Ärzte und OP-Personal stehen während einer Operation am OP-Tisch.
Wenn bei einer Operation ein Fehler passiert, kann dies nun über ein neues Portal online gemeldet werden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Frank Molter

Gesundheit Neues Meldeportal für medizinische Behandlungsfehler gestartet

15. Februar 2024, 22:32 Uhr

Das Medikament oder die Dosierung verwechselt, Symptome nicht richtig gedeutet oder nach der OP den Tupfer im Körper vergessen: Solche möglichen medizinischen Behandlungsfehler können gesetzliche Versicherte ab sofort in einem neuem Onlineportal melden. Neben Kritik kann dort aber auch Lob für Ärztinnen und Ärzte hinterlassen werden.

Wenn in Arztpraxen und Kliniken etwas schiefläuft, kann das erhebliche Folgen für Patientinnen und Patienten haben. Mit dem Ziel, diese Schwachstellen besser zu erfassen und die medizinische Versorgung in Deutschland generell zu verbessern, ist am Donnerstag ein neues Meldesystem gestartet.

Das Portal "Mehr Patientensicherheit" wird von dem Verband der Ersatzkassen (vdek) angeboten, dem unter anderem die Techniker Krankenkasse, die Barmer und die DAK Gesundheit angehören. Dort können gesetzlich Versicherte aller Kassen und ihre Angehörigen online Fälle melden – wenn es etwas schlecht, aber auch, wenn etwas besonders gut gelaufen ist.

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze, sagte zum Start des Angebots in Berlin, die Perspektive der Patientinnen und Patienten sei äußerst wertvoll. Es gehe darum, systembedingte Fehlerrisiken systematisch zu erkennen und abzubauen.

Aus Meldung wird "Tipp des Monats"

Entwickelt wurde das zunächst auf zwei Jahre angelegte Projekt von der Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit. Experten der Gesellschaft sollen die über das Portal eingehenden Berichte aus Medizin, Pflege und Pharmazie sorgfältig analysieren und dann in anonymisierter Form veröffentlichen. Zudem sollen Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zur Erhöhung der Patientensicherheit wie der "Tipp des Monats" oder der "Fall des Monats" veröffentlicht werden.

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit begrüßt die Einrichtung des Portals. Es schließe eine große Lücke, weil nun auch Patienten eine Stimme erhielten.

Kritik von Patientenschützern und Ärzten

Skeptisch äußerte sich dagegen die Deutsche Stiftung Patientenschutz: Vorstand Eugen Brysch erklärte, jetzt gebe es neben den vielen Internetbewertungen, dem anonymen Meldesystem der Krankenhäuser und den Anlaufstellen für Behandlungsfehler von Krankenkassen und Ärztekammern sowie den Patientenbeauftragten noch ein neues Portal. "Doch der Mehrwert für Patientinnen und Patienten ist bescheiden", sagte er. Brysch sprach sich für einen Härtefallfonds aus, der Licht ins Dunkel der Behandlungsfehler bringen würde.

Auch die Landesärztekammer Thüringen kritisierte das Portal als Umweg. Von dort hieß es, besser sei eine direkte Kommunikation zwischen Arzt und Patient.

EuGH: Patienten haben Anspruch auf kostenlose Patientenakte

Falls diese Kommunikation nicht klappen sollte, hat der Europäische Gerichtshof vergangenes Jahr eine wichtige Entscheidung gefällt: Patienten haben grundsätzlich ein Recht, eine kostenlose erste Kopie ihrer medizinischen Akte zu bekommen. Eine Begründung, warum sie ihre Akte haben möchten, muss dabei nicht abgegeben werden.

In Deutschland haben Patienten zwar schon länger das Recht, Einblick in ihre Akte zu bekommen. Sie mussten bislang aber für die Kopie zahlen. Das gilt nun nicht mehr.

dpa/KNA (cga)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 15. Februar 2024 | 06:00 Uhr

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