Studie zu Mediensucht Ein Viertel der Jugend hat problematischen Social-Media-Konsum
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12. März 2025, 20:27 Uhr
In Deutschland haben rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen eine problematisches Mediennutzung. Das geht aus einer DAK-Studie hervor. Untersucht wurde auch die Nutzung von Computerspielen und das Streaming.
- Auffällig ist die Nutzung sozialer Medien
- Exzessive Smartphone-Nutzung führt zu erheblichen psychischen Belastungen
- Eltern brauchen selbst mehr Medienkompetenz
Rund ein Viertel der Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren in Deutschland nutzen soziale Medien in riskantem oder süchtigen Ausmaß. Das geht aus einer aktuellen Studie der DAK Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hervor.
Rüdiger Scharf, Pressesprecher der DAK Gesundheit, sagte im Interview mit MDR AKTUELL, die Auswertung der Zahlen aus dem vergangenen Jahr zeige etwa, dass die Kinder und Jugendlichen jeden Tag 2,5 Stunden auf Social Media seien, also etwa auf TikTok und Instagram. "Hier verlieren sich viele Kinder und hier muss gehandelt werden."
Scharf zufolge versteht man unter Mediensucht eine sehr lange Nutzungszeit, die mit einem Kontrollverlust verbunden sei. "Die Kinder und Jugendlichen können nicht mehr aufhören zu spielen, können nicht mehr aufhören in den sozialen Medien zu sein, vernachlässigen soziale Kontakte, vernachlässigen die Schule", so Scharf.
Der Studie zufolge wurde bei 21,4 Prozent der Befragten eine riskante Nutzung von sozialen Medien festgestellt. Weitere 4,7 Prozent seien süchtig. 2019 habe die Zahl insgesamt bei 8,2 Prozent (riskante Nutzung) und 3,2 Prozent (pathologische Nutzung) gelegen. Im Vergleich zu 2019 sind die Zahlen damit deutlich gestiegen.
Untersucht wurde auch das Gaming. 2024 nutzten 8,6 Prozent aller Kinder und Jugendlichen digitale Spiele laut Studie problematisch. 3,4 Prozent zeigten ein krankhaftes Verhalten. Diese Zahlen seien im Vergleich zu 2019 und auch zu 2023 gesunken. Konstant hoch seien die Zahlen beim Streaming, das erst seit 2022 erfasst wird: 16 Prozent problematische Nutzer wurden für das vergangene Jahr erfasst. 2,6 Prozent gelten der Studie zufolge derzeit als abhängig.
Exzessive Mediennutzung führt zu psychischen Belastungen
Bei der Studie wurde auch das Phänomen "Phubbing" beleuchtet. Darunter versteht man die unangemessene Nutzung des Smartphones in sozialen Situationen, wie beispielsweise am Esstisch oder in Gesprächen.
35,2 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen gaben an, sie fühlten sich durch die Smartphone-Nutzung anderer Personen ignoriert. 25,2 Prozent berichten in diesem Zusammenhang von sozialen Konflikten.
Eltern brauchen selbst mehr Medienkompetenz
Rüdiger Scharf von der DAK Gesundheit appellierte an Eltern, bei dem Medienkonsum ihrer Kinder wachsam zu sein. Er sagte: "Wir erleben, dass schon Kleinkinder mit dem Smartphone aufwachsen, dass es im Spielzimmer ist, dass beim gemeinsamen Essen Smartphones am Tisch sind". Rainer Thomasius, ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) vom UKE sagte, Eltern sollten bereits deutlich früher bei riskanter Nutzung eingreifen. Neben einer konsequenten zeitlichen und inhaltlichen Regulierung der Mediennutzung sei es besonders wichtig, dass Eltern Interesse an den Online-Aktivitäten ihrer Kinder zeigen.
Der Studie zufolge legen rund 40 Prozent der Eltern den zeitlichen Umfang der Mediennutzung ihrer Kinder nicht ausreichend fest. Häufig wünschten sich Eltern selbst zusätzliche Informationen oder Hilfe.
mit dpa,AFP (paw)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 12. März 2025 | 16:17 Uhr