Interview Bitkom-Umfrage: Emojis helfen Männern sich besser auszudrücken
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17. Juli 2024, 11:04 Uhr
Herzen, zwinkernde Gesichter, Daumen hoch, Affen, die sich die Augen zuhalten. Emojis haben es inzwischen zu einer Art Weltsprache geschafft. In Deutschland versenden mehr als 80 Prozent der Menschen Emojis. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 1.000 Befragten ab 16 Jahren hervor. MDR AKTUELL hat darüber mit Luise Ritter gesprochen, Referentin für Medienpolitik und Plattformen und Expertin für Social Media bei Bitkom.
MDR AKTUELL: Emojis können die Kommunikation bereichern. Aber 56 Prozent der Befragten haben angegeben, dass Emojis auch schon mal zu Verwirrung geführt haben. Inwieweit denn?
Ritter: Das haben wir jetzt tatsächlich so nicht in der Umfrage abgefragt. Aber was wir aus eigener Erfahrung, auch mit Blick auf die Plattform, sagen können, ist, dass eben Emojis immer mehr Text ersetzen. Das heißt, 48 Prozent haben gesagt, sie verwenden Symbole statt Texte zu schreiben.
Damit wird die Kommunikation sehr viel weniger komplex und weniger detailliert, das kann an der ein oder anderen Stelle schon mal zu Verwirrung führen. Das hängt natürlich auch davon ab, ob ich Emojis gezielt und so einsetzen kann, dass was ich möchte, auch beim Empfänger ankommt.
Zur Interviewpartnerin Luise Ritter betreut beim Bitkom e.V. das Fachthema Medienpolitik & Plattformen. Als Referentin ist sie unter anderem für die Themen Plattformökonomie & Medienregulierung und die Filmförderung verantwortlich. Bitkom
Und dann stellt sich ja auch noch die Frage der Ironie…
Genau, das ist noch ein weiterer Punkt. Wir stellen auch immer mehr fest, dass Emojis nicht nur im Privaten, sondern auch im beruflichen Kontext vorkommen. Und auch dort: Emojis werden manchmal in einem ironischen Kontext gepostet und meinen dann was ganz Anderes.
Es gehört einfach mit dazu, glaube ich, zu der Internet-Gesellschaft, in der wir mittlerweile leben und in der Emojis einfach eine so prominente Rolle in der Kommunikation einnehmen.
Aber das ist ja schon neu, dass Emojis jetzt tatsächlich Eingang in die berufliche Kommunikation gefunden haben. Das wäre für mich früher nie infrage gekommen. Ich habe die immer nur mit Freunden und Familie verwendet. Wie verbreitet ist das denn im beruflichen Kontext wirklich?
Emojis werden nach wie vor hauptsächlich im privaten Kontext verwendet. 98 Prozent der Befragten haben angegeben, dass sie diese im Freundes-, Bekannten- und Familienkreis nutzen.
Allerdings haben Sie Recht, 29 Prozent nutzen Emojis auch im beruflichen Kontext, im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen, aber auch – und das ist sehr interessant – 19 Prozent mit den Vorgesetzten. Wir haben hier also eine deutliche Verlagerung auf den beruflichen Kontext. Vielleicht liegt das daran, dass die Hierarchien und auch die Strukturen in der Arbeitswelt einfach ein bisschen flacher geworden sind.
Was mich auch total überrascht: Es haben mehr Männer als Frauen gesagt, dass sie Emojis gerne nutzen und dass sie ihnen auch helfen, sich besser auszudrücken.
Ja, das hat mich tatsächlich auch überrascht. Männer haben zu 51 Prozent angegeben, dass sie häufiger Emojis nutzen. Bei den Frauen waren es 43 Prozent.
Die Gründe dafür mögen vielfältig sein. Vielleicht können sich Männer durch Emojis besser ausdrücken, weil sie insgesamt Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen leicht deutlich zu machen. Das ist aber nur eine Annahme. Aber es ist natürlich auch gut, denn Emotionen spielen ja eine wichtige Rolle und vielleicht ermöglichen es Emojis, diese eben auch zum Ausdruck zu bringen.
Wenn wir dieses Interview per Textnachricht geführt hätten, welches Emoji würden Sie als Abschiedsgruß an mich senden?
Wahrscheinlich den lachenden Emoji mit den beiden Händen, weil ich das Gespräch sehr angenehm fand. Und weil ich auch in meiner täglichen Arbeit Emojis verwende und deren Nutzen und positive Wirkung eigentlich im Vordergrund sehe.
Das Interview führte Maja Fiedler.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Juli 2024 | 16:24 Uhr