"Generalistische" Ausbildung Wie die allgemeinere Pflegeausbildung angenommen wird
Hauptinhalt
26. Juli 2024, 13:41 Uhr
Seit 2020 gibt es die generalistische Pflegeausbildung. Sie hat die Ausbildungsberufe Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege und Gesundheits- und Kinderkrankenpflege abgelöst. Jetzt gibt es die ersten Zahlen zu den ersten Absolventinnen und Absolventen.
- Die generalistische Pflegeausbildung ist breiter angelegt und auch EU-weit anerkannt.
- Nach der Ausbildung wird mitunter eine Vertiefung von den Absolventen gefordert.
- DRK: Abschließendes Fazit zur Pflegeausbildung ist noch zu früh.
Rund 33.600 Pflegefachpersonen haben 2023 die generalistische Pflegeausbildung in Deutschland erfolgreich abgeschlossen. Tancred Lasch ist der Pflegerische Departmentleiter am Universitätsklinikum Leipzig. Lasch findet, dass die Pflegeausbildung an der hauseigenen Medizinischen Berufsfachschule gut läuft: "Also unsere Bewertung der ersten Absolventen der generalistischen Ausbildung ist eigentlich grundsätzlich positiv. Das muss man ganz klar sagen."
Ausbildung ist EU-weit anerkannt
Nur der Übergang in die Praxis sei eine Herausforderung. Denn wer jetzt ausgebildete Pflegefachperson ist, hat in drei Jahren "ein bisschen von allem" gelernt. Die aktuelle Statistik zeigt: Kaum ein Azubi hat sich in der Ausbildung für eine Vertiefung im Bereich Gesundheits- und Kinderkrankenpflege oder im Bereich Altenpflege entschieden.
In Sachsen gab es im vergangenen Jahr 1.767 erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen. Nur 18 von ihnen haben sich auf Kinderkrankenpflege und 27 von ihnen auf Altenpflege spezialisiert. Von 945 erfolgreichen Abschlüssen in Sachsen-Anhalt gab es nur drei Altenpflege-Vertiefungen, in Thüringen waren es von 888 Abschlüssen zwölf mit Vertiefung Kinderkrankenpflege und drei mit Vertiefung Altenpflege.
Kai Kranich, Sprecher beim Deutschen Roten Kreuz Sachsen, kann die Wahl des generalistischen Ausbildungsweges schon nachvollziehen. Sie seien erstens generalistisch flexibler einsetzbar. "Und zweitens haben sie auch die Möglichkeit, sich im EU-Ausland zu bewerben, ohne, dass sie irgendwelche Nachweise erbringen müssen. Das ist bei der Altenpflege, in der Vertiefungsrichtung, nicht möglich, und das ist etwas, was natürlich geändert werden darf", meint Kranich.
Ohne Vertiefung geht es oft nicht
Wer am Leipziger Uniklinikum nach der generalistischen Ausbildung in der Kinder- und Jugendklinik arbeiten will, muss erst noch sein Wissen in Kursen vertiefen, sagt Pflegeleiter Lasch.
Auch Kai Kranich sagt mit Blick auf die Altenpflege: "Was für uns der Nachteil daran ist, ist, dass wir ein paar Sachen, die früher in der Ausbildung mit enthalten waren, zum Beispiel: Wie gehe ich mit Demenz um? Was für Möglichkeiten habe ich, um auch ältere Menschen zu mobilisieren? Dass das dann manchmal fehlt und quasi erst im eigentlichen Arbeitsprozess nach der Ausbildung gelernt werden muss."
Trotz Reform fehlen Fachkräfte
Um die generalistische Pflegeausbildung insgesamt zu bewerten, sei es zu früh. Der neue Ansatz brauche noch Zeit, meint DRK-Sprecher Kai Kranich. "Ich würde jetzt nicht sagen, dass das alles gescheitert ist. Gescheitert ist es insofern nur, dass wir jetzt nicht unbedingt mehr Leute haben, die Fachkräfte sind", erklärt Kranich. "Also der Pool der Personen, die als Fachkräfte auf den Arbeitsmarkt kommen, der ist leider leider Gottes nicht größer geworden durch diese Ausbildung."
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. Juli 2024 | 06:13 Uhr