Nach Geisterfahrer-Unfällen Experte befürwortet freiwillige Fahrtauglichkeitstests für Senioren

10. Januar 2023, 13:46 Uhr

Kürzlich gab es auf mitteldeutschen Autobahnen zwei tödliche Unfälle durch Geisterfahrer, die über 80 Jahre alt waren. Das Unfallrisiko steigt laut Statistiken bereits ab dem 75. Lebensjahr auffällig. Der Verkehrsforscher Georg Rohdinger spricht sich deshalb dafür aus, dass ältere Menschen regelmäßig ihre Fahrtauglichkeit überprüfen lassen.

Juliane Neubauer
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Zwei tödliche Unfälle auf mitteldeutschen Autobahnen, verursacht von Geisterfahrern, haben in den letzten Wochen für Schlagzeilen gesorgt. In beiden Fällen waren die Unfallverursacher über 80 Jahre alt.

Dass Geisterfahrer häufig alt seien, kann Siegfried Brockmann von der Unfallforschung der Versicherer nicht bestätigen. Denn nicht jeder gemeldete Geisterfahrer wird auch von der Polizei aufgenommen: "Viele der Fahrer, die im Verkehrsfunk gemeldet werden, sind schon wieder von der Autobahn runter, bis die Polizei da ist. Wir können also nur auf die schauen, die tatsächlich einen Unfall verursacht haben und das sind auch die, die sich besonders ungünstig verhalten. Da sind tatsächlich überproportional viele Senioren und auch davon wiederum hochbetagte Senioren dabei."

Statistiken würden Brockmann zufolge zeigen, dass das Unfallrisiko ab dem 75. Lebensjahr ähnlich auffällig sei wie bei Fahranfängerinnen und -anfängern, gemessen an den gefahrenen Kilometern. Darum empfiehlt Georg Rohdinger von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, regelmäßig sogenannte Rückmeldungsfahrten mit einem Fahrlehrer oder einer Fahrlehrerin zu machen. Die könne man zum Teil kostenlos verabreden und erfahren, wo seine Stärken und Schwächen beim Fahren liegen: "Da gibt es auch Studien zu, die zeigen, dass diese Schwächen durchaus wegtrainiert werden können, mit einer gewissen Nachhaltigkeit. Also ein bis zwei Jahre halten dann diese Trainingseffekte", sagt Rohdinger.

Eigenverantwortung der Seniorinnen und Senioren

Jährlich entscheiden sich einige Tausend Senioren und Seniorinnen in Deutschland, ihren Führerschein langfristig abzugeben, weil sie sich am Steuer nicht mehr sicher genug fühlten. Das begrüßt Verkehrsforscher Georg Rohdinger: "Letztlich ist der Punkt, ob die Senioren überlegen, den Führerschein abzugeben, natürlich ein sehr sinnvoller Punkt. Das ist genau das, was immer wieder gesagt wird: Man ist selbst verantwortlich."

Für ältere Personen in strukturstarken Regionen, wo Busse und Bahnen regelmäßig und zuverlässig fahren, mag das ein einfacher Schritt sein. Für Menschen auf dem Land sei das schwierig, bestätigt auch Falko Grube, Verkehrspolitischer Sprecher der SPD Sachsen-Anhalt: "Die Frage, wie man im Alter von A nach B kommt, ist auf jeden Fall ein großer Aspekt bei der Frage Verkehrswende im ländlichen Raum. Wie kriege ich da Bus und Bahn flächendeckend organisiert? Für die Leute, die das im Alter betrifft, ist das sicherlich die Hauptfrage."

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Keine Empfehlung für Verpflichtende Fahrtauglichkeitstests

Hierauf sollten in den nächsten Jahren Antworten gefunden werden, fordert auch Siegfried Brockmann von der Unfallforschung der Versicherer. Wie können wir die Menschen unabhängiger vom Auto machen und sichereres Fahren weiter unterstützen? Es werden mehr Kilometer gefahren und wir haben einen demographischen Wandel. Das heißt, wir werden sehr viel mehr alte Menschen am Steuer haben und deswegen sollten wir jetzt diese Diskussion anfangen. Sie ist kompliziert genug, damit wir in zehn Jahren so weit sind."

Für verpflichtende Fahrtauglichkeitstest, wie sie in anderen europäischen Ländern wie Norwegen, Spanien oder in der Schweiz ab einem gewissen Alter vorgeschrieben sind, sprach sich keiner der Experten aus.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 10. Januar 2023 | 06:00 Uhr

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