Versorgung Bedürftiger Höhere Preise, gestiegene Kosten, weniger Spenden: Wie die Tafeln reagieren

31. Januar 2024, 05:00 Uhr

Das Leben ist teurer geworden und damit sind auch die Kosten bei den Tafeln gestiegen. Viele mussten ihre Preise für die ausgegebenen Lebensmittel erhöhen. Hinzu kommt, dass die Spenden aus den Supermärkten deutlich zurückgegangen sind. Wie reagieren die Tafeln, um Bedürftige weiterhin zu versorgen?

Die Inflation hat auch die Tafeln erreicht – und damit die Menschen, die am wenigsten Geld haben. Die höheren Kosten für Energie und Personal schlagen sich auf die Ausgabepreise nieder. MDR Investigativ hat 41 Tafeln in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angefragt. 15 haben erklärt, dass sie in den vergangenen beiden Jahren die Preise erhöhen mussten.

Im thüringischen Weimar ist der Anstieg von zwei auf acht Euro für zwei Stiegen mit Lebensmitteln besonders hoch. Barbara ist eine von 2.500 registrierten Kunden der Tafel und sagt: "Ja, das ist schon viel. Aber ich komme ja auch nicht so oft, und von daher spart’s schon am Einkauf." Aus gesundheitlichen Gründen könne sie nicht jede Woche kommen. Dennoch: Trotz höherer Preise helfe ihr die Tafel immer noch eine Weile über die Runden zu kommen.

Frau in der Tafel
Obwohl sich die Preise bei der Tafel in Weimar deutlich erhöht haben, hilft es Barbara noch immer, über die Runden zu kommen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Dei Kostensteigerungen sind enorm und bereiten uns wirklich Schwierigkeiten.

Marco Modrow Leiter der Weimarer Tafel

Der Grund für die gestiegenen Kosten: "Wir haben zwei Autos, die unterwegs sind, die Lebensmittel abzuholen, ein Kühlauto und ein Auto für die Trockenware", erklärt der Leiter der Weimarer Tafel, Marco Modrow. "Vor ein paar Jahren hat der Liter Diesel noch ein Euro gekostet und jetzt kostet er 1,70 Euro. Das sind natürlich Kostensteigerungen, die enorm sind und uns wirklich Schwierigkeiten bereiten."

Logistikzentrum in Dresden für Tafeln in Sachsen

Ein anderes Problem kristallisiert sich im benachbarten Sachsen heraus: Laut sächsischem Tafelverband sind die Lebensmittelspenden aus den Supermärkten in den letzten zwei Jahren um 30 Prozent zurückgegangen. Das zeigt sich auch in Weißwasser. Dort reichen die Spenden aus der Region schon seit längerem nicht mehr aus, um die Nachfrage bei der Tafel zu bedienen.

Deshalb fahren die Mitarbeiter aus dem Landkreis Görlitz regelmäßig über 200 Kilometer nach Dresden. Dort betreibt der sächsische Tafelverband ein Zentrallager für Großspenden. Drei Viertel aller sächsischen Tafeln sind auf die Versorgung mit Waren aus diesem Lager angewiesen. Hersteller liefern dorthin ihre nicht verkauften Waren: vom Stoffbeutel bis zur Tiefkühlpizza.

Die abgeholten Lebensmittel werden nach Kilogramm abgerechnet. So gibt es etwa für 70 Euro knapp 900 Kilogramm. Das Logistikzentrum kostet Geld - für Miete, Betriebskosten, Personal. Einen Teil davon finanzieren die Tafeln mit ihren Beiträgen.

Und: Das Logistiksystem des Tafelverbandes soll weiter ausgebaut werden. "Das geht sicher nur mit hauptamtlichen Leuten, die das auch professionell machen können", sagt der Cheflogistiker des Lagers, Dietmar Haase. Die Angestellten müssten Verbindungen knüpfen, Spenden sammeln, den Kontakt zu Spendern halten und ständig erreichbar sein, um Ware anzunehmen. "Wenn das nicht gewährleistet ist, dann kann man das Tafelgeschäft vergessen."

Drei Stunden warten vor der Ausgabe

Die Mitarbeiter aus Weißwasser bringen die Ware dann in den Lagerraum ihrer Tafel. Hier haben sie die Preise für zwei Kisten mit Lebensmittel um 50 Cent auf vier Euro erhöht. Als die Ausgabe schließlich beginnt, haben einige Kunden schon seit drei Stunden draußen gewartet. Sie haben Sorge, dass es für sie nicht reicht.

Ich habe eine Rente von 385 Euro, habe ein Leben lang gearbeitet.

Ralf ist auf die Tafel angewiesen

Ralf zum Beispiel ist komplett auf die Tafel angewiesen, sagt er. "Ich habe eine Rente von 385 Euro, habe ein Leben lang gearbeitet", sagt der 65-Jährige. "Ich habe natürlich einen kleinen Fehler gemacht, war auch mal selbstständig und dann Konkurs. Naja, wie das nun alles nicht sein soll. Aber was willst du machen?" Zum Leben bleiben ihm pro Monat nur etwa 120 bis 130 Euro.

Mann mit Hand an Kiste mit Lebensmitteln.
Ralf sagt, dass er auch kleine Preissteigerungen deutlich spüre. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

"Ich gehe gar nicht mehr einkaufen", sagt Ralf. Vor einer Weile habe er mal eine Flasche Leinöl gekauft. "Das tut dann weh. Meine Kinder, zum Geburtstag, da gibt's nichts. Das tut alles weh, ja." Er spürt auch kleine Preissteigerungen deutlich. Laut sächsischem Tafelverband sind weitere Erhöhungen nicht auszuschließen.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR exakt | 24. Januar 2024 | 20:15 Uhr

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