Eine Frau trägt bei einer Mahnwache eine Mütze mit der Aufschrift "Keine Gewalt gegen Frauen und Mädchen". 1 min
Das BKA hat einen deutlichen Anstieg von Gewalt gegen Frauen festgestellt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Oliver Berg
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das zeigt ein neuer Bericht des Bundeskriminalamtes, der heute vorgestellt wurde

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BKA-Lagebericht Gewalt gegen Frauen nimmt in allen Bereichen zu

19. November 2024, 12:06 Uhr

Die Zahl der gegen Frauen gerichteten Gewalttaten ist in Deutschland weiter angestiegen. Das geht aus einer erstmals vom Bundeskriminalamt erstellten und am Dienstag veröffentlichten Auswertung zu Straftaten hervor, die sich überwiegend gegen Frauen richten.

Immer mehr Frauen in Deutschland sind von Gewalt betroffen. Das geht aus dem aktuellen Lagebild des Bundeskriminalamtes (BKA) hervor. So stieg im Jahr 2023 die Zahl der weiblichen Opfer von Häuslicher Gewalt um 5,6 Prozent auf 180.715. Im Jahr 2022 waren es noch knapp 10.000 weniger wie aus der Auswertung "Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten" hervorgeht. Darin heißt es: "In jeder Fallgruppe ist im Vergleich zum Vorjahr die Anzahl der weiblichen Opfer gestiegen."

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Gewalt gegen Frauen bleibt ein großes Problem in Deutschland. Dabei ist Gewalt oft nicht nur körperlich, sondern auch wirtschaftlich. Lücken im Rechtssystem setzen Frauen zusätzlich unter Druck.

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Am Dienstag haben die Bundesministerinnen für Frauen, Lisa Paus (Grüne), und für Inneres, Nancy Faeser (SPD), zusammen mit dem BKA-Vizepräsidenten, Michael Kretschmer, den Bericht in Berlin vorgestellt. "Die Zahlen und Fakten zeigen, dass Hass und Gewalt gegen Frauen ein zunehmendes gesellschaftliches Problem sind", erklärte Kretschmer. Er betonte: Dabei sei der digitale Raum "der Treiber".

Besonders stark war dem Lagebild zufolge im vergangenen Jahr der Anstieg bei gegen Frauen gerichteter digitaler Gewalt. 17.193 Opfer wurden 2023 registriert, 25 Prozent mehr als im Jahr davor. Mehr als 62 Prozent der Opfer digitaler Gewalt sind der Statistik zufolge weiblich. Die überwiegende Mehrzahl der Straftaten in diesem Bereich sind Nötigungen, Bedrohungen und Stalking. Bei minderjährigen Opfern geht es bei digitaler Gewalt mehrheitlich um Missbrauchsstraftaten.

Mehr als die Hälfte der Opfer unter 18 Jahre

Im vergangenen Jahr wurden mehr als 52.000 Frauen oder Mädchen Opfer von Sexualstraftaten wie Vergewaltigung, sexueller Belästigung und Nötigung. Das waren rund 3.000 beziehungsweise 6,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Mehr als die Hälfte der Opfer waren jünger als 18 Jahre, wie BKA-Vizepräsident Kretschmer sagte.

938 Mädchen und Frauen wurden Opfer von Tötungsversuchen, 360 von ihnen starben. Damit habe es fast jeden Tag einen Femizid gegeben, sagte Innenministerin Faeser. Das Lagebild zeige, wie alltäglich Gewalt gegen Frauen sei, sagte Familienministerin Paus.

Der Anteil an weiblichen Opfern, die im Zusammenhang mit partnerschaftlichen Beziehungen Opfer von Tötungsdelikten wurden, lag laut Lagebild bei 80,6 Prozent. Das Risiko, Opfer eines Femizids zu werden, steige mit dem Alter, erklärte Kretschmer weiter. Das Lagebild ergebe dabei eine hohe Betroffenheit der 60- bis 80-Jährigen.

Anstieg in allen Bereichen – auch bei Femiziden

Kretschmer betonte, dass die Ermittler im Jahr 2023 bei allen Taten, die sich spezifisch gegen Frauen richteten, einen Anstieg festgestellt hätten. Auch bei der häuslichen Gewalt sind mehrheitlich Frauen und Mädchen betroffen (70,5 Prozent).

Ein weiterer auffälliger Befund: Die Zahl der Straftaten, die ausschließlich auf frauenfeindlichem Gedankengut basieren, stieg im Jahr 2023 um mehr als 56 Prozent gegenüber 2022. Demnach wurden 322 Taten gegen Frauen erfasst, bei denen das Tatmotiv ausschließlich auf Vorurteile gegen Frauen oder das weibliche Geschlecht zurückgeht. Diese Taten werden dem Lagebild zufolge als Teil der Politischen Kriminalität eingestuft – darunter Beleidigung (150), Volksverhetzung (46) und Nötigung oder Bedrohung (24). Im Jahr 2022 waren es noch 206 Straftaten dieser Art.

Besserer Schutz von Frauen vor Gewalttätern geplant

Paus und Faeser hatten für diese Wahlperiode Gesetze zum besseren Schutz von Frauen vor Gewalttätern geplant. Nach dem vorzeitigen Aus der Ampel-Koalition ist nun offen, ob sie kommen. Die Familienministerin gab sich am Dienstag entschlossen, ihr Gesetz für den Ausbau von Hilfs- und Beratungsstellen noch bis zur absehbaren Neuwahl des Bundestags durchsetzen. Sie hofft nach eigenen Worten auf Unterstützung von der Union, um im Bundestag eine Mehrheit für das Gesetz zu bekommen. In der kommenden Woche werde das Kabinett das Gesetz beraten, sagte Paus.

Das "Gesetz für ein verlässliches Hilfesystem bei geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt" sieht einen Anspruch für Frauen, die Opfer von Gewalt werden, auf Hilfe und Beratung vor. Dazu müssen bisherige Angebote ausgebaut werden. Paus zufolge gibt es bundesweit rund 350 Frauenhäuser, 100 Schutzwohnungen und 600 Beratungsstellen. Das reiche nicht aus, sagte sie. Wichtiger Bestandteil des Gesetzes sei, dass der Bund in die Finanzierung der Strukturen einsteige, sagte Paus.

In einem am Dienstag veröffentlichten Video forderten 22 Prominente die Bundesregierung auf, die Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsstellen zu verbessern. Innenministerin Faeser plante indes ein Gewaltschutzgesetz, das verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings für Gewalttäter und Fußfesseln für die Durchsetzung von Kontaktverboten vorsehen sollte. Für beides warb Faeser am Dienstag erneut. Ob es dafür in den nächsten Monaten noch konkrete Regelungen gibt, ist aber offen.

MDR (mpö)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 19. November 2024 | 10:13 Uhr

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