Gesundheit Zentrales Organspende-Register lässt weiter auf sich warten
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14. März 2023, 12:01 Uhr
Immer wieder liest man, dass die Zahl der Organspenderinnen und Organspender in Deutschland zu gering sei. Eine zentrale Organspende-Datei gibt es nicht, aber Organspende-Ausweise sind überall verfügbar. Doch dieser unterschriebene Ausweis landet bei keiner offiziellen Stelle, sondern man trägt ihn bei sich. MDR-AKTUELL-Hörer Arved Rick fragt sich, worauf also die Daten über die Anzahl der möglichen Spenderinnen und Spender beruhen und ob diese überhaupt repräsentativ sind.
- In Deutschland gibt es keine repräsentative Statistik zu Organspenderinnen und –spendern.
- Zwar gibt es viele Menschen, die gewillt zur Organspende sind, aber wenige halten das schriftlich fest.
- 2020 beschloss die Bundesregierung, ein Online-Register aufzubauen, in dem Bürgerinnen und Bürger ihren Willen zur Organspende auf freiwilliger Basis bekunden können.
Die Antwort ist kurz: Es gibt in Deutschland keine repräsentative Organspender-Statistik. Eine Tatsache, die Dr. Felix Pfeifer von der Deutschen Stiftung Organspende bedauert. Der Mediziner ist geschäftsführender Arzt und zuständig für die Region Ost. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung führt nach seinen Worten regelmäßig Repräsentativ-Befragungen innerhalb der Bevölkerung durch, und es zeige sich seit Jahren, dass 80 Prozent der Befragten der Organspende positiv gegenüber ständen.
Aber: "In der aktuellen Situation in den Krankenhäusern sieht man im Organspende-Prozess, dass es doch sehr wenige Menschen gibt, die ihren Willen wirklich schriftlich dokumentiert haben und leider auch sehr wenige, die auch mündlich diesen Willen mit Angehörigen richtig erörtert haben", sagt Pfeifer.
Bereitschaft zur Organspende bald online bekundbar
2020 beschloss der Bundestag das Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende oder kurz Entscheidungslösung. Hinter dem sperrigen Namen verbergen sich unter anderem mehr Aufklärung und die Einrichtung eines bundesweiten Online-Registers. Dort können Bürger elektronisch – alles auf freiwilliger Basis – ihre Bereitschaft zur Organspende bekunden. Auf die Art könnte auch eine aussagekräftige Statistik entstehen.
Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Tino Sorge, fordert, das Gesundheitsministerium dürfe den Aufbau des Organspende-Registers nicht weiter verschleppen. "Immer wieder hat Minister Lauterbach die Öffentlichkeit vertröstet und behauptet, der Aufbau würde sich wegen der Pandemie verzögern", kritisiert Sorge. Das sei einerseits scheinheilig und zeige aber auch, dass Lauterbach an einer Umsetzung der 2020 beschlossenen Entscheidungslösung nie ein echtes Interesse gehabt habe. Auch nach über einem Jahr im Amt nicht.
Auf Anfrage von MDR AKTUELL teilt das Bundesgesundheitsministerium schriftlich mit: "Die Entwicklung eines Registers, in dem hochpersönliche Erklärungen von Bürgerinnen und Bürgern sicher gespeichert werden sollen, die im Fall einer möglichen Organspende in den Entnahmekrankenhäusern von hierzu speziell autorisiertem Personal verlässlich und sicher abgerufen werden können, stellt in der Entwicklung hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit sowie an die erforderlichen Authentifizierungsverfahren für den jeweiligen Zugang des berechtigten Personenkreises zum Register."
Nach dem gegenwärtigen Stand der Planungen soll das Organspende-Register dem Bundesgesundheitsministerium zufolge voraussichtlich im ersten Quartal 2024 online gehen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 14. März 2023 | 06:00 Uhr