Wirtschaftsentwicklung Mitteldeutschland weiterhin wichtiger Standort in der Logistikbranche
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28. Februar 2025, 06:27 Uhr
Der Versandhändler Amazon investiert weiter kräftig in Mitteldeutschland. Das Unternehmen hat jetzt angekündigt, ein neues Auslieferzentrum in Sachsen-Anhalt bauen zu wollen. In Könnern sollen bis zu 2.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Aber nicht nur Amazon investiert in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – auch andere große Unternehmen wie Beiersdorf und DHL siedeln sich in der Region an oder erweitern ihre Standorte.
- In Mitteldeutschland ist für die Logistikbranche gute Infrastruktur vorhanden.
- Die Bezahlung im Sektor ist allerdings noch ausbaufähig.
- Die Infrastruktur rund um die Logistikzentren muss entsprechend mitwachsen.
Die Logistikbranche in Mitteldeutschland habe sich in den letzten 15 Jahren hervorragend entwickelt, sagt Kuno Neumeier. Er ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Logivest, das die Standorte in Deutschland für Logistikunternehmen regelmäßig analysiert.
Leipzig-Halle sei aktuell eine der Topregionen, aber auch Magdeburg, Dresden und Erfurt seien gut aufgestellt. Insgesamt stehe Mitteldeutschland inzwischen besser da als viele andere Regionen: "Das ist einfach dem geschuldet, weil in Mitteldeutschland Flächenverfügbarkeit da war, gute Infrastruktur und die Rahmenbedinungen einfach gepasst haben, damit man sich einfach sehr großvolumig dort ansiedeln konnte."
Gute Infrastruktur und viele Arbeitskräfte verfügbar
Die größten Standortvorteile sieht Neumeier in der guten Autobahnanbindung und dem Frachtdrehkreuz am Flughafen Leipzig-Halle. Aber auch die Mieten und Grundstückspreise seien in Mitteldeutschland sehr moderat. Und nicht zuletzt würden Unternehmen in der Region gut Arbeitskräfte finden: "In ganz Deutschland ist das Thema Fachkräftemangel sehr stark vorhanden. Es gibt aber eine Untersuchung vom Fraunhofer-Institut und dort konnte man erkennen, dass in ganz Deutschland die Regionen Bremen und Leipzig noch einigermaßen gut mit Arbeitskräfteverfügbarkeit brillieren können."
Bezahlung in der Logistikbranche noch ausbaufähig
Auch Amazon hat die Standort-Entscheidung für Könnern mit der guten Verfügbarkeit von Arbeitskräften begründet. Das Unternehmen will nach eigener Aussage bis zu 2.000 gut bezahlte Jobs schaffen.
Neumeier zufolge liegt die Bezahlung in der Logistikbranche meist aber nur knapp über dem Mindestlohn: "Ab 15 Euro Stundenlohn aufwärts wird in den meisten Standorten bezahlt. Das geht dann je nach Tätigkeit und Führungsebene nach oben. In der Größenordnung 15 bis 21 Euro Stundenlohn kann man dort schon rechnen."
Laut dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit verdienen Logistikmitarbeiter in Mitteldeutschland im Schnitt etwa 33.000 Euro brutto im Jahr. Im bundesweiten Vergleich liegt die Region damit am unteren Ende.
Klaus Dieter Bugiel vom Logistik-Netzwerk Mitteldeutschland ist bei diesem Thema zwiegespalten: "Auf der einen Seite habe ich das Gefühl, dass wir in den neuen Bundesländern noch Nachholbedarf haben, auf der anderen Seite gibt es aber viele Arbeitgeber, die Vergünstigungen schaffen, die dort vielleicht gar nicht abgebildet sind, die das Arbeiten hier in der Region interessant machen." Er spricht von Deutschlandtickets, die einige Arbeitgeber komplett bezahlen, aber auch von kostenlosen Getränken und einer betrieblichen Altersvorsorge.
Infrastruktur muss mitwachsen
Mit der Entwicklung des Logistikstandorts Mitteldeutschland ist Bugiel sehr zufrieden. Er sieht aber auch noch Verbesserungsbedarf: "Ich habe immer das Gefühl, dass die Ansiedlungen schneller sind und die Infrastruktur nicht nachkommt beim Wachsen. Das sollte sich auf jeden Fall verbessern. Das heißt also, dass Planungsphasen verkürzt werden, Umbau- oder Anpassungsmaßnahmen schneller abgehandelt werden, sodass wir nicht ins Stocken geraten."
Region hat noch Entwicklungspotenzial
Dass es in der Logistikbranche in Mitteldeutschland tatsächlich zu einer Stagnation kommt, glaubt er allerdings nicht. Auch Logivest-Geschäftsführer Neumeier sieht noch großes Entwicklungspotenzial in der Region. Er sagt aber auch, dass die gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland dafür ausschlaggebend ist. Nur wenn die gut ist, kann auch die Logistikbranche profitieren.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 28. Februar 2025 | 06:12 Uhr