Greenpeace-Studie Klimafreundliches Bahnfahren oft teurer als Fliegen
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20. Juli 2023, 11:53 Uhr
Wer klimafreundlich reisen will, muss oft tiefer in die Tasche greifen. Zugtickets innerhalb Europas sind meist deutlich teurer als der klimaschädliche Flug. Das hat die Umweltorganisation Greenpeace ausgewertet.
- Laut Greenpeace sind Flugreisen innerhalb Europas häufig günstiger als Reisen per Zug.
- Eine Verkehrsexpertin von Greenpeace fordert eine europaweite Besteuerung von Kerosin.
Innerhalb Europas müssen Reisende für das Ticket für den Zug häufig mehr zahlen als für den Flug. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Umwelt-Organisation Greenpeace. Diese hat europaweit die Ticketpreise für beide Verkehrsmittel auf 112 Strecken zu jeweils mehreren Buchungszeitpunkten verglichen.
Flüge häufig günstiger
Die Organisation teilte mit, die Bahn sei zu 71 Prozent kostspieliger für die Kunden als die klimaschädlicheren Flugverbindungen – vor allem bei kurzfristigen Reisen. Bei den 31 Verbindungen mit Start- oder Endpunkten in Deutschland war die Bahn in der Hälfte der Fälle teurer. Nur auf 23 der 112 analysierten Strecken kann die Bahn günstigere Preise anbieten.
Die krasseste Preisdifferenz registrierten die Tester auf der Strecke Barcelona–London, die mit dem Zug bis zu 384 Euro kosten sollte. Das seien 30 Mal mehr als mit dem Flugzeug bei einem Ticketpreis von 12,99 Euro. Die teuerste für Deutschland gefundene Zugstrecke ist Manchester–Köln: Im Durchschnitt kostete hier der Zug fünfmal so viel wie der umweltschädliche Flug.
Immer günstiger waren der Analyse zufolge die Züge auf den Strecken Hamburg–Brüssel und Hamburg–München. Auch wenn es Greenpeace zufolge "einige sehr effektive Zugverbindungen" wie etwa Amsterdam–London, London–Edinburgh und Toulouse–Paris (jeweils 4 bis 4,5 Stunden Zugfahrt) gibt, gehören diese Verbindungen zu den Top vier der beliebtesten Kurzstreckenflüge in Europa. Auf diesen Strecken seien die Flugpreise nach wie vor günstiger als die Zugtickets.
Forderung nach europaweiter Kerosinsteuer
Greenpeace-Verkehrsexpertin Marisa Reiserer verlangte eine europaweite Kerosinsteuer von 50 Cent pro Liter, die jährliche Einnahmen von 46,2 Milliarden Euro bringe. Diese Mittel müssten in die Bahninfrastruktur gelenkt werden. Reiserer erklärte: "Immer mehr Menschen wollen mit der Bahn reisen und auf Flüge verzichten, doch die fehlende Kerosinsteuer und weitere klimaschädliche Subventionen für die Flugindustrie verzerren die Preise. Das ist eine Bruchlandung für viele gute Vorsätze und den Klimaschutz."
Vermeintliche Schnäppchenflüge seien nur möglich, weil andere die wahren Kosten tragen, etwa durch schlechte Arbeitsbedingungen und den Folgen der Klimakrise.
dpa (kar)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. Juli 2023 | 09:30 Uhr