Traumberuf", sagt der Mann aus Damaskus.
Flucht von Syrien nach Europa
Nach dem Studium in Syrien führte Al Hamwi mehr als 20 Jahre eine eigene Kinderarztpraxis in Damaskus. 2013 floh er vor dem Bürgerkrieg in Syrien und kam später mit seiner Frau und seiner jüngsten Tochter nach Westeuropa. Ein Sohn ist mittlerweile Chirurg an einem Krankenhaus in Thüringen.
2017 begann Al Hamwi mit allgemeinen und medizinischen Sprachkursen. Später kamen diverse Prüfungen und Hospitationen dazu, unter anderem im Pößnecker Krankenhaus. 2022 erhielt er die Zulassung als Kinderarzt in Deutschland, um die er so lange gekämpft hat.
Kinderarzt aus Leidenschaft
Jetzt freut sich Al Hamwi über sein neues Aufgabenfeld. Da könne er viel mit Eltern über die Entwicklung der Kinder sprechen und so positiven Einfluss nehmen, sagt er. Da er gerade erst angefangen hat, denkt er natürlich nicht ans Aufhören, obwohl er inzwischen das deutsche Rentenalter erreicht hat. Seinen Beruf möchte er so lange ausüben, wie er kann.
Das freut auch das Landratsamt. Grundsätzlich sei das möglich, wurde schon signalisiert.
Ich habe alles Mögliche gemacht, mir viel Mühe gegeben, um mein Ziel zu erreichen.
Al Hamwi war seit Jahren nicht in seiner syrischen Heimat, verfolgt die Entwicklungen dort aber sehr genau. Jetzt dorthin zu gehen, ist für ihn keine Option - zu unsicher sei die Lage, man könne noch nicht sagen, wie sich die neuen Machthaber verhalten und wie sich alles entwickelt. Aber helfen will er auch dort, vielleicht später, wenn es sicherer ist in Syrien.
MDR (ar/cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 09. Oktober 2024 | 17:00 Uhr
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