Ein Lehrer beaufsichtigt eine Schulklasse während einer schriftlichen Leistungskontrolle.
Während Klassenarbeiten und so genannte komplexere Leistungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angekündigt werden müssen, sind normale Leistungsnachweise auch ohne Ankündigung erlaubt. Bildrechte: picture alliance / Caro | Kaiser

Schulbildung Schulleitungsverband Sachsen-Anhalt für Verbot von unangekündigten Tests

26. September 2024, 05:00 Uhr

Die bayerische Bildungsministerin Anna Stolz hatte zum Schuljahresbeginn ein Verbot von unangekündigten Tests angeregt. Ministerpräsident Markus Söder hatte dem allerdings eine Absage erteilt. Wie denken Pädagogen und Eltern in Mitteldeutschland darüber – sollte auch weiterhin ohne Ankündigung getestet werden dürfen?

  • Fallen unangekündigte Tests insgesamt sehr schlecht aus, können Lehrkräfte im Nachhinein noch entscheiden, die Zensur nicht in den Notenschnitt einfließen zu lassen.
  • Der Vorsitzende des Landeselternrats Sachsen-Anhalt findet unangekündigte Tests in Ausnahmefällen vertretbar, spricht sich aber grundsätzlich für eine Ankündigung aus.
  • Leistungsnachweise ohne Ankündigung stehen der Vorsitzenden des Schulleitungsverbands Sachsen-Anhalt zufolge in Widerspruch zum Berufsethos als Lehrkraft.

Gleiche Regeln, verschiedene Meinungen: Das gilt in Mitteldeutschland beim Thema unangekündigte Leistungskontrollen. In allen drei Bundesländern sind sie möglich. Nur Klassenarbeiten und so genannte komplexere Leistungen müssen angekündigt werden.

Wie sinnvoll ist das? Das kommt ganz darauf an, wen man fragt.

Bewertung muss nicht zwingend in Notenschnitt einfließen

Einen konservativen Blick auf die Sache hat Michael Jung, Landesvorsitzender beim Sächsischen Lehrerverband. Er unterrichtet an einer Oberschule in Freiberg und testet ab und zu seine Klassen ohne Ankündigung.

"Ich bin schon der Meinung, dass man das nicht einfach verteufeln sollte. Es ist ja auch eine Art Selbstkontrolle für die Lehrkraft beziehungsweise auch für die Schülerinnen und Schüler."

Fällt der Test durchweg schlecht aus, könne die Lehrerin oder der Lehrer im Nachhinein immer noch entscheiden, ob sie das Ergebnis in den Notenschnitt einfließen lasse, so Jung.

Landeselternrat Sachsen-Anhalt: Unangekündigte Tests nur ausnahmsweise

Der Vorsitzende des Landeselternrats Sachsen-Anhalt Matthias Rose wägt bei der Frage ab: Schülerinnen und Schüler sollten sich vorbereiten und angstfrei in die Schule gehen können, deshalb sollten Tests grundsätzlich angekündigt werden. Er kann aber auch nachvollziehen, dass mal ein spontaner Kurztest geschrieben wird – als Notlösung, etwa wenn es Disziplinprobleme gibt oder sich zeigt, dass die Klasse regelmäßig unvorbereitet zum Unterricht kommt.

"Aber generell unterscheide ich da schon auch zwischen den Tests, die man in der fünften, sechsten, siebten Klasse schreibt und den Tests, die eine Auswirkung auf das Abschlusszeugnis haben. Ich bin der Meinung, da sollte man schon eine sehr hohe Hürde sehen, bevor man unangekündigte Tests schreibt", so Rose.

Er plädiert für unangekündigte Tests nur in Ausnahmefällen. Ein Verbot, wie es die bayerische Bildungsministerin gerne diskutiert hätte, hält er für unrealistisch.

Landeselternvertretung Thüringen gegen unangekündigte Tests

Katrin Jelitte wäre bei einem Verbot aber sofort dabei. Die Vorsitzende des Schulleitungsverbands Sachsen-Anhalt findet: "Ich muss ehrlich sagen, das verbietet mir mein Anspruch an mich selbst und meinen Berufsethos wirklich, Menschen so ins offene Messer rennen zu lassen. Und wenn wir schon in der Regulierungswut sind und das reguliert werden muss, dann soll es in drei Teufels Namen auch reguliert werden, dass sowas zu unterbleiben hat."

Ähnlich sieht man das bei der Landeselternvertretung Thüringen. Sprecherin Claudia Koch meint: "Die Schule soll den Schülerinnen und Schülern ja nicht nachweisen, dass sie nichts können, sondern sie sollten die Möglichkeit haben, das, was sie können, zu beweisen. Und dazu sind unangekündigte Tests unserer Ansicht nach nicht besonders zielführend."

Was vermittelt Schule – und woran sollte das gemessen werden? Das müsse mehr diskutiert werden. In Thüringen gab es dazu auch viele Gespräche mit dem aktuellen Bildungsministerium, sagt die Elternsprecherin. Aber sie ist skeptisch, ob das mit der künftigen Landesregierung so weitergeht.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 26. September 2024 | 06:48 Uhr

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